Studenten lehnen sich in Salzburg auf und nehmen die kulturelle Förderung selbst in die Hand
Studenten lehnen sich in Salzburg auf und nehmen die kulturelle Förderung selbst in die Hand © fritz zühlke / pixelio.de

Feature

Am Wendepunkt - Aufruhr in der Mozartstadt

"Aufruhr in der Mozartstadt"
In den 1980er Jahren gerät Salzburg, bekannt für seine traditionelle Musikszene, ins Wanken, als junge Akademiker:innen aus der Stadt aufbegehren. Ihre Proteste gegen die etablierte Kulturpolitik rütteln die Öffentlichkeit auf und prägen die kulturelle Landschaft der Stadt langfristig. Ein Bericht von Ernst Weber.

Mitte der 80er Jahre befindet sich Salzburg, die Heimat von Karajan und den renommierten Festspielen, in einer kulturellen Transformation. Die Jugend fühlt sich von diesem klassischen Kulturverständnis nicht repräsentiert und sehnt sich nach einem Raum für alternative Kunst und Kultur. In den Wohnvierteln der Studierenden formieren sich Bewegungen, die ein unabhängiges Kulturhaus ins Leben rufen wollen. Nach der kurzfristigen Besetzung des Petersbrunnhof wagen sie den nächsten Schritt und fordern die Stadt auf, ein altes Brauereigelände am Rainberg zu erwerben. Da die Verhandlungen nicht fruchten, eskaliert der Unmut der Student:innen.

Kreative Protestformen und Aufmärsche vor sakralen Gebäuden sowie dem Festspielhaus sind ihre Mittel der Wahl, um gegen die herrschende Kulturpolitik zu kämpfen. Ein Höhepunkt dieser Auflehnung ist die sogenannte "bunte Demo" im Juni 1984. Hierbei erweckt der Psychologiestudent Alfred Aichinger Aufsehen, indem er sich als Bischof verkleidet von Trägern um den Domplatz tragen lässt und Kirchgänger mit einem WC-Besen segnet. Diese Aktion bringt ihm eine Anklage wegen Blasphemie ein. Im Jahr 1987 sichert die Stadt schließlich die Errichtung des Kulturzentrums ARGE Nonntal. Die damalig Beteiligten, darunter der Psychotherapeut Alfred Aichinger und Paul Donner, ein Veranstalter von Konzerten, blicken auf diese ereignisreiche Periode zurück. Bis heute treten sie mit ihrer 1983 gegründeten Band Inflagranti auf, die mit ihrem provokanten Psychorock als Symbol des Kulturumsturzes steht.

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Im Anschluß - Ein Bericht von Julia Polczer:
Jakob erlebt eine Transformation in seiner Jugend, als er mit einer psychischen Erkrankung konfrontiert wird. Er verbringt ein Jahr an der Heilstättenschule des AKHs in Wien. Ein Bericht von Julia Polczer.

"Zuerst verschlossen wir die Augen davor," beschreibt Jakob die Zeit des Schuljahres im Krankenhaus.

Die Corona-Pandemie hält Österreich im Griff, als Jakob morgens Schwierigkeiten hat, aufzustehen. Seine Freizeitaktivitäten sind zu dieser Zeit limitiert, auch als die Schulen wieder geöffnet werden, klammert er sich an seine vier Wände und schwänzt zunehmend den Unterricht. Diese Tendenz begann schleichend: Schon in der Grundschule war er ab und zu abwesend, allerdings nicht alarmierend oft. Im Gymnasium jedoch häufen sich seine Fehlzeiten trotz vorhandener Freunde und Motivation. Hilflosigkeit befällt seine Eltern. Selbst ein Schulwechsel führt nicht zur ersehnten Wende. Über die Ursachen seines Verhaltens herrscht lange Unklarheit, bis er in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wiener AKH angenommen wird. Zunächst sind acht Wochen geplant, die sich zu einem ganzen Jahr ausweiten. Rückblickend schildert der mittlerweile 15-jährige Jakob seine Erfahrungen mit der Diagnose von ADHS, Depressionen und Ängsten sowie den Aufs und Abs seines Lebenswegs.

"Am Wendepunkt - Aufruhr in der Mozartstadt" im Überblick

Am Wendepunkt - Aufruhr in der Mozartstadt

von Ernst Weber, Julia Polczer

Sendezeit Sa, 02.08.2025 | 09:05 - 10:00 Uhr
Sendung Ö1 "Hörbilder"
Radiosendung