Andreas Horchler: Der Mississippi

Entlang des Mississippi-Flusses herrschen ganz andere Bedingungen als in Städten wie New York oder Los Angeles. Die Einwohner dort sprechen gemächlicher, schätzen herkömmliche Traditionen und sind weniger informiert über globale Angelegenheiten im Vergleich zu den Menschen an den Küsten.

In Europa nennt man diesen Fluss "Old Man River". Er ist bekannt als Schauplatz für den Kampf um die Freiheit der afroamerikanischen Bevölkerung, als Hintergrund des Bürgerkriegs und als Geburtsstätte von Musikrichtungen wie Jazz, Blues und Country. Seine Länge beträgt das Sechsfache des Rheins und er entspringt im unbekannten, dünn besiedelten Minnesota. Auf seinem Weg südwärts wächst er zu einem gewaltigen Strom heran, trennt das eroberte Land im Osten von der unerforschten Weite des Westens. Dieses Gebiet ist das Herzstück Amerikas, wo aus einfachen Tellerwäschern Millionäre wurden. Es ist ein Land voller eigenartiger Charaktere, ungewöhnlicher Lebensgeschichten und einer dynamischen Kultur, die in New Orleans, am Ende des Flusses, ihren Ausdruck findet. Der Mississippi steht als Symbol für amerikanische Visionen, sowohl die erfüllten als auch die gescheiterten.