NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 16.05.2025Kleines Loblied auf das FaltbootEs gibt Erfindungen, die uns so selbstverständlich sind, dass wir kaum mehr ermessen können, welchen Gewinn an Lebensqualität sie bedeuteten, als sie tatsächlich neu waren. Das Faltboot ist so ein Fall. Einfach per pedes einen Ausflug zu machen und dann auf den Wasserweg zu wechseln, wurde erst möglich, als ein entsprechendes Patent 1907 bei Johann Klepper in Rosenheim in Serienproduktion ging. Zunächst eher in oberbayerischen Wildwassern gebräuchlich, war es bis 1925 auch in Norddeutschland populär geworden, weshalb ihm die Schiffbeker Zeitung vom 16. Mai eine kleine Ode sang. Für uns intoniert wird diese von Rosa Leu.
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Folge vom 15.05.2025Die Frau als VorgesetzteImmer wieder kommen wir in unserer Artikelauswahl auf das Thema der Emanzipation und der Frauenrechte, wobei jedes Mal, selbst bei den fortschrittlichsten Texten, die Vorurteile und Klischees, die die patriarchalen Dominanz mit sich bringt, deutlich hervortreten. Nachdem letztens über das Taschengeld der Hausfrauen nachgedacht wurde, geht es in der Wilhelmsburger Zeitung vom 15. Mai 1925 um die „Frau als Vorgesetzte“. Dass Frauen in den verschiedensten Berufen arbeiten können ist hier also bereits Ausgangspunkt einer Diskussion darüber, ob sie auch Leitungspositionen übernehmen können. Beim Versuch, die Autorenschaft des Artikels, der mit Dr. S. Elbe gezeichnet ist, zu klären, ist Stephanie aus unserem erweiterten Team eventuell auf ein Pseudonym oder ein Plagiat gestoßen, denn sie hat einen in weiten Passagen wortgleichen Artikel im Mährischen Tagblatt vom 1. Dezember 1914 gefunden, den dort J. M. Merich gezeichnet hat, wohinter sich wohl der Sexualforscher Berthold Schidlof verbirgt….Wer mehr weiß, kann uns gerne schreiben. Rosa Leu liest für dieses Zeitdokument, das offensichtlich, da schon 1914 ähnlich formuliert, nicht den neuesten Stand der Debatte abbildet, oder auf einen geringen Fortschritt innerhalb der Debatte verweist.
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Folge vom 14.05.2025Ankunft der Buslinie auf dem DorfAls ein schlagkräftiges Argument für die Notwendigkeit des individuellen Autobesitzes wird immer wieder die Situation der Landbevölkerung angeführt, die abgekoppelt vom Öffentlichen Fern- und Nahverkehr nur mit einem PKW mobil bleiben kann. Tatsächlich sieht die Lage für Menschen, die auf Bus und Bahn angewiesen sind, nach der Streichung von unzähligen unrentablen Zugstrecken und einem rudimentären Busverkehr wohl wirklich schlecht aus, so dass die Ankunft eines Busses auf dem Dorf einem Ereignis gleichkommt - wie es auch vor 100 Jahren der Fall war, als zum ersten Mal Landstriche um die urbanen Zentren herum mit Bussen angebunden wurden. In einer Miniatur schildert der Autor und Übersetzer Siegfried von Vegesack solch eine Ereignis aus der Sicht der in der Dorfschenke versammelten lokalen Bevölkerung für den Hamburgischen Correspondenten vom 14. Mai 1925. Der Autor war mit den ländlichen Regionen Bayerns vertraut, da er in den 20er Jahren in der Burgruine „Burg Weißenfels“ in der Nähe der Kreisstadt Regen lebte. Auf die Ankunft des Busses im Dorf wartet für uns Frank Riede.
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Folge vom 13.05.2025Schöne neue WeltwirtschaftWenn vom nordwestlichen Londoner Stadtteil Wembley die Rede ist, denkt man unwillkürlich an große Fußballschlachten im gleichnamigen Stadion, doch entstammt unser heutiger Artikel über „Das Programm von Wembley“ überraschend nicht dem Sport-, sondern dem Wirtschaftsressort der Altonaer Neuesten Nachrichten vom 13. Mai 1925. Anlass war eine gigantische Kolonialausstellung, die British Empire Exhibition, in dem das Stadion umgebenden Park, auf die der Text freilich auch nur am Rande eingeht. In seinem Zentrum stehen vielmehr die großen Linien der Weltwirtschaftspolitik, wie sie am Rande dieser Veranstaltung ausgehandelt wurden. Der Autor entführt uns dabei in eine Welt bilateraler Verständigungen, in der die Großmächte sich mit Deals Vorteile zu verschaffen versuchen. Warum das insbesondere Deutschland nicht zum Vorteil gereiche, erläutert Frank Riede.