NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 09.02.2020Schlafen auf dem AbstellgleisDie Berliner Wohnungsnot hatte zu Beginn des Jahres 1920 auch das Hotelgewerbe in Schwierigkeiten gebracht: Die Zahl der Zimmer war der Nachfrage nicht mehr gewachsen. Mit der Eröffnung des ersten Schlafwagen-Hotels wollte man der Misere auf besonders findige Weise begegnen. Auf den Abstellgleisen des Anhalter Bahnhofs konnten Unterkunft Suchende die Nacht in Schlafwagen verbringen – Eisenbahnromantik inklusive. In der Vossischen Zeitung vom 9.2.1920 findet sich ein begeisterter Bericht. Gelesen von Paula Leu.
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Folge vom 08.02.2020Das Ende der GlatzeMit einigem Recht kann Haarausfall als eine Geißel der Menschheit bezeichnet werden. 1920 aber sah man sich einem Ende der Glatze nah: Basierend auf Versuchen des großen Tierphysiologen und Pioniers der Luftfahrtforschung, Nathan Zuntz, der sich während des Krieges Fragen der Volksernährung zugewandt hatte, war man auf einen Zusammenhang des Wollwachswachstums von Schafen mit der Zusammensetzung ihres Futters gestoßen. Keine geheimnisvollen Tinkturen, sondern proteinreiche Nahrung ließ die Haare der Tiere sprießen. Gleiches, so das Argument Professor Dr. Carl Oppenheimers im Berliner Tageblatt vom 8.2.1920, lässt sich auch für den Menschen vermuten. Der Kahlkopf könnte somit schon bald der Vergangenheit angehören. Gelesen von Paula Leu.
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Folge vom 07.02.2020Im Osten nichts Neues?Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrags war Ostpreußen durch den polnischen Korridor vom Reich abgetrennt und der Verkehr materieller wie ideeller Güter deutlich erschwert worden. Wie genau sich die so entstandene ‚Insel‘ entwickeln würde, war zu Beginn des Jahres 1920 aber noch nicht sicher. Würde die Provinz mit ihrem Zentrum Königsberg verarmen und alle Bedeutung verlieren? Würde sie sich in die neue Friedensordnung einfügen oder zum Hort des reaktionären Widerstands werden? In einem am 7.2.1920 von der Vossischen Zeitung abgedruckten Kommentar ihres Sonderberichterstatters Julius Elbau wird deutlich, wie sehr die politische Sprengkraft der sich im Ostpreußen dieser Zeit formierenden rechten Strukturen auch von ausgewiesenen Kennern der Situation unterschätzt wurde. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 06.02.2020Demokratie und AuslieferungDer Unmut mit den Inhalten des Versailler Friedens beschränkte sich im Deutschland der Nachkriegsjahre keineswegs auf erznationalistische Kreise, sondern zog sich quer durch quasi alle politischen Lager (und hatte etwa auch den ersten demokratisch gewählten Reichskanzler Scheidemann zum Rücktritt veranlasst). Auf besonders erbitterten Widerstand stieß u.a. die von den Alliierten dort vertraglich fixierte Auslieferung von 895 prominenten deutschen Politikern und Militärs. Gegen diese Forderung bzw. deren Erfüllung wandte sich am 6.2.1920 auch ein Kommentar des Berliner Tageblattes. Es liest Frank Riede.