
Kultur & Gesellschaft
Die Heimatsuche des Dichters Rainer Maria Rilke
Rainer Maria Rilke bezeichnete sich selbst als einen "Unsteten". Er änderte oft seine Aufenthaltsorte und war heute an einem Ort, morgen schon an einem anderen. Zeit seines Lebens war er auf der Suche nach Heimat, die er in seiner Poesie zu finden hoffte. Sein einziges, im Jahr 1910 vollendetes Prosawerk, der Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", ist in Paris angesiedelt.
In dieser fremden und furchteinflößenden Metropole wendet sich Rilkes literarisches Alter Ego, der Poet Malte Laurids Brigge, von seinen bisherigen Gedichten ab. Er entwickelt eine neue poetische Herangehensweise, bei der die Literatur als "Weltinnenraum" fungiert und somit zur Heimat wird. Solch eine Art von Dichtung entsteht jedoch spontan, und Rilkes Suche nach Heimat findet erst im Jahr 1922 ein glückliches Ende: Auf dem abgelegenen Schloss Muzot im Schweizer Kanton Wallis wird er von einem mehrtägigen "Schaffensrausch" ergriffen. Dieses Erlebnis beschreibt er als das Empfangen von "Signalen aus dem All". Innerhalb kürzester Zeit verfasst er fast alle "Sonette an Orpheus" und vollendet den lange unterbrochenen Zyklus der "Duineser Elegien". In Muzot erschafft Rilke sich seinen eigenen "Weltinnenraum". Dieser Ausblick auf das eng verbundene Leben und Werk des Dichters zeigt, wie sein Einfluss bis heute anhält.
Die Heimatsuche des Dichters Rainer Maria Rilke im Überblick
Sendezeit | So, 04.05.2025 | 22:05 - 23:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk Kultur "Literatur" |