Frei weg! - Von der Liebe zum Rudern

Ich dachte immer, ich sei ein Freigeist. Jetzt, lange nach meinem fünfzigsten Geburtstag, habe ich eine Leidenschaft für einen Sport entwickelt, bei dem es ganz und gar nicht um die individuelle Kür geht.

Rudern sorgt für Blasen an den Händen. Meine erste Vierer-Tour, auf der ich 30 Kilometer zurückgelegt habe, bescherte mir an der einen Hand sechs Stück, an der anderen sogar acht. Manche von ihnen platzten bereits. Am Tag darauf geht das Ganze von vorne los.

Doch das alles macht mich glücklich. Dabei glaubte ich immer, ich sei eine kreative, unabhängige und freigeistige Persönlichkeit. Jetzt, weit über fünfzig, verliere ich mich in einem Sport, bei dem es um Disziplin geht, eisernes Durchhalten, nicht um Träumerei. Es geht darum, zusammenzuarbeiten, nicht individuell zu glänzen.

Was geht in mir vor? Warum zieht mich dieser Sport plötzlich so in seinen Bann? Ich starte einen Erklärungsversuch. Auch, damit es mir endlich selbst einleuchtet. Bei zahlreichen Rudereinheiten hatte ich ein Mikrofon mit an Bord.

Zum Autor

Der Autor Jörn Klare, Jahrgang 1965, der in Hohenlimburg geboren und im Sauerland und Ruhrgebiet aufgewachsen ist, lebt in Berlin und erhielt für seine Sachbücher, Theaterstücke und Radio-Features mehrfache Auszeichnungen. Sein Buch "Nach Hause gehen. Eine Heimatsuche" wurde 2017 mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet und er produzierte auch das gleichnamige Radio-Feature für Deutschlandradio Kultur im Jahr 2016 mit dem Titel "Nach Hause gehen".