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Herr Sejdic und Herr Finci: Bosnien-Herzegowina und die Rechte der Anderen
Seit beinahe zwei Jahrzehnten setzen sich Dervon Sejdic und Jakob Finci dafür ein, dass sie in ihrem Heimatland als Kandidaten für das Amt des Präsidenten antreten dürfen. Dies wird ihnen aufgrund ihrer jüdischen bzw. Roma-Hintergründe gemäß der Verfassung verwehrt.
Dass es mitten in Europa eine solch absurde Situation existiert, ist unfassbar. Aber dies hängt mit der Geschichte des Landes zusammen: Das Friedensabkommen von Dayton beendete im Jahr 1995 den Krieg in Bosnien und Herzegowina und verankerte eine Verfassung, die vorsieht, dass nur Kroaten, Serben oder Bosniaken als Präsidenten oder Mitglieder der Volkskammer gewählt werden dürfen. Mit dieser Regelung wollte man die Nationalisten aller Lager befrieden. Doch die Minderheiten, die in der Verfassung lediglich als "die Anderen" bezeichnet werden, wurden nicht berücksichtigt.
Sejdic und Finci zogen vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und erzielten dort im Jahr 2009 einen Sieg. Bis heute wurde das Urteil jedoch nicht in die Verfassung des Landes verankert. Die Nationalisten aller Lager zeigen kein Interesse daran, die Machtverteilung entlang ethnischer Linien zu ändern.
"Herr Sejdic und Herr Finci: Bosnien-Herzegowina und die Rechte der Anderen" im Überblick
Herr Sejdic und Herr Finci: Bosnien-Herzegowina und die Rechte der Anderen
von Zoran Solomun
Produktion: 2024
Sendezeit | Di, 03.06.2025 | 19:15 - 20:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk "Das Feature" |