Ich will mehr Nähe – und jetzt?!

Karen plant einen zweiwöchigen Aufenthalt im Haus ihrer betagten Eltern in Bielefeld, um kostbare Augenblicke mit ihnen zu erleben, bevor es womöglich zu spät ist.

Ihr besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf ihren Vater, dem sie näherkommen möchte. In ihrer Kindheit schien er nie Zeit für sie übrig zu haben. Doch auch im Ruhestand scheint für ihn alles andere Vorrang zu haben gegenüber der Beziehung zu seiner Tochter. Karen stellt sich die Frage, ob sie überhaupt einen richtigen Zugang zu ihm hat. Früher gehörte er dem linken politischen Spektrum an, ein Blumenkind mit wallendem Haar und einem Che Guevara-Bild an der Wand. Allerdings entschied er sich bei der Europawahl 2014 für die AfD, auch wenn es nur bei dieser Gelegenheit der Fall war, und Karen möchte die Gründe dafür nachvollziehen.

Die nächsten vierzehn Tage verbringt sie konstant in seiner Nähe. Eine bewusste Annäherungskur führt sie dazu, ihm zu alten Bekannten zu folgen, in Erinnerungen zu schwelgen und den regelmäßigen Stammtisch zu besuchen. Ob seine rechten Ansichten dort ihren Ursprung haben? Oder war es seine Rolle als Richter, die seine Ansichten beeinflusst hat? Gemeinsam nehmen sie Aktivitäten in Angriff, die sie zuvor nie zusammen erlebt hatten: Gerichtssitzungen beobachten, Scharade spielen, alte Verstimmungen analysieren und sportlichen Aktivitäten nachgehen. Bei der Entdeckung ihres Vaters gewinnt sie nicht nur Erkenntnisse über diese mysteriöse Generation, letztlich entdeckt Karen auch vieles über sich selbst. Schirmt sie nicht ebenfalls ihre Mitmenschen ab? Und wie kann sie verhindern, dass dieses Muster sich bei ihren eigenen Kindern wiederholt?