Über die Kinder des Zweiten Weltkrieges
Über die Kinder des Zweiten Weltkrieges © Bundesarchiv, Bild 183-19000-1661 / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

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Kinder des Krieges - Erinnerungen an Kindheitstage im Jahre 1945

Im Mai 1945, während der Vater an den Fronten kämpft, leben Klaus Zippel, seine Mutter und seine Schwester an der Elbe in Aussig, das heute als Ústí nad Labem bekannt ist. Am 19. Mai 1945 führen die Benes-Dekrete dazu, dass alle Deutschen als "politisch unzuverlässig" gelten. Ihr Besitz wird durch die tschechische Verwaltung zwangsbewirtschaftet. Es finden sowohl spontane als auch von der Regierung tolerierte Ausweisungen statt. "Nun sind sie schutzlos und ausgeliefert!", heißt es aus dem Verwaltungssitz. Klaus muss mit seiner Mutter und Schwester zum Anlegeplatz der Elbkähne gehen, um in einem dieser Boote, versteckt in der Dunkelheit, elbabwärts abgeschoben zu werden.

Barbara Knappe war erst 12 Jahre alt, als ihre Familie aus der Lausitz nach Posen zog, dem heutigen Pozna?. Ihr Vater, der sich freiwillig zum Wehrdienst gemeldet hatte, arbeitete während der Besatzungszeit als Stellwerksleiter in Polen. Später fragt sich Barbara, was ihr stiller Vater wohl über die Züge nach Osten wusste. Am 20. Januar bringt er die Familie zum Bahnhof, damit sie zu Verwandten nach Weimar flüchten. Ihren Vater wird sie nie wieder sehen.

Im Februar 1945 arbeitet Peter-Claus Lieberwirth in der Firma seines Vaters. Mit einem Lieferfahrrad verteilt er Schokolade in verschiedene Dresdner Stadtteile. Am 13. Februar ertönt Fliegeralarm, und er blickt von einem Hinterhof aus in den Himmel. Peter-Claus erzählt von der Katastrophe und von einer Litfaßsäule, in der neun Menschen vor dem Feuersturm Schutz suchten und dabei ums Leben kamen.

Der damals fünfjährige Gerhardt Grunert erlebt das Kriegsende mit seiner Mutter in Havelberg. Als die Truppen der Roten Armee näher rückten, flüchteten beide entlang der Elbe in den Wald. Auf ihrer Flucht begegnet Gerhardt jungen und sehr alten Wehrmachtssoldaten der "Armee Wenck", die nun lieber amerikanische statt russische Gefangenschaft vorziehen. Eine Menschenmasse, die wochenlang mit ihren Pferdefuhrwerken unterwegs waren, staut sich vor der Elbe. Während russische Jagdflieger aus Maschinengewehren schießen, verhindern die Amerikaner die Elbfährenüberquerung.

Johann Killer, geboren 1935, wuchs auf einem Bauernhof in Böhmisch Rothmühl auf. Trotz der Kriegswirren und der Armut erlebte er eine sorgenfreie Kindheit, bis am 14. Juli 1945 seine Familie während der ersten Vertreibungswelle deportiert wurde. Sie mussten in offenen Kohlenwaggons Richtung Sachsen reisen.

Ruth Winkelmann konnte lange nicht über die Jahre der Verfolgung sprechen und beginnt erst mit 80 Jahren zu erzählen. Sie überlebte den Nationalsozialismus als "Geltungsjüdin" zusammen mit ihrer Mutter und jüngeren Schwester in einem Gartenhaus in Berlin-Wittenau. Als die Rote Armee 1945 in Berlin einmarschierte, ist sie 16 Jahre alt. Im Versteck begreift sie, dass sie der Deportation und dem Tod entgangen sind.

Als der Schrecken des Zweiten Weltkriegs endete, ist Peter Leonhard Braun erst 16 Jahre alt. 1944 wird er mit seiner Klasse zum Bau von Panzergräben einberufen und später als Bote für die Organisation Todt eingesetzt. Im Januar 1945 desertiert er und flieht nach Berlin, um seine Mutter und Schwester zu schützen. Die letzte Nacht des Krieges wird für Peter Leonhard Braun zur schlimmsten seines Lebens. Er verbringt sie mit seiner Mutter und Schwester auf einem Dach in der Knesebeckstraße in Berlin, während russische Truppen darunter das Gebäude durchsuchen.

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"Kinder des Krieges - Erinnerungen an Kindheitstage im Jahre 1945" im Überblick

Kinder des Krieges - Erinnerungen an Kindheitstage im Jahre 1945

von Alexa Hennings; Matthias Körner; Ruth Kinet; Tobias Barth

Mit Lena Stolze; Henning Nöhren

Produktion: 2020

Sendezeit Sa, 03.05.2025 | 09:00 - 09:35 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Feature"
Radiosendung