Konzert des Münchener Kammerorchesters

Hermann Hesse bemerkte einst, dass jedem Beginn ein Hauch von Magie innewohnt. In diesem Sinne eröffnete das Münchener Kammerorchester, gegründet vor 75 Jahren, seine Jubiläumssaison unter dem Motto "Wonderland" von Lewis Carroll mit einem zauberhaften musikalischen Sonnenaufgang: Joseph Haydns Symphonie Nr. 6 "Le Matin".

Das Eröffnungskonzert am 16. Oktober wurde vom niederländischen Dirigenten Bas Wiegers geleitet, einem der drei "Associated Conductors" des Orchesters. Der 51-Jährige präsentierte Werke von der Wiener Klassik bis zur zeitgenössischen Musik und spannte damit den Bogen über das gesamte Repertoire des Ensembles.

Ein besonderes Highlight war die deutsche Erstaufführung eines gemeinsam mit dem MKO initiierten Auftragswerks: Das Violakonzert "No templates" des Schweizer Experimentalmusikers Dieter Ammann. In dieser Komposition wendet sich Ammann erstmals einer unverfälschten, doch wohlüberlegten Tonalität zu, die sogar Anklänge an ein Lied von Schubert zulässt – als Hommage an seinen engen, 2024 verstorbenen Komponistenfreund Wolfgang Rihm.

Wieder einmal konnte das MKO einen herausragenden Solisten gewinnen: den Bratschisten Nils Mönkemeyer, der erläutert, dass Bratsche und Orchester in einen intensiven musikalischen Dialog treten, bei dem das Orchester ähnlich einem Schatten der Solostimme wirkt und ein dynamisches Wechselspiel der Energien entfaltet.

Abschließend dirigierte Wiegers einen Klassiker der frühen Moderne – Charles Ives’ Dritte Symphonie. Der Titel "The Camp Meeting" nimmt Bezug auf religiöse Versammlungen aus der Jugendzeit des amerikanischen Klangvisionärs. Ives hat für die Symphonie traditionelle Kirchenhymnen so arrangiert und kombiniert, dass die Grenzen der Tonalität auf raffinierte Weise ständig verändert werden.