Konzert von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Ein bedeutendes Ereignis in der Münchner Isarphilharmonie: Der charismatische Londoner Dirigent mit lockigem Haar, Robin Ticciati, kommt zurück zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, um eines der bemerkenswertesten Werke der französischen romantischen Epoche, "Roméo et Juliette" von Hector Berlioz, zu leiten.

Bereits der von Berlioz erfundene Begriff "Symphonie dramatique" deutet auf den innovativen Geist seiner Komposition hin, die zwischen Symphonie, Oper und Oratorium angesiedelt ist. In Anlehnung an Beethoven setzte sich der begeisterte Shakespeare-Verehrer Berlioz im Jahr 1838 mit einem ambitionierten Ziel auseinander: "Ich entschloss mich, ein Meisterstück zu schaffen - eine einzigartige und kraftvolle Komposition voller Einfallsreichtum und Gefühl." Diese Vision hat der experimentierfreudige Klangschöpfer Berlioz zweifellos verwirklicht.

Das kompakte Libretto von Émile Deschamps verzichtet darauf, direkt aus Shakespeares Werk zu zitieren; die zentrale Szene der Liebe zwischen Romeo und Julia wird stattdessen ganz der expressiven Klangfarbe des Orchesters überlassen. Ebenso berühmt ist das darauf folgende virtuose und schwebende Scherzo der Feenkönigin Mab, der Herrin der Träume. In der reichhaltigen Partitur von Berlioz, die mit fernen Chören und räumlichen Klang-Effekten spielt, verschwimmen regelmäßig die Grenzen zwischen Illusion und Realität. Schließlich, als Pater Lorenzo die verfeindeten Häuser der Montagues und Capulets in einem Eid der Versöhnung vereint, entfesselt Berlioz alle gesanglichen und instrumentalen Mittel für ein glanzvolles Finale.

Begleitet wird Ticciati von drei herausragenden Solisten: der kanadischen Mezzosopranistin Julie Boulianne, dem französischen Tenor Valentin Thill und dem britischen Bass William Thomas, die er aus seiner Tätigkeit als musikalischer Leiter der Glyndebourne Festival Opera nach München bringt.