Münchner Philharmoniker

Kent Nagano hegt seit jeher eine besondere Zuneigung zur Musik Frankreichs. Zu Beginn des Oktobers trat der 73-jährige Dirigent mit einem ausgewählten französischen Konzertprogramm erneut bei den Münchner Philharmonikern auf. Dieses Programm umfasste insbesondere das Thema des Meeres in seinen vielfältigen Erscheinungsformen. Im Fokus stand Claude Debussys impressionistisches Meisterstück "La mer", das abseits von realistischen Klängen den Geist des Meeres zwischen unendlicher Weite und drohenden Gefahren erforscht.

Nagano führte diesen thematischen Ansatz mit zwei Kompositionen des Klanginnovators Hector Berlioz fort. Das Meer dient auch als Szenerie im düsteren Liederzyklus "Les nuits d’été", in dem Berlioz sechs Gedichte von Théophile Gautier aus der Sammlung "La comédie de la mort" vertont hat. Für diese teils spielerischen, teils düsteren Liebeslieder wählte Nagano die französische Mezzosopranistin Marianne Crebassa als ideale Interpretin. Effektvoll platzierte Nagano Berlioz' selten gespielte Konzertouvertüre "Le Corsaire" am Schluss, die die zwiespältige Natur eines Piraten zwischen Zuneigung und Reue im gleichnamigen Antihelden von Lord Byron widerspiegelt.

Ob auch die für die Münchner Philharmoniker komponierte Auftragsarbeit von Rodolphe Bruneau-Boulmier, einem engen Freund Naganos, sich thematisch mit dem Element Wasser auseinandersetzt, sollte die Uraufführung am 8. Oktober zeigen. Der spanische Titel "Caída libre - Freier Fall" weckte jedenfalls schon im Vorfeld Interesse an dem neuen Orchesterwerk des 1982 in Paris geborenen Komponisten, der zudem als Produzent und Moderator bei France Musique tätig ist. Nagano kennt sich mit Bruneau-Boulmiers Musik aus und hat in Berlin gemeinsam mit seiner Frau Mari Kodama ein Klavierkonzert sowie eine Kammeroper zum Abschluss seiner Hamburger Zeit aufgeführt.