Der Mama-Mythos hat sich mit der Emanzipation nicht verflüchtigt, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm. Sie studierte spät, als Mutter von zwei Kindern, und wurde mit 50 Jahren Professorin an der Universität Fribourg. Heute ist sie emeritiert, forscht weiter und liebt das Tanzen.
«Ich bin eine Spätzünderin», sagt Margrit Stamm, die als Kind nie gedacht hätte, dass sie einmal studieren würde. Sie wuchs in Schachen in Aarau in einer Arbeiterfamilie auf, wurde Lehrerin und verliebte sich in einen Medizinstudenten. Nachdem sie zunächst für den Unterhalt sorgte, drehte das Paar die Rollen später um: Margrit Stamm begann zu studieren, ihr Mann stieg in die Familienarbeit ein. Als sie später, als die die Kinder schon ausgeflogen waren, eine Professur in Fribourg bekam, führten die beiden eine glückliche Fernbeziehung.
Ihre besten Jahre, sagt Margrit Stamm im Rückblick, begannen nach ihrer Pensionierung: Sie gründete ein eigenes Institut und schätzt heute die Freiheit, ohne institutionelle Verpflichtung zu forschen. Margrit Stamm scheut sich nicht, Träume umzusetzen, die ihr wichtig sind: Mit über 60 Jahren begann sie, Ballett zu tanzen. In «Musik für einen Gast» spricht sie über ihre wachsende Leidenschaft für Musik, über die überhöhten Ansprüche an Mütter und erzählt, weshalb sie ein Labyrinth-Tattoo auf dem Handgelenk trägt.
Die Musiktitel:
1. Simon and Garfunkel - El condor pasa
2. Wind of Change - Scorpions
3. Gefangenenchor, aus Giuseppe Verdis Oper «Nabucco»
Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Kammerorchester
4. Kapelle Nogler - Da Siena a Sent
5. Leonard Cohen - Hallelujah

Talk
Musik für einen Gast Folgen
«Musik für einen Gast» – die besondere Talkshow auf SRF 2 Kultur: Ein Mensch und seine Musik. Persönlichkeiten – ob aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft – erzählen über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Träume und Visionen und vor allem über die Musik, die sie geprägt hat und ihnen wichtig ist.
Folgen von Musik für einen Gast
49 Folgen
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Folge vom 11.05.2025Margrit Stamm: «Man hat immer etwas an den Müttern auszusetzen»
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Folge vom 04.05.2025Marcus Signer: Nach jedem Dreh folgt die dunkle ZeitIn seiner Jugend jobbte er bei McDonald's und wurde gefeuert, weil er das Salatblatt stets in den falschen Burger legte. Er machte sich in der freien Berner Theaterszene einen Namen und trat regelmässig am Stadttheater Bern auf. Seinen Durchbruch erlebte Marcus Signer 2014 als Hauptdarsteller im Film «Der Goalie bin ig» der Verfilmung von Pedro Lenz’ Bestseller. Diese Rolle, die ihm den Schweizer Filmpreis einbrachte, veränderte alles, sagt er. Signers Leben gleicht einer Achterbahn. Auf Dreharbeiten folgt die Depression. Wenn seine Filmfamilie gehe, werde es schwierig, sagt er. Schwer, den Tagen Struktur zu geben und die Einsamkeit zu ertragen. Wie er vor Jahren in die Drogen abstürzte, warum Unbeständigkeit eine der wenigen Konstanten in seinem Leben ist, und was ihm seine 2000 Schallplatten bedeuten, erzählt Marcus Signer in «Musik für einen Gast» bei Simon Leu. Die Musiktitel: 1. Modern Jazz Quartet - Concorde 2. The Beatles - Revolution 3. Kurtis Blow – The Deuce 4. Wynton Marsalis – One by one 5. The Rolling Stones – Going Home
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Folge vom 27.04.2025Robert Knöll: «Alte Bilderrahmen sind meine Passion»Robert Knöll ist Kunsthistoriker und Bilderrahmer. In seinem Atelier, das die grösste Sammlung barocker Bilderrahmen beherbergt, setzt er Kunstwerke gekonnt in Szene. Kunstsammler, Museen und Galerien vertrauen ihm, wenn es darum geht, berühmte Werke in den passenden Rahmen zu setzen. Ein Handwerk, das in seiner Familie eine lange Tradition hat: Schon sein Vater war ein leidenschaftlicher Sammler und Bilderrahmer. Nach dessen Tod übernahm Robert Knöll den Familienbetrieb, doch für ihn war dieser Schritt weit mehr als nur berufliche Verantwortung – er war eine Bestimmung. «Die Beschäftigung mit Bilderrahmen ist nicht nur mein Beruf, es ist meine Passion», sagt Robert Knöll, und es ist spürbar, dass diese Leidenschaft weit über den Arbeitsalltag hinausgeht. In seinen Träumen erscheinen Bilderrahmen, die ihn in seiner Freizeit genauso begleiten wie im Beruf. Wenn es darum geht, ein berühmtes Kunstwerk neu zu rahmen, reist er zu Museen in ganz Europa, um die perfekte Wahl zu treffen. Es fasziniert ihn immer wieder, wie die Wirkung eines Bildes sich verändert, je nachdem, wie es gerahmt wird. Bereits als Kind war Robert Knöll von Archäologie begeistert – der Blick hinter die oberste Schicht, das Entdecken von Geschichte und Kultur. Diese Faszination für Details und den Kontext von Kunstwerken zieht sich durch sein gesamtes Leben und wirkt sich auf seine Arbeit aus. In «Musik für einen Gast» bei Eva Oertle spricht Robert Knöll über seine Faszination für alte Rahmen und erklärt, warum sie oft im Schatten der eigentlichen Kunstwerke stehen. Er erzählt von einem besonderen Stück aus seiner Kindheit – einem echten Donatello, der über seinem Bett hing und heute einen Platz in einem Museum hat. Und er spricht über seine Liebe zum Cello und der Musik von Brahms. Die Musiktitel: 1. Johannes Brahms Cello Sonate No. 1 in E Moll, 1. Satz Pieter Wispelway, Cello / Dejan Lazić, Piano 2. Talking Heads - Sugar on My Tongue 3. Johann Sebastian Bach – Toccata und Fuge für Orgel d-Moll, BWV 565 Hannes Kästner, Orgel 4. Pippi Langstrumpf, Original TV Serie – Seeräuber-Opa Fabian Eva Mattes, Gesang / Georg Riedel, Komponist 5. Franz Schubert – 7. Ständchen aus dem Schwanengesang, Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt Vladimir Horowitz, Klavier
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Folge vom 20.04.2025Schwester Veronika: «Musik erzeugt farbige Landschaften in mir»Eine katholische Nonne bei «Musik für einen Gast» am Ostersonntag: Das mag wenig überraschen. Dass sie sich selbst als «Freelance Schwester Veronika» bezeichnet, Melodien, Rhythmen und Instrumente in Farben wahrnimmt und auch im Gym Musik hört, vielleicht schon eher. Als Veronika Ebnöther 20 Jahre alt war, veränderte ein Besuch in einer Zürcher Kirche ihr Leben. Sie spürte die Berufung, dass sie sich ihrem Glauben und ihrer Beziehung zu Gott hingeben sollte – voll und ganz. Heute ist Schwester Veronika eine von rund 80 sogenannten «geweihten Jungfrauen» in der Schweiz. «Das klingt aber so verstaubt», sagt sie selbst und verwendet deshalb lieber den Begriff «Freelance Schwester». Im Gegensatz zu den meisten katholischen Nonnen lebt Schwester Veronika nicht in einem Kloster und ist selbst für ihr Einkommen verantwortlich. So hat sie mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Gefängnisseelsorge und leitet ein Gesprächsatelier, in dem sie Menschen begleitet, die Rat suchen oder sich mehr Tiefe oder spirituelle Verbundenheit in ihrem Leben wünschen. Bei ihren Beratungen kommen manchmal auch Farben und Pigmente zum Einsatz. Denn Schwester Veronika hat diesbezüglich eine ganz besondere Wahrnehmung: Sie ist Synästhetikerin. «Einfach erklärt sind die Sinne in meinem Kopf nicht getrennt. Wenn ein Reiz reinkommt, werden alle gleichzeitig aktiviert.» Wie sich das anfühlt und warum die Forschung die Synästhesie mit einem LSD-Trip vergleicht, erklärt Schwester Veronika eindrücklich in dieser Ausgabe von «Musik für einen Gast», moderiert von Melanie Pfändler. Die Musiktitel: 1. Eros Ramazzotti – Per me per sempre 2. Eros Ramazzotti - Se bastasse una canzone 3. Sting / Robert Downey Jr. – Every Breath You Take aus der Serie Ally McBeal 4. Beckah Shae - Heartbeat 5. Diana Krall feat. Bryan Adams – Feels Like Home