Im Laufe ihrer nun auch schon bald 30-jährigen Laufbahn hat sich Emilíana Torrini immer wieder erfolgreich und überzeugend neu erfunden – von den für erstes Aufhorchen sorgenden trip-hoppigen Elektro-Pop-Anfängen wie "Unemployed In Summertime" über intim-akustische Kleinode à la "Sunnyroad" bis hin zum mitreißenden und nachhallenden Überschwang ihres größten Hits "Jungle Drum". Am Freitag erscheint ihr neues Album "Miss Flower". Dies wird übrigens auch das erste seit elf Jahren sein, mit dem sie als Solokünstlerin in Erscheinung tritt. Ein Grund war, so erklärt Torrini, dass sie ein wenig den Bezug zur eigenen Musik verloren hatte: "Wenn ich auf der Bühne stand, habe ich darüber nachgedacht, wie ich meine Wäsche erledige. Da wusste ich: Es ist an der Zeit, eine Pause zu machen." Ein bisschen "Urlaub vom Ich", wenn man so will. Und so beschloss sie, ihre künstlerische Komfortzone zu verlassen, in der Hoffnung, auf sozusagen fremdem Terrain wieder zu sich selbst zu finden. Neben einer Gesangsrolle in einem isländischen Theaterstück, beteiligte sie sich an experimentellen Gemeinschaftsarbeiten mit Kid Koala und The Colorist Orchestra. Und es scheint funktioniert zu haben: "Miss Flower" zeigt eine vertraut begeisternde, und doch einmal mehr "neue" Emilíana Torrini. Dass das Album vom Dachbodenfund einer Kiste mit Liebesbriefen an die verstorbene Mutter einer Freundin inspiriert wurde, ist sicher nicht die einzige spannende Geschichte, die sie erzählen kann, wenn sie uns im studioeins besucht!

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Folge vom 17.06.2024Emilíana Torrini
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Folge vom 14.06.2024Ina WestGold und Orange, die Farben der auf- beziehungsweise untergehenden Sonne, fängt die in Berlin lebende polnische Musikerin Ina West auf ihrer neuen EP ein. Die vier Stücke erforschen die Grenzen der elektronischen Tanzmusik und wurden während Wests Schwangerschaft als Video-Performance auf der Insel Lanzarote aufgenommen. "Ich wollte den Zustand des Loslassens festhalten, eine ätherische und spirituelle Leichtigkeit bei der Auseinandersetzung mit den Einschränkungen, die das Leben bringt", erklärt die Sängerin, Pianistin und Produzentin ihr Ansinnen, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht nur schwanger war, sondern sich zudem mit einer chronischen Krankheit konfrontiert sah. Zur musikalischen Umsetzung kombinierte sie analoge und digitale Synthesizer mit dem Klang "organischer" Element wie dem Cello und Aufnahmen aus der Berliner Geräuschlandschaft. So erschuf sie einen flächigen, warmen Sound, der einen spannenden Kontrast zu ihren direkten, treibenden Dance-Beats bildet.
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Folge vom 13.06.2024VarleyDas irisch-deutsche Trio hat kürzlich sein zweites Album "Face To Punch" veröffentlicht. Geschrieben wurden die leichtfüßigen Pop-Songs in einer von Mücken belagerten Hütte in Brandenburg, thematisch bittet Sängerin Claire-Ann Varley ihr "inneres Kind um Vergebung". Das weist schon darauf hin, dass sich Varley textlich nicht mit Banalitäten aufhalten, und auch der dezent gewalttätig anmutende Albumtitel, demzufolge Claire-Ann ihr "Gesicht als Punchingball" anbietet, ist eher als Metapher für größtmögliche und gelegentlich eben schmerzhafte Offenheit zu verstehen. Denn obwohl sie mit dem Ansatz gestartet waren, diesmal mehr "Lieder über Liebe" zu schreiben, mussten Varley feststellen: "Es geht einfach nicht." Also verhandeln sie einmal mehr alles rund ums Thema "psychische Gesundheit", und tun dies abermals auf einnehmende, optimistische Art, sodass die Musik auf "Face To Punch" bei allem textlichen Tiefgang stets einen ermutigenden "safe space" darstellt – so wie es die Band für ihre Mitglieder tut.
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Folge vom 10.06.2024TatiaAm vergangenen Freitag hat die in Berlin lebende georgische Musikerin Tatia ihre Debüt-EP "We Were Heroes" veröffentlicht. Heute stellt sie sich und ihre liebevoll arrangierten, verträumt-melancholischen Pop-Songs im studioeins vor. Dass Tatia Kurashvili, wie sie mit vollständigem Namen heißt, just von einer gemeinsamen Norddeutschland-Tournee mit Tiflis Transit zurückgekehrt ist, wirkt fast schon wie kosmische Fügung – stammt sie doch aus ebenjener Stadt, nach der sich ihre Konzertreisepartner teilweise benannt haben. Und Tiflis spielt auch in Tatias Musik eine Rolle, genauer gesagt inspirierten sie Heimweh und das Vermissen alter Freund:innen dort beispielsweise zu dem Song "The Streets You Walk". Kein Wunder also, dass den sommerlich-leichten Sound des Stückes eine bittersüße Note durchzieht. Ein nicht eben leicht verdauliches Thema behandelt auch der Titelsong, in dem sie die Alkoholsucht ihres Vaters und das schwierige Verhältnis zu ihm verarbeitet, und dabei klanglich der Trauer einen ansteckenden, optimistischen Trotz entgegenstellt. Ein gelungenes Erstlingswerk von einer vielversprechenden jungen Künstlerin!