Macclesfield, nahe und südlich von Manchester gelegen, wurde 2004 von der britischen Zeitung The Times der wenig ruhmreiche Titel als "kulturloseste Stadt" des Landes verliehen – und das, obwohl beispielsweise Ian Curtis und Stephen Morris von Joy Division dort gelebt hatten. Wahrscheinlich würde das Urteil 2025 deutlich positiver ausfallen, hat sich doch nicht nur 2006 (auch als Reaktion auf die Schmähung) die "Literarische und philosophische Gesellschaft Macclesfield" gegründet, sondern 2019 zudem das dort beheimatete Trio Cassia sein Debütalbum "Replica" veröffentlicht. Mit dessen tanzbaren Pop-Songs, denen bei aller Energie auch immer eine gewisse Melancholie innewohnt, und zu deren Inspirationsquellen Jazz wie Afro-Beat gehören, machten Sänger und Gitarrist Rob Ellis, Bassist Lou Cotterill und Schlagzeuger Jacob Leff sich bereits viele Freunde. Der 2022 in Berlin aufgenommene Nachfolger "Why You Lacking Energy?" vergrößerte die Fan-Gemeinde unter Beibehaltung des Stils noch einmal signifikant, und nach abermals drei Jahren erschien nun am 11. April das Drittwerk "Everyone, Outside", eingespielt im eigenen Studio der drei in Macclesfield. Von dort aus ging es noch vor Veröffentlichung des Albums auf die erste Headliner-Konzertreise durch die USA und Mexiko. Momentan befinden sich Rob, Ellis und Jacob auf großer Europa-Tour, die sie am morgigen 7. Mai auch ins Neuköllner Hole 44 führen wird. Tags zuvor besuchen sie uns im studioeins, um sich im Interview vorzustellen und natürlich mit ein paar live gespielten Songs auf das "richtige" Konzert einzustimmen.

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Folge vom 06.05.2025Cassia
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Folge vom 02.05.2025Øystein SkarZum musikalischen Ausklang der studioeins-Woche lädt uns der norwegische Pianist und Komponist Øystein Skar in sein "Heim" ein – denn nichts anderes bedeutet der Titel seines Albums "Hem" ins Deutsche übersetzt. Dass dieses sein Debüt, zumindest sein erstes unter eigenem Namen ist, heißt übrigens keineswegs, dass wir es hier mit einem Neuling zu tun haben. Schließlich war er jahrelang Mitglied der überaus erfolgreichen norwegischen Band Highasakite, die für ihren atmosphärisch-gefühlvollen Pop-Sound bekannt war (und ist). Auch hat er bereits mit diversen Jazz-Größen zusammengearbeitet, Auftragsarbeiten für das Fernsehen wie für Chöre, Tanz- und Theaterkompanien erstellt und war Teil einiger interessanter Projekte, die sich mit experimenteller elektronischer Musik befassten. Für "Hem" setzt er ganz auf die Wirkung seines Klavierspiels, erschafft einnehmende, mitunter verträumte Soundlandschaften, aus denen hier einzelne Töne glockenhell hervorperlen, dort beinahe übersprudelnde Klangkaskaden aufhorchen lassen. So gelingt dem 1985 geborenen Musiker ein stimmungsvolles, fesselndes Werk, das ganz ohne Gesang und Stimme zu faszinieren weiß. Mehr erfahren wir von Øystein Skar selbst, denn er besucht uns heute im studioeins, um erst im Interview von sich zu erzählen und uns anschließend am Klavier in die Welt seines "Hem" zu entführen.
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Folge vom 30.04.2025Ray LozanoDer japanische Begriff "Kintsugi" bezeichnet, vereinfacht gesagt, eine Reparaturtechnik, bei der die "schadhaften" Stellen des betreffenden Gegenstandes nicht kaschiert, sondern stattdessen vielmehr durch die Beimischung von Gold- oder Silberpigmenten zum Klebstoff bewusst betont werden und so zu einem wichtigen Teil von dessen ganz eigenem, besonderen Charakter werden. Sicher nicht zufällig erinnert es daran, wenn im Zusammenhang mit Ray Lozanos neuem Album "Silk & Sorrow" von der "simplen Wahrheit" die Rede ist, die besagt: "In Rissen und Brüchen liegt der eigentliche Glanz." Dementsprechend ist die in Köln geborene und lebende deutsch-philippinische Musikerin kaum an oberflächlichem Blendwerk, an "Politur und Perfektion" interessiert, sondern lässt ihren gefühlvollen Songs zwischen Pop und Neo-Soul Raum zum Atmen und sogar für vermeintliche kleine "Fehler", die sich nicht selten als genau die richtige Entscheidung entpuppen. Mit ihrem 2023 veröffentlichten Debütalbum "Pairing Mode" sorgte sie für einiges Aufsehen – von einem "Meilenstein der deutsch-asiatischen (Pop-)Kultur war zu lesen – und wurde zudem mit dem renommieren Holger-Czukay-Preis ausgezeichnet. Nicht weniger gelungen ist nun der Nachfolger "Silk & Sorrow", gedacht als tröstlicher Begleiter für die stillen Stunden der späten Nacht, in denen man sich manchmal ein wenig verständnisvolle Gesellschaft wünscht.
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Folge vom 29.04.2025Lisa HarresLisa Harres kann sich einiges auf ihre Visitenkarte schreiben; vermutlich sogar mehr, als wofür eine solche normalerweise Platz bietet: Schriftstellerin, Filmemacherin, Produzentin und Theatermusikerin sind nur einige der Tätigkeiten, die sie bereits ausgeübt hat beziehungsweise immer noch ausübt. Als wäre dies nicht genug und hätten die Tage der in Berlin lebenden gebürtigen Darmstädterin mehr als die üblichen 24 Stunden, kann sie seit dem 28. März auch noch "Time As A Frame", ihr Debütalbum als Solo-Künstlerin, mit berechtigtem Stolz unter den vollbrachten Leistungen aufführen. Zwei Jahre lang arbeitete sie gemeinsam mit ihrem engen Freund, dem Komponisten, Multiinstrumentalisten und Produzenten Ralph Heidel im Funkhaus Berlin an dem neun Lieder und drei Zwischenspiele umfassenden Werk. Als "Chamber Pop" bezeichnet die Musikerin selbst das Ergebnis, und das trifft es recht gut: Zu sparsam aber wirkungsvoll arrangierten Klavier- und Holzbläserklängen singt Harres von "Märchenhaftem und Mystischem, von Freundschaft und Selbstreflexion, vom Alleinsein und der Fähigkeit, sich selbst zu halten, sowie dem Bedürfnis, gehalten zu werden." Heute Abend verwandelt Lisa Harres das studioeins in eine ganz besondere, stimmungsvolle "Kammer der Popmusik", denn sie besucht uns für ein Interview und stellt anschließend selbstverständlich noch einige Songs live vor.