
Klassische Musik
NDR Elbphilharmonie Orchester
Krieg, Kummer, Trauer, Abschiede und Tod - die Kompositionen dieses Konzertprogramms beschäftigen sich mit schweren und ernsten Themen, die alles andere als "leicht verdaulich" sind. Doch bei welchen Melodien fühlen wir intensiver und wo berühren sie unsere Seele stärker als bei der Beschäftigung mit diesen zeitlos aktuellen, tragischen Angelegenheiten? Nachdem Maestro Semyon Bychkov seinen Auftritt im Januar aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, kehrt er nun zum NDR Elbphilharmonie Orchester zurück. Er wird Dmitrij Schostakowitschs monumentale Achte Symphonie mit Richard Strauss' melancholischen "Vier letzten Liedern" vereinen.
Die Achte Symphonie von Schostakowitsch entstand 1943, im unmittelbaren Anschluss an den Triumph der sowjetischen Armee über die deutschen Truppen in Stalingrad. Stalins Kulturfunktionäre sahen in dieser sogenannten "Stalingrad-Symphonie" offiziell keine Feier, sondern ein ehrwürdiges Gedenken an die Kriegstoten. Doch wer mit Schostakowitschs Schaffen vertraut ist, weiß, dass darin weitaus mehr steckt. Wovon erzählen die verzweifelten Ausrufe im Trauermarsch des ersten Satzes? Und welche Bedeutung hat die erbarmungslose, brutale Rhythmik des dritten Satzes? Offenbar richtet der Komponist seine Aufmerksamkeit auch auf andere Opfer: die, die wie er unter Ausgrenzung, Freiheitsentzug sowie psychischer und physischer Gewalt zu leiden hatten.
Ebenso hatte Richard Strauss die Schrecken des Zweiten Weltkriegs miterlebt, und so komponierte er fünf Jahre später seine »Vier letzten Lieder«. In diesem reflektierten, traumhaft-melancholisch schönen Alterswerk verabschiedete sich der 84-jährige Komponist 1948 von der Welt, die er kannte. Im Bewusstsein des nahenden eigenen Endes, wählte der "letzte Romantiker" der europäischen Musikgeschichte vier Gedichte von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff zur Vertonung, die von Vergänglichkeit handeln. Mit faszinierend schönen Orchesterklängen und Gesangsmelodien blickte der erfahrene Künstler auch auf sein eigenes Werk zurück. In der Aufführung des NDR Elbphilharmonie Orchesters wird die Solopartie von der schwedischen Sopranistin Christina Nilsson übernommen, die zuletzt mit ihrer kraftvollen und strahlenden Stimme in den Gurre-Liedern begeisterte.
"NDR Elbphilharmonie Orchester" im Überblick
NDR Elbphilharmonie Orchester
von Strauss, Schostakowitsch
Mit Leitung: Semyon Bychkov / Christina Nilsson, Sopran
Elbphilharmonie, Hamburg
18. September 2025
| Sendezeit | Mi, 19.11.2025 | 20:03 - 22:00 Uhr |
| Sendung | BR-KLASSIK "Konzert" |