Diese Mütter und Väter haben eine unvorstellbare Hölle durchlebt. Was heißt das für die Kinder der jüdischen Mütter und Väter, die der Schoa durch Glück oder Zufall entronnen sind, während viele ihrer Verwandten ermordet wurden? Tief ins kollektive jüdische Gedächtnis hat sich die empfundene Schuld gefräst, unverdient überlebt zu haben, während die anderen, die Besseren sterben mussten. Damit verbunden ist der unausgesprochene Vorwurf an die angeblich undankbaren Kinder. Dafür haben wir überlebt, dass du dich uns gegenüber so benimmst.
Manchmal kam es mir vor, als hätte mich meine Mutter nur geboren, um jemanden zu haben, dem sie Vorwürfe machen kann. Das schreibt Michel Bergmann über seine verstorbene Mutter. Sie konnte schimpfen und mich bemuttern im selben Augenblick. Das Buch ist ein ehrliches Buch einer sehr schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung. Alles andere als eine Abrechnung oder eine Verurteilung. Denn dieses Buch ist auch eine Liebeserklärung an die Mutter, die der Sohn so sehr vermisst – mit diesem Buch nimmt Michel Bergmann seine Mutter in den Arm, er erklärt sich ihr und sie erklärt sich ihm.
„Mameleben oder das gestohlene Glück“, so heißt das Buch. Es ist im Diogenes Verlag erschienen, das Buch hat 244 Seiten und es kostet 25 Euro.
https://www.diogenes.ch/leser/titel/michel-bergmann/mameleben-9783257613353.html

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DOMRADIO.DE stellt Autorinnen und Autoren vor und stellt ihnen die Gretchenfrage.
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Folge vom 28.03.2023Ein Interview mit Michel Bergmann / 'Mameleben / oder das gestohlene Glück'
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Folge vom 23.03.2023Ein Interview mit Alois Prinz über sein Franz von Assisi Buch / Tierschützer, Minimalist und FriedensstifterTaugt Franz von Assisi zum Vorbild für eine ökologische Neubesinnung? Wird dabei nicht vergessen, dass Franziskus in einer ganz anderen Zeit gelebt hat und wir diese Zeitspanne von achthundert Jahren nicht einfach überspringen können? Oder kann er uns trotz dieser tiefen Kluft, die ihn von uns trennt, tatsächlich noch Orientierung geben? Diese Fragen stellt sich Alois Prinz in seinem Buch "Franz von Assisi / Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter“. Ein Buch für Jugendliche ab 12 Jahren, aber ebenso erhellend für alle Erwachsene. Erschienen ist es im Verlag Thienemann-Esslinger. Das Buch hat 272 Seiten und es kostet 17 Euro. Im DOMRADIO.DE Interview erzählt Alois Prinz, was ihn an Franziskus begeistert, wie er sich ihm auch zu Fuß genähert hat und warum er glaubt, dass Franziskus uns gerade heute als großes Vorbild dienen kann. https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/franz-von-assisi-isbn-978-3-522-30590-7
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Folge vom 13.03.2023David Ranan über 'Kirche, Schuld und synodaler Weg' / Was Galileo, die Judenverfolgung und den Missbrauchsskandal verbindetDie allgemeine Wut über die Vertuschung des sexuellen Missbrauchs hat den Reformforderungen innerhalb der Kirche Auftrieb gegeben. Jetzt scheint alles auf dem Tisch des Synodalen Wegs zu liegen: Anerkennung der Homo-Ehe, priesterlicher Zölibat, Frauen in der Hierarchie – doch ist das Ganze mehr als ein aussichtsloses Unterfangen? In den letzten 50 Jahren hat die Katholische Kirche drei Versuche unternommen, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen – bei Galilei, der Judenverfolgung und dem tausendfachen sexuellen Missbrauch Schutzbefohlener. Doch all diese Fälle lassen zweifeln: Ist die Kirche überhaupt fähig, Verantwortung für ihre Taten und ihr Versagen zu übernehmen? Die wohl älteste Institution der Welt hat ihre Langlebigkeit nicht durch Zaghaftigkeit erreicht, ist eher unnachgiebig als flexibel gewesen. "Würde die Kirche die Idee Christi vom 'Apparat' trennen, wäre sie in der Lage, die Lehren Christi weiter zu predigen und lebendig zu halten und gleichzeitig die notwendigen Korrekturen an sich vorzunehmen", schreibt David Ranan in seinem Buch "Kirche, Schuld und synodaler Weg". Im DOMRADIO.DE Interview erläutert er anhand der drei genannten Fälle, wieso aber die Erfolgschancen einer Läuterung gering sind. https://dietz-verlag.de/isbn/9783801206529
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Folge vom 30.01.2023Ein Interview mit John von Düffel / Buchtipp: 'Das Wenige ist das Wesentliche / Ein Stundenbuch'Die großen, übergreifenden Erzählungen haben ihre Verbindlichkeit verloren. Das Sinnbedürfnis des Einzelnen ist geblieben. Wo Sinn war ist Suche'. Das sind Zitate aus dem Buch: „Das Wenige und das Wesentliche. Ein Stundenbuch“ von John von Düffel. Seine lyrischen Notizen über den Sinn des Lebens stellen die großen zentralen Fragen, die uns umtreiben. "Ein Gedankengedicht" hat der Autor selbst seine erhellenden Betrachtungen genannt. Im DOMRADIO.DE Interview spricht von Düffel über seine Sinnsuche und warum der Asket der Zukunft ein Asket ohne Gott und Gebet ist. John von Düffel / 'Das Wenige und das Wesentliche. Ein Stundenbuch' / Dumont Verlag / 106 Seiten / 23 Euro. https://www.dumont-buchverlag.de/buch/dueffel-das-wenige-9783832182205/