Tech-Milliardäre wollen den Mars besiedeln, um die Menschheit zu retten
Tech-Milliardäre wollen den Mars besiedeln, um die Menschheit zu retten © Nino Satria / freeimages.com

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Wie Tech-Milliardäre sich die Zukunft vorstellen

Im Jahr 2018 befördert Elon Musk seinen leuchtend roten Tesla Roadster ins Weltall, und ein Buch befindet sich im Handschuhfach: "Foundation" von Isaac Asimov. Diese Wahl ist kein Zufall. Wer Musks Zukunftsvisionen verstehen möchte, erhält hier wichtige Hinweise.

Lange Zeit hatten libertäre Science-Fiction-Konzepte nicht den Einfluss, den progressive Zukunftsideen besaßen – heute jedoch dienen sie als Inspirationsquelle für Tech-Milliardäre wie Musk und Peter Thiel. Warum fällt es scheinbar leichter, sich das Ende der Erde und eine Flucht ins All auszumalen, als die Überwindung des Kapitalismus?

In "Foundation" von Isaac Asimov wird eine Zukunft geschildert, in der eine kleine Elite mithilfe mathematischer Vorhersagen die Menschheit durch eine Phase des Verfalls leiten soll. Nach diesem Konzept entsteht eine neue Ordnung nicht durch demokratische Entscheidungen, sondern durch gezielte Interventionen im Hintergrund. Musk sieht sich oft als eine Art Hari Seldon – jemand, der kommende Herausforderungen erkennt und rechtzeitig entsprechende Maßnahmen ergreift. Für ihn stellt die Marskolonie keinen Abenteuertrip dar, sondern einen Plan zur Rettung der Menschheit.

"Foundation" ist jedoch keineswegs die einzige Science-Fiction-Erzählung, die die Vorstellungen heutiger Tech-Milliardäre beeinflusst. Viele ihrer Zukunftsbilder stammen aus einer spezifischen Art von Science Fiction: libertären oder techno-oligarchischen Darstellungen, die in der Vergangenheit nicht den Einfluss hatten, den sie heute genießen. Während Science Fiction häufig mit progressiven Visionen in Verbindung gebracht wurde, die auf Gleichheit, Zusammenarbeit und ökologischen Wandel setzen, gewinnen aktuell zunehmend marktlibertäre Zukunftsvorstellungen an Bedeutung.

Die Erde wird nicht mehr als ein zu schützender Ort angesehen, sondern als ein Planet, der durch menschliches Versagen schon verloren ist. Die Zukunft, die Musk, Thiel oder Bezos ins Auge fassen, ist keine postkapitalistische Gesellschaft, sondern eine, in der sich diejenigen, die die Mittel dazu haben, dem drohenden Zusammenbruch entziehen können.

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Zum Autor

Jennifer Stange ist eine Journalistin und Feature-Autorin, die sich in ihren Arbeiten intensiv mit der Arbeitswelt sowie Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der politischen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Schon seit langer Zeit interessieren sie Science-Fiction-Themen und Zukunftsfragen, die sich an der Schnittstelle von Technologie, Ethik und Gesellschaft bewegen. Sie hat Philosophie und Geschichte studiert, schreibt unter anderem für die "Blätter für deutsche und internationale Politik" und ist in diversen Rundfunkanstalten tätig.

"Wie Tech-Milliardäre sich die Zukunft vorstellen" im Überblick

Wie Tech-Milliardäre sich die Zukunft vorstellen

von Jennifer Stange

Sendezeit So, 06.07.2025 | 09:30 - 10:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Essay und Diskurs"
Radiosendung