Nach der Landtagswahl in Thüringen im Oktober 2019 gestaltet sich die Regierungsbildung schwierig. Der bis dahin regierende linke Ministerpräsident Bodo Ramelow kommt mit Grünen und SPD auf keine Mehrheit mehr. Die CDU lehnt es ab, Ramelow zu unterstützen, bekommt aber sonst auch keine Mehrheit zustande. Mit der AfD zu regieren – der zweitstärksten Kraft im neuen Parlament – schließen alle aus.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bietet CDU und FDP an, dass sie doch eine Minderheitsregierung bilden könnten, die von der AfD unterstützt wird. Darauf gehen CDU und FDP aber nicht ein.
Am 5. Februar 2020 kommt es zur Ministerpräsidentenwahl. Grüne und SPD unterstützen Bodo Ramelow von der Linkspartei. Die AfD stellt einen eigenen Kandidaten auf. Erwartungsgemäß bekommt keiner eine absolute Mehrheit. Im dritten Wahlgang, wo die einfache Mehrheit reicht, stellt die FDP zusätzlich ihren Fraktionschef Thomas Kemmerich auf. Dank der AfD bekommt er eine Stimme mehr als Ramelow und wird Ministerpräsident. Die Aufregung ist groß.
Tags drauf kündigt Thomas Kemmerich seinen Rücktritt an. Vorausgegangen war bundesweite Empörung, auch innerhalb von Union und FDP. Bundeskanzlerin Merkel nennt den Vorgang unverzeihlich.
Wie ging es weiter? Kemmerich bleibt kommissarisch bis zum 4. März 2020 im Amt. Bis dahin einigen sich CDU und FDP zusammen mit Linken, Grünen und SPD auf das weitere Vorgehen. Bodo Ramelow soll eine Minderheitsregierung führen. Auch wenn die CDU ihn nicht wählt, kommt er im dritten Wahlgang auf mehr Stimmen als der von der AfD nun neu aufgestellte Björn Höcke.

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Folge vom 30.01.2025Thomas Kemmerich (FDP) wird mithilfe der AfD Ministerpräsident in Thüringen | 5. und 6.2.2020
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Folge vom 26.01.2025Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust" | 28.1.1979Das Wort "Holocaust" zog erst mit der gleichnamigen Serie 1979 in die deutsche Sprache ein – und das war nicht das einzige, was diese US-Serie bewirkte. Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.
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Folge vom 25.01.2025Anschlag auf SWF, um "Holocaust"-Ausstrahlung zu verhindern | 18.1.1979Am 18.1.1979 detonierte ein Sprengsatz am Sender Koblenz des Südwestfunks – an jenem Abend, als die erste Folge von "Holocaust" im Fernsehen lief. Ähnliches passierte beim WDR in Münster. Der Verdacht fiel schnell auf Neonazis, die schon zuvor in Publikationen dazu aufgerufen hatten, die Ausstrahlung der Serie zu verhindern. Der Verdacht bestätigte sich: Ein Nazi aus Wiesbaden wurde schließlich als Täter ermittelt und zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt.
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Folge vom 14.01.2025Albert Schweitzer erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels | 16.9.1951Sein Engagement in Lambaréné und in Sachen Abrüstung und Frieden bringt Albert Schweitzer (1875 - 1965) etliche Ehrungen ein. 1952 erhält er den Friedensnobelpreis, bereits ein Jahr zuvor den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Am 16. September 1951 bedankt sich Albert Schweitzer in der Frankfurter Paulskirche dafür auf seine unaufgeregt nüchterne Art: Seine Rede trägt den programmatischen Titel "Der Geist muss Tat werden".