Im Oktober 2000 bringt Friedrich Merz – damals Fraktionsvorsitzender der Union – den Begriff Leitkultur erstmals in die politische Debatte ein, und zwar in einem Interview mit der Rheinischen Post am 18. Oktober. Das Interview wird nicht im Wortlaut abgedruckt, sondern nur indirekt wiedergegeben, im entscheidenden Satz heißt es: "Nach Auffassung des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz müssen sich Zuwanderer, die auf Dauer hier leben wollen, einer gewachsenen freiheitlichen deutschen Leitkultur anpassen." Und: "Zur maßgeblichen Leitkultur zählt Merz beispielsweise die Überzeugung, dass auch Zuwanderer einen eigenen Integrationsbeitrag leisten müssten; dass sie sich dabei anpassen müssten an die in diesem Land gewachsenen kulturellen Grund-Vorstellungen." Von den Regierungsparteien und der FDP erntet Merz damals erwartungsgemäß heftige Kritik, aber auch seine eigenen Parteifreunde sind nicht begeistert. Eine Woche nach Erscheinen des Artikels überwiegt in der CDU die Kritik an Merz – im Beitrag unter anderem von Günther Öttinger, Heiner Geißler und Laurenz Meyer. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel verteidigt Merz zwar, vermeidet es aber, das Wort zu wiederholt.

Kultur & Gesellschaft
Archivradio – Geschichte im Original Folgen
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Folgen von Archivradio – Geschichte im Original
934 Folgen
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Folge vom 18.09.2024Merz propagiert "Leitkultur" – Union streitet | 25.10.2000
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Folge vom 18.09.2024Angela Merkel kickt Friedrich Merz weg | 23.9.2002Der Tag nach der Bundestagswahl. Angela Merkel, seit 2 Jahren CDU-Vorsitzende, reklamiert jetzt auch den Fraktionsvorsitz für sich. Den hatte bis dahin Friedrich Merz inne, der schließlich zu ihrem Stellvertreter degradiert wird.
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Folge vom 13.09.2024Entdeckung des Ötzi: Reinhold Messner ist vor Ort | 27.9.1991Am 19.9.1991 entdecken deutsche Urlauber beim Wandern in den Ötztaler Alpen eine Gletschermumie. Es ist der später nach seinem Fundort benannte Ötzi, die zu dem Zeitpunkt älteste Mumie der Welt – ein sensationeller historischer Fund. Direkt nach der Entdeckung gehen die Spekulationen los. Wie alt ist die Leiche? Was trieb der Mann in den Bergen? Was war die Todesursache? Einer der Ersten am Fundort ist der Extrembergsteiger Reinhold Messner, der nach einem ersten Augenschein der Gletschermumie seine Theorien zur Herkunft des Ötzi entwickelt. In einer Aufnahme vom 27.9.1991 schildert er seine Eindrücke. Der Mann im Eis wird zu einem Fall für die internationale Spitzenforschung. Prähistoriker Konrad Spindler erläutert ein paar Tage später, am 30.9.1991, im Interview seine ersten Erkenntnisse zum Ötzi.
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Folge vom 13.09.2024Reinhold Messner und Peter Habeler kehren vom Mount Everest zurück | 23.5.1978Reinhold Messner begründete seinen Ruf als Extrembergsteiger in den 1970er- und 1980er-Jahren. Er war der erste Mensch, der alle Achttausender bestiegen hat. Er war der erste, der allein einen Achttausender bezwang. Und er war zusammen mit Peter Habeler der erste, der ohne zusätzlichen Sauerstoff auf den Mount Everest stieg. Das war am 8. Mai 1978. Zwei Wochen später, unmittelbar nach ihrer Rückkehr, erzählen die beiden im Südwestfunk von der Expedition.