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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 11.10.2023Ein Blick auf die SpeisekarteDie Niederbarnimer Zeitung erschien im seit 1920 zu Groß-Berlin gehörenden Ortsteil Friedrichshagen, und insofern macht es sehr viel Sinn, dass sich unser heutiger Artikel aus deren Ausgabe vom 11. Oktober 1923 mit der Speisekarte beschäftigt; schließlich war Friedrichshagen am Müggelsee seit langem ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner und mit entsprechend Gastronomie gesegnet. Von einzelnen örtlichen Lokalen wird uns Paula Rosa Leu in ihrer Lesung indes nichts berichten. Dem Autor geht es eher um allgemeine kulturhistorische Aspekte; und – wie mittlerweile in fast allen Texten, die wir hier im Podcast zur Anhörung bringen – um die prekäre ökonomische Lage vor einhundert Jahren, die sich selbstredend auch auf den Speisekarten der Zeit abbildete. Zahlen, wieviel genau ein Schnitzel damals kostete, erfahren wir nicht. Die Niederbarnimer Zeitung kostete seinerzeit auf jeden Fall 5 Millionen Mark – und war damit im Vergleich zu den Organen der eingesessenen Hauptstadtpresse noch einigermaßen günstig.
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Folge vom 10.10.2023Nach dem Verbot der BVZVor vier Tagen hatte die Berliner Volks-Zeitung den Küstriner Putsch kommentiert und damit in den Augen des zuständigen Militärbefehlshabers gegen dessen Auflagen verstoßen, nach denen nur amtliche Mitteilungen zu dem Putsch abgedruckt werden durften. Daraufhin konnte die BVZ am 8. und 9. Oktober nicht erscheinen. In der Ausgabe vom 10. Oktober 1923, die 6 Millionen Mark kostete, legt sie nicht nur ihre Sicht auf das Verbot dar, sondern informiert ihre Leser:innen auch wieder über die weiterhin angespannte Lage in Deutschland. Paula Rosa Leu informiert uns.
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Folge vom 09.10.2023Emil Ludwig über das Ermächtigungsgesetz 1923Beim Begriff Ermächtigungsgesetz denken wir zuallererst an den 24. März 1933, die Machtergreifung der NSDAP. Weniger bekannt ist, dass es eine durchaus „positiv“ besetzte Vorgeschichte von Ermächtigungsgesetzen im Verlauf der Weimarer Republik gab. So auch in der extremen Krisensituation der Hyperinflation etwa 10 Jahre zuvor. Das Kabinett Stresemann strebte ein temporär begrenztes Ermächtigungsgesetz an, um die finanzpolitischen Maßnahmen rasch umzusetzen. Am 9. Oktober zeichnete sich bereits ab, dass Stresemann die im Parlament notwenige Zweidrittelmehrheit bekommen könnte. Im 8-Uhr-Abendblatt des Tages, dass für 7 Millionen zu erwerben war, reflektiert der zweifelsfrei dem liberal-demokratischen Spektrum zurechenbare Publizist Emil Ludwig das Ermächtigungsgesetz mit spürbaren Sympathien. Uns informiert über Stresemanns Pläne und Ludwigs Position dazu Frank Riede.
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Folge vom 08.10.2023Luftbahnhof Tempelhofer Feld eröffnetDas heute so beliebte riesige und unbebaute Gelände mitten in Berlin waren im Mittelalter die Ländereien des Templerordens, später war es ein militärisches Exerziergelände und eine Pferderennbahn. Mit der Weimarer Republik und der Eingemeindung des Geländes nach Groß-Berlin 1920 stellte sich die Frage, was mit dem Gelände anzufangen sei. Wir haben hier im Podcast die Fragen nach einer möglichen Bebauung und der Nutzung als Parkanlage dokumentiert. Das Gelände besaß aber dank diverser Flugshows seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch eine Tradition als Ort der Aviatik. Die Notwendigkeit, die Wege der Luftpost zu beschleunigen und den sprunghaft wachsenden Passagier-Luftverkehr zu bedienen, machten das Feld zu einem idealen Ort für einen Flugbahnhof, wie es damals in der Presse hieß. Nach längeren Verhandlungen war es dann am 8. Oktober 1923 so weit: der Flughafen wurde feierlich eröffnet. Doch selbst die Maschinen hoben nicht so schnell ab, wie der inflationsbedingten Zeitungspreise. Die Vossische, die am Tag der Eröffnung in ihrer Abendausgabe über diese berichtete, kostete bereits 4 Millionen Mark. Während aktuell auf dem Tempelhofer Feld die Feierlichkeiten zum hundertsten Jubiläum des Flughafens laufen, war Paula Rosa Leu für uns vor 100 Jahren dabei.