NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
-
Folge vom 13.11.2024Die Hamburger Erstaufführung von Richard Strauss’ ‘Intermezzo’Dass Richard Strauss in den Jahren der Weimarer Republik der in Deutschland meistgespielte zeitgenössische Opernkomponist war, bedeutete nicht, dass alle seine Uraufführungen große Erfolge wurden. Seiner „bürgerlichen Komödie“ Intermezzo beispielsweise, mit der sich der Komponist selbst zum 60. Geburtstag beschenkte, war kein durchschlagender Erfolg beschieden. Zu den Kritikern dieses Werkes zählte nicht nur Strauss‘ etatmäßiger Librettist Hugo von Hofmannsthal, der des Komponisten Versuch, diesmal selbst den Text zu seiner Oper zu verfassen, für wenig gelungen hielt. Auch der Kritiker Rudolf Philipp, der am 13. November 1924 im Hamburger Anzeiger die hanseatische Erstaufführung des wenige Tage zuvor in Dresden welturaufgeführten Opus besprach, empfand Intermezzo eher als Peinlichkeit. Wie Strauss hier seine eigene Ehe auf die Bühne brachte und warum das dem Rezensenten viel zu privat war, erläutert uns Frank Riede.
-
Folge vom 12.11.2024Auf Darwins Spuren ins Paradies GalapagosDie Internationalität der Hamburger wie der Berliner Tageszeitungen aus den 1920er Jahren erstaunt uns immer wieder aufs Neue. Kaum ein Winkel der Welt, in den uns die Reisejournalisten jener Zeit in den vergangenen knapp fünf Jahren noch nicht entführt haben. Und wenn doch, wird das vermutlich nicht mehr lange so bleiben. Auf den Galapagos-Inseln vor der Küste Ecuadors waren wir tatsächlich bislang noch nicht, aber das wollten die Harburger Anzeigen und Nachrichten offenbar nicht länger auf sich sitzen lassen. Zwar hat man keinen eigenen Korrespondenten dort hinschicken können, dafür aber einen Reisereport des amerikanischen Forschers William Beebe so ergriffen rezipiert, dass es am 12. November 1924 im Bericht darüber mit der Erzählerperspektive zwischen dritter und erster Person munter durcheinander geht. Für uns auf Darwins Spuren ins Paradies begibt sich Rosa Leu.
-
Folge vom 11.11.2024Nachtstücke aus den Hamburger RevolutionstagenAls sich Ende Oktober 1918 Matrosen in Wilhelmshaven weigerten im Rahmen eines sicher verlorenen Krieges gegen die britische Flotte, und damit in den sicheren Tod, auszulaufen, begann eine Entwicklung, die sich über das ganze Deutsche Reich ausweitete und in die Geschichte als Novemberrevolution einging. Um die sich ausweitende Meuterei zu unterdrücken wurden Teile der Truppen nach Kiel verlegt, wo sich die dortigen Arbeiter und Soldaten mit ihnen solidarisierten und die rote Fahne der Revolution in der Stadt hissten. In der Nacht vom 5. auf den 6. November schwappte die Revolution auf Hamburg über, eine Gruppe von Soldaten entwaffnete die Boote im Hafen und gewannen die Besatzungen für die Sache. Anschließend wurde der Elbtunnel, der Hauptbahnhof und das Gewerkschaftshaus besetzt und in einem blutigen Kampf die Kaserne eines reichsstreuen Regiments in der Bundesstraße eingenommen. Der Hamburger Anzeiger vom 11. November druckte einen Artikel, gezeichnet mit dem Pseudonym „Spectator“, ab, in dem an die Revolutionsnächte in Hamburg erinnert wurde. Frank Riede stürzt sich für uns in die Wirren der Hamburger Revolutionstage.
-
Folge vom 10.11.2024St. Pauli einst und jetztDer Mythos des heutigen Hamburger Stadtteils St. Pauli reicht weit ins 19. Jahrhundert zurück, als die seit 1833 so bezeichnete Gegend noch außerhalb der nächtens geschlossenen Stadttore lag – und wohl gerade deshalb dazu prädestiniert war, sich zum bevorzugten Aufenthalts- und Vergnügungsort für die in Hamburg vor Anker liegenden Seeleute zu entwickeln. Unser heutiger Artikel aus den Altonaer Neuesten Nachrichten vom 10. November 1924 zeichnet diese Geschichte nach und belegt, dass St. Pauli damals – entgegen anderslautender Berichte in der internationalen Presse – noch immer oder wieder ein buchstäblich weltoffener Tummel-, Feier- und Begegnungsplatz für Menschen aus allen denkbaren Weltgegenden war. Als historischer Text verwendet eben dieser dabei auch die ein oder andere Vokabel, die heutzutage nicht mehr gebräuchlich ist bzw. als diskriminierend empfunden wird und nähert sich auch der Prostitution auf St. Pauli aus gewohnt patriarchaler Perspektive. Es liest Rosa Leu.