Diensterklärung - Eine Selbstbetrachtung für mehrere Stimmen

In ihren späten vierziger Jahren kann sie dem Einfluss der Fernsehbilder nicht entkommen: Szenen von Menschen, die sich auf gefährlich vollen Schlauchbooten im Mittelmeer befinden, von erschöpften Personen an Zäunen und von Menschen, die auf der Flucht sind. Deshalb fasst sie den Entschluss, aktiv zu werden, und zwar nicht nur durch das Spenden von Sachgütern oder Geld, sondern auch durch das Hingeben eines besonders wertvollen Gutes: ihrer Zeit. Zeit, die sie normalerweise mit ihrer Familie und ihren Freunden verbrachte, mit dem Genuss von Musik oder der Erholung von ihrem Beruf. Zunehmend kümmert sie sich stattdessen um Geflüchtete, ähnlich wie viele andere es tun. Doch ihr Einsatz für die Gemeinschaft fordert von ihr hohe Opfer.

Auch dieses Hörspiel von Chris Ohnemus sticht durch einen durchdringenden und dennoch zutiefst menschlichen Blick auf unsere Realität hervor. Ihre Beobachtungen hat sie kunstvoll verdichtet, und sie erweitert dadurch das Bild von Flüchtlingen und Helfern, das oft nur in Schwarz-Weiß erscheint, um dringend benötigte, lebendige und manchmal unbequeme Schattierungen in Grau.