Echo. Burlesque von Jan Wagner

Die Nymphe Echo, die dazu verdammt war, stets zu wiederholen, wurde letztlich zu einer Mischung aus Steinen und Klang. In welchem Medium könnte ihr, vielstimmig und auf komplexe Weise, Körper und Gefühl mit einer Prise Humor und Melancholie besser zurückgegeben werden als in einem Hörspiel?

Wenn wir jemanden lieben, tun wir dann nicht dasselbe wie Echo, indem wir stets nachahmen? Dies könnte sich in eine Art Melodie verwandeln: Es beginnt unsicher, gerät zu einem Schwall von Tönen, entwickelt sich zur Herausforderung, zu einem Klagelied, schließlich zu einem Streit zwischen vier unterschiedlichen Aspekten jener sagenhaften Nymphe, deren Fluch es war, ständig die letzten Worte anderer zu wiederholen. Verborgen im Wald wandelte sie sich zu Stein. Narziss, der Gegenstand ihrer Zuneigung, erscheint hingegen nur als Hall in der Sprache, als Erinnerung oder schlicht als einfaches Echo – beispielsweise im Zedernhain: "Oh, schöne Bottiche!" Und wer könnte ausschließen, dass am Ende dieser neuen Interpretation eines klassischen Dramas nicht doch ein Neuanfang und etwas wie kürzlich gefundenes Glück steht?

Das Werk "Echo. Burlesque" markiert die dritte Vereinigung der kreativen Köpfe: Komponist Sven-Ingo Koch, Regisseur Leonard Koppelmann und Dichter Jan Wagner. Es ist zudem der letzte Teil ihrer Trilogie, die sich mit antiken Themen in zeitgenössischen Darstellungsformen befasst.

Zum Autor

Der 1971 in Hamburg geborene Jan Wagner wirkt als Dichter, Übersetzer englischsprachiger Poesie und Essayist in Berlin. Neben seinen Gedichtbänden, zuletzt "Die Live Butterfly Show" (2018), gab er auch Essays heraus, darunter "Der glückliche Augenblick" (2021), und verfasste Hörspiele. Zu den zahlreichen Ehrungen, die ihm zuteilwurden, zählen der Preis der Leipziger Buchmesse (2015) sowie der Georg-Büchner-Preis (2017).