Vergewaltigt und ermordet – der Fall einer jungen Ärztin in Kolkata erschütterte diesen Sommer die indische Öffentlichkeit. Trotz monatelanger Demonstrationen ist der Fall noch immer nicht aufgeklärt. Es ist kein Einzelfall: Im patriarchalen Indien grassiert eine wahre Vergewaltigungs-Epidemie.
Fast 90 Frauen werden in Indien jeden Tag vergewaltigt, oft von Gruppen, oft besonders brutal. Und das sei nur die Spitze des Eisbergs, sagen Expertinnen. Viele Fälle würden in Indien gar nicht erst angezeigt: Aus Scham, aus Angst vor den Tätern oder mangelndem Vertrauern in die polizeilichen Ermittlungen. 
Den Grund für die hohe Zahl von Vergewaltigungen sehen viele im indischen Gesellschaftssystem, das Männer traditionell höher wertet als Frauen. Schuld sei das patriarchalische System, sagt eine Demonstrantin in Kolkata. 
Schärfere Gesetze bis hin zur Todesstrafe für die Täter haben den Anstieg der Vergewaltigungen nicht verhindern können. «Um die Vergewaltigungskultur zu bekämpfen, muss man auch die Mikro-Aggressionen bekämpfen, den Frauenhass, den Alltagssexismus», sagt der Sozialaktivist Harish Sadani. Er und sein Team setzen auf Sensibilisierung in Schulen. Während die frühere Regierungsangestellte und Aktivistin Yogita Bhayana sich für politische Reformen einsetzt, etwa für höhere Frauenquoten in der Politik und bei der Polizei.   
Doch allen ist klar: Der Kampf gegen die Vergewaltigungskultur wird noch länger dauern.
                
                
            
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    Folge vom 29.11.2024Der lange Kampf gegen die Vergewaltigungskultur in Indien
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    Folge vom 22.11.2024Unter Druck – Die Ukraine mit dem Rücken zur WandNach über tausend Tagen Krieg sind die Menschen in der Ukraine zermürbt. Sie wollen ein Ende des Krieges, aber kein Ende, das es Russland erlaubt, in wenigen Jahren die Ukraine erneut anzugreifen. Der ukrainischen Armee fehlt es an Soldaten, Waffen, Munition. Und es fehlt an einer klaren Strategie des Westens. Was ein US-Präsident Trump für die Ukraine bedeutet, weiss niemand. Wie zuverlässig Deutschland und Westeuropa hinter der Ukraine stehen, ist zweifelhaft. Unter dem steigenden Druck spricht auch die ukrainische Führung öffentlich über mögliche Verhandlungen mit Russland. Aber welche Chancen auf einen gerechten Frieden gibt es? Und wie empfinden die Menschen in der Ukraine diese Debatten? «Es verunsichert mich, und es tut weh, dass abgesehen von Slogans und schönen Worten wenig Taten folgen», sagt die Ukrainerin Ljudmyla Hotytsch. «Wir wollen den Krieg hier und jetzt beenden. Gebt uns die Mittel dafür. Ihr reicht uns eine Hand und fesselt die andere. So werden wir langsam sterben».
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    Folge vom 15.11.2024Baden verboten! Wie Englands Flüsse zu Abwasserkanälen wurdenIn Grossbritannien ist die Wasserversorgung keine öffentliche Dienstleistung, sondern ein privates Geschäft. Vor mehr als 30 Jahren verkaufte die Regierung die Wasserwerke. Dies hatte Folgen. Wasser wurde teuer, und Flüsse wurden schmutzig. Tausende Britinnen und Briten strömten Anfang November nach London. Viele waren blau gekleidet und trugen Plakate mit Botschaften wie «Cut the crap!» oder «Voters against Floaters». Übersetzt heisst das so ungefähr: «Hört auf mit dem Sch…», und «Wähler gegen schwimmende Exkremente». Es war eine Grossdemonstration gegen die Verschmutzung der britischen Gewässer und Küsten. Ein Problem, das eng mit der Privatisierung der Wasserversorgung verknüpft ist. Premierministerin Margaret Thatcher hatte sie 1989 vorangetrieben, um die Staatskasse zu entlasten. Private Investoren würden das völlig veraltete Kanalisationssystem schon sanieren, und zwar mindestens ebenso gut wie der Staat, lautete ihre Botschaft. Thatcher hatte sich verrechnet. Die Investitionen blieben aus. Das Kanalisations-System ist mittlerweile noch älter, und die privaten Wasserwerke leiten jedes Jahr riesige Mengen ungeklärtes Abwasser in Bäche und Flüsse. Mit der Folge, dass Baden in englischen Gewässern nicht erfrischt, sondern krank macht. Eine Reportage über die unappetitlichen Folgen der Privatisierung der Wasserversorgung in Grossbritannien.
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    Folge vom 09.11.2024Grauzone: Was Russland in Afrika suchtEs geht um Rohstoffe, Rüstungsdeals und internationale Anerkennung. Im Schatten des Ukrainekriegs hat Russland seinen Einfluss in vielen afrikanischen Staaten ausgeweitet. Russische Paramilitärs spielen dabei eine Schlüsselrolle, wie das Beispiel Mali zeigt. «Wir wissen, dass die Russen heute die wichtigsten Partner der malischen Armee sind», sagt ein Goldhändler der Tuareg in der nordmalischen Stadt Gao. Man erkenne die russischen Kämpfer leicht an ihren Uniformen und Abzeichen und daran, dass die wenigsten Französisch sprächen. Der Kreml hat im letzten Jahrzehnt mit 43 afrikanischen Staaten Militärabkommen geschlossen. Er profitierte dabei vom schlechten Ruf des Westens. In unsicheren Sahelstaaten wie Mali ist die Verbitterung insbesondere gegenüber Frankreich gross. Russland inszeniert sich in Afrika gern als Gegenentwurf zu den alten Kolonialmächten. Doch selbstlos ist das russische Engagement nicht. Auch ist es begleitet vom Vorwurf schwerer Menschenrechtsverletzungen. Besonders im Fokus: die «Wagner»-Gruppe. Jewgeni Prigoschin, der berüchtigte Anführer dieser russischen Söldnertruppe, kam 2023 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, kurz nach seiner Rebellion gegen die russische Regierung. Der Kreml hat Prigoschins Imperium im Afrika seither direkt übernommen.