Von der Mine bis zur Zellfertigung – China dominiert die Batterie-Lieferkette, die für die E-Mobilität so wichtig ist. Zentral dabei: Kobalt, ein Rohstoff, der zu zwei Dritteln in Kongo gefördert wird. Das afrikanische Land ist zum Schauplatz eines Machtkampfs um strategische Rohstoffe geworden.
Europa will gegenüber China aufholen. Und besinnt sich dabei auf die Kolonialzeit: Die Eisenbahn soll die notorisch verstopften Lastwagenrouten von Kongo ans Meer entlasten. Ein alternativer Transportweg zum Atlantik soll dafür gebaut werden – beziehungsweise: wiederbelebt. Die EU will gemeinsam mit den USA in diesen sogenannten „Lobito-Korridor investieren, die Eisenbahnverbindung, die 1929 von den belgischen und portugiesischen Kolonialregierungen gebaut wurde, um Kupfer via Angola nach Europa zu bringen. Für die EU ist das Projekt Teil des «Global Gateway»-Vorhabens. Ein «Game Changer» – wie es Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen preist. Auch Schweizer Rohstoffkonzerne mischen mit. Aber es wird mehr brauchen als neue Verkehrswege, wenn Europa im Rohstoffgeschäft China tatsächlich Konkurrenz machen will.
Die Reportage aus Kongo.

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«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online. Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.
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Folge vom 22.06.2024Kampf um Kobalt in Kongo: Europa setzt auf die Eisenbahn
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Folge vom 15.06.2024Chinas Jugend unter DruckLahmende Wirtschaft, irreführende Propaganda, und allgegenwärtige Zensur: Junge Menschen sind in China unter Druck. Immense Erwartungen stehen eingeschränkten Karrierechancen gegenüber. Eine Telekommunikationsverkäuferin sucht schon seit längerem einen Job. Sie habe keine hohen Anforderungen, erzählt sie, sie wolle nur einen anständigen Lohn. Dennoch hat sie Schwierigkeiten, etwas zu finden. Die Jugendarbeitslosigkeit in China ist hoch. Im Unterschied zu den vorherigen Generationen ist der wirtschaftliche Aufstieg nicht mehr garantiert. Erwartet wird er trotzdem. Daran zerbrechen viele. Dies erzählt Schulpsychologin Liu. Sie beobachtet, dass psychische Probleme unter Chinas Jungen stark zugenommen haben. Dies zeige sich auch in einer gestiegenen Selbstmordrate. Dabei spielen auch die Folgen der strengen Coronapolitik eine Rolle. Gegen diese Politik hat es im ganzen Land spontane Proteste gegeben. Für China normalerweise undenkbar. Die junge Frau Anka ist per Zufall in die Proteste geraten, und geriet sofort ins Visier der Behörden. Sie will nach diesen Erfahrungen nur noch weg aus dem Land. Die SRF-Sendung «International» zeigt anhand verschiedener Geschichten junger Menschen in China, wie schwierig die Situation für viele derzeit ist. Was sie erzählen, steht im direkten Widerspruch zur offiziellen Propaganda, die unentwegt vom Fortschritt spricht.
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Folge vom 08.06.2024Darién – auf der «Todesroute» Richtung USAIn der Hoffnung auf eine bessere Zukunft wählen immer mehr Menschen den Weg durch den Dschungel von Darién. Der tropische Regenwald markiert die Grenze zwischen Süd- und Nordamerika. Die Passage gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. In der kolumbianischen Gemeinde Acandi ist die Migration in Richtung USA zum wichtigsten Wirtschaftszweig geworden, auch die lokalen Drogenbarone verdienen mit. Aufbruch ist noch vor Sonnenaufgang: Menschen beladen mit Rucksäcken, Wasserkanistern, manche mit Kleinkindern auf dem Arm. Sie waten durch Flüsse, kämpfen sich matschige Hänge empor. Bald zieht sich der Menschenstrom in die Länge, die Schwächsten bleiben zurück. Bis zur Grenze mit Panama brauchen die meisten etwas mehr als einen Tag, sie werden dabei begleitet von kolumbianischen Schleppern. Auf panamaischer Seite sind sie danach für mehrere Tage auf sich allein gestellt. Viele werden im Darién ausgeraubt. Manche brechen erschöpft zusammen. Dennoch wählen immer mehr Migrierende diese Route Richtung Norden, letztes Jahr waren es mehr als eine halbe Million. In den Auffanglagern am Rio Tuqueza sammeln sich jene, die es durch den Dschungel geschafft haben. Bis zur Grenze der USA liegt noch ein mehrere tausend Kilometer langer Weg vor ihnen, auch er voller Risiken. Juan aus Venezuela ist unterwegs mit Frau und drei Söhnen. Er sagt: «Wir müssen für das Wohl unserer Kinder sorgen. Zuhause gibt es keine Arbeit, der Staat verfolgt dich. Ich werde mich nicht aufhalten lassen, bis ich es geschafft habe». Andere kommen aus Ecuador, aus Haiti, ja selbst aus Afghanistan oder China. Sie alle träumen von einem neuen Leben in Würde in den USA. Die Reportage.
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Folge vom 01.06.2024Erwartungen an Europa auf der Euro-Velo-Route Verdun-MaastrichtAm Wegrand der Euro-Velo-Route von Verdun nach Maastricht stehen vor den Europawahlen manchmal grosse Erwartungen an Europa und häufig enttäuschte Hoffnungen. Jacques Delors, der legendäre französische Präsident der EU-Kommission, soll einmal gesagt haben, dass Europa wie Velofahren sei. Europa müsse immerzu vorwärtsfahren, um nicht umzufallen. Delors verordnete der EU darum ein riesiges Reformprogramm, festgehalten 1992 im umstrittenen EU-Vertrag von Maastricht. Mit diesem wurde die Europäische Union gegründet, so wie wir sie in den Grundzügen heute kennen. Dank Maastricht hat Europa ein Gesicht erhalten. Dank Maastricht wissen viele Bürgerinnen und Bürger aber auch, wie weit in der EU zuweilen Anspruch und Wirklichkeit auseinanderliegen. Maastricht ist auch die Geburtsstadt der Euroskepsis. Am 9. Juni wählen rund 400 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürger ein neues EU-Parlament. Die Zusammensetzung der 720 Abgeordneten wird einen Hinweis darauf geben, welche Europapolitik sich die Wählenden in den nächsten fünf Jahren wünschen. Die bevorstehenden Europawahlen sind eine gute Gelegenheit, entlang dem Flusslauf der Maas zu radeln. Von Verdun nach Maastricht. Um zu erfahren, wo Europa, die EU, die europäischen Zusammenarbeit, in der Gunst seiner Wählerinnen und Wähler aktuell steht. Ist Europa immer noch ein Friedensprojekt? Oder steht Europa primär für einen deregulierten Binnenmarkt? So viel sei verraten: Am Wegrand der Euro-Velo-Route von Verdun nach Maastricht stehen grosse Erwartungen an Europa, aber auch viele enttäuschte Hoffnungen.