Präsident Putin belohnt «Heldenmütter», die der Nation viele Kinder gebären. Die tiefe Geburtenrate erfüllt den Kreml mit Sorge, besonders seit dem Krieg gegen die Ukraine. Überhaupt propagiert die russische Führung «traditionelle Werte» - die sexuellen Minderheiten bezahlen den Preis.
Alexei in Sankt Petersburg ist Punkmusiker. Früher besang er Männer, doch seit die LGBT-Bewegung vom Kreml als «extremistisch» eingestuft wurde, hat er seine Songs umgetextet. Nun singt er von Freundinnen und es geht angeblich um heterosexuelle Liebe. «Natürlich ist es ein totaler Scheiss. Meine Lieder fühlen sich jetzt an wie gelogen». Die schwule Band tarnt sich und ihre Auftritte. Aus Angst vor Repression. Was bleibt, sind unterschwellige Andeutungen. «Wer sie versteht, versteht sie».
Der Kreml inszeniert sich als Verteidiger von «traditionellen Werten» in einer «Schicksalsschlacht» gegen den angeblich moralisch korrupten Westen. Seit Beginn der sogenannten «Spezialoperation», dem Krieg gegen die Ukraine, sucht er verstärkt auch nach Mitteln, um die Geburtenrate zu steigern. Frauen, die der Nation zehn Kinder schenken, bekommen eine Prämie. Der Zugang zu Abtreibungen dagegen wird erschwert. Der Kreml weiss dabei die orthodoxe Kirche auf seiner Seite. Doch lässt sich auch die Bevölkerung für Putins «traditionelle Werte» mobilisieren?
Erstaustrahlung: 15. Februar 2025
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Folge vom 11.07.2025«Best of»: Russland: Spezialoperation im Schlafzimmer
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Folge vom 04.07.2025Diego Garcia – das verlorene «Paradies»Die Hauptinsel des Chagos-Archipels ist strategisch begehrt - die USA machten aus Diego Garcia einen ihrer wichtigsten Militärstützpunkte. Den Preis dafür bezahlte die kleine Inselgemeinschaft. Mitte der 1970er-Jahre wurde sie deportiert. Die Wunden dieser Vertreibung sind bis heute nicht verheilt. Diego Garcia gehörte zum Territorium von Mauritius. Doch Grossbritannien beanspruchte die Insel als Kolonie. Und stellte sie den USA zur Verfügung. Die Wende kam diesen Sommer: Nach langen Verhandlungen konnte Mauritius sein Eigentum endlich zurückerlangen. Dennoch bleibt Diego Garcia auch für nächsten 99 Jahre eine militärische Sperrzone, eine Basis für amerikanische Tarnkappen-Bomber und U-Boote. Dies ist besonders für jene schmerzhaft, die einst von dort deportiert wurden. «Wir wurden im Laderaum untergebracht hinter der Schiffsmesse, wo die Leute essen. Man hat uns zu den Geissen, Kühen und Schweinen gesteckt», erzählt Ariste Elysée, der damals 13 Jahre alt war. «Wir mussten auf Holzkisten schlafen. Ohne Toilette. Selbst wenn es nur vier Tage dauerte. Es war schrecklich.» Ihre Häuser und Möbel mussten die Bewohnerinnen und Bewohner von Diego Garcia zurücklassen. Die Deportation der Chagossians zählt nicht zu gewaltsamsten Kapiteln der Kolonialzeit. Doch an ihrem Schicksal lassen sich die Arroganz und der Rassismus der damaligen Kolonialherren im Kleinen illustrieren.
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Folge vom 27.06.2025Auserwählt? Wie Trump Religion zur politischen Waffe machtDonald Trump stilisiert sich zum Messias, der von Gott gesandt wurde, um die USA wieder grossartig zu machen. Neu in seiner zweiten Amtszeit ist, wie er religiöse Vorstellungen institutionalisiert. Aus einem konservativen Glaubenssystem schafft er einen staatlichen Handlungsrahmen wie kaum zuvor. Schon während des Wahlkampfes sorgte Donald Trump mit einem Videoclip für Aufmerksamkeit: der US-Präsident stellte sich als von Gott gesandt dar, um Amerika zu retten. Das Attentat auf den Präsidentschaftsanwärter bei einer Wahlkampfveranstaltung war für viele seiner tiefgläubigen Anhänger der letzte Beweis dafür, dass Donald Trump durch Gottes Gnaden überlebte und eine Mission hat. Trump übernimmt dieses Narrativ nur zu gern. In seiner zweiten Amtszeit institutionalisiert er konservativ-religiöse Vorstellungen und schanzt seiner evangelikalen Wählerschaft stetig mehr Macht zu. Mit der Schaffung des «White House Faith Office», einer eigenen Regierungsabteilung unter der Leitung seiner jahrelangen spirituellen Beraterin Paula White, will Donald Trump religiöse Lobby-Organisationen vermehrt in politische Entscheidungsprozesse einbinden. Mit der Task Force «Eradicate Anti-Christian Bias» soll «anti-christliches Verhalten» in den Regierungsbehörden identifiziert und beseitigt werden. Unter Donald Trump vermischen sich Staat und evangelikale Agenda wie kaum je unter einem US-Präsidenten. Er benutzt Religion als politische Waffe und stellt so das amerikanische Christentum in Frage.
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Folge vom 20.06.2025Im Boot nach Europa: Unterwegs mit Seenotrettern im MittelmeerDas Zentrale Mittelmeer ist seit Jahren ein tödlicher Hotspot der internationalen Migration. Im Jahr 2024 starben jeden Tag etwa vier Menschen beim Versuch, von Libyen und Tunesien nach Italien zu gelangen. Wer es bis auf die europäischen Seenotrettungsboote schafft, berichtet von haarsträubenden Zuständen in Libyen: Gewalt, Folter und willkürliche Tötungen an Migrantinnen und Migranten sind in Libyen an der Tagesordnung. Neun von zehn Mädchen und Frauen sind laut Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen Opfer von sexueller Gewalt. Und laut einem Bericht von 2023 haben staatliche Sicherheitskräfte und bewaffnete Milizen eine breite Palette von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Die Küstenwachen von Tunesien und Libyen gehen mit europäischer Unterstützung kompromisslos gegen Flüchtende vor. Das wirkt sich aus auf die Fluchtrouten: Aus Tunesien gelangen kaum noch Menschen nach Europa. Und auch die Ankünfte aus Libyen haben sich in den letzten zwei Jahren halbiert. Seenotrettungsorganisationen wie SOS Méditerranée sagen: Das Risiko für jene, die es dennoch versuchen, sei derweil gestiegen. Die Route sei noch tödlicher geworden. Während Europa nach Antworten auf die Herausforderungen der Migrationspolitik sucht, bezahlen die Menschen in den seeuntauglichen Flüchtlingsbooten einen hohen Preis. Die Reportage vom Seenotrettungsschiff Ocean Viking.