
Lesung
Lesung: Kamel Daoud
Der Algerier Kamel Daoud hat sich als prominenter Kritiker des politischen Islam einen Namen gemacht. Seine kontroversen Beiträge haben in der französischen Medienwelt einen festen Platz gefunden. Seinen literarischen Durchbruch schaffte Daoud im Jahr 2014 mit seinem Roman "Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung", einer Neuinterpretation von Albert Camus‘ Meisterwerk "Der Fremde". Daoud erzählt die berühmte Geschichte von Meursault auf neue Weise, indem er die Ereignisse aus der Sicht des "Araber"-Opfers schildert.
Die Beziehung zwischen dem Orient und dem Okzident ist auch in den anderen Werken des letztjährigen Goncourt-Gewinners ein zentrales Thema. Im letzten Jahr war "Houris", das jetzt unter dem Titel "Huris" auf Deutsch erschienen ist, eines der am meisten diskutierten Bücher der Saison in Frankreich. Der in Mostaganem geborene Autor beleuchtet darin das sogenannte Schwarze Jahrzehnt des Bürgerkriegs in Algerien. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in den 1990er Jahren bei einem Massaker, das von islamistischen Gruppen an Dorfbewohnern verübt wurde, schwer verwundet wird und infolgedessen ihre Stimme verliert.
In Algerien herrscht ein Verbot, offen über die Gräueltaten zu sprechen, die von Algeriern, insbesondere gegen Frauen, während des Bürgerkrieges begangen wurden. Daher war die Veröffentlichung von "Houris" in Frankreich ein politisch brisantes Ereignis. Inzwischen wurden zwei internationale Haftbefehle gegen Daoud erlassen. Er kann Algerien vorerst nicht mehr besuchen. Im Literarischen Colloquium Berlin präsentiert Daoud seinen neuen Roman. Mit ihm diskutieren der Journalist Joseph Hanimann und der Historiker Onur Erdur, dessen Werk "Schule des Südens" die intellektuellen Verbindungen zwischen Frankreich und Algerien untersucht.
"Lesung: Kamel Daoud" im Überblick
Lesung: Kamel Daoud
von Kamel Daoud
Mit Gäste: Onur Erdur und Joseph Hanimann
Sendezeit | Sa, 27.09.2025 | 20:05 - 22:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk "Studio LCB" |