Die „Sarabande“ heißt die Novelle, in die wir heute einsteigen. Der geheime Rat und Kanzler von Böhmen, Herr Zdenko von Lobkowicz, veranstaltet ein Fest in seinem Prager Stadthaus. Die Herren sind à la Mode gekleidet: mit goldgestickten Röcken aus purpurfarbenem Samt und weißgefütterten geschlitzten Ärmeln. Nur einer fällt aus dem Rahmen: der Baron Juranic, der in Reisekleidern erscheint. Sein Gepäck ist auf der letzten Poststation liegen geblieben. Er ist das Kriegshandwerk gewöhnt, nicht die feine Gesellschaft. Und er tanzt ungefähr so elegant wie ein dressierter Bär. Dem jungen venezianischen Grafen Collalto könnte das egal sein, wenn der Baron nicht ein Auge auf das Fräulein geworfen hätte, um das auch er sich bemüht. Also versucht er nach Kräften, den Baron lächerlich zu machen. Doch der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
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Folge vom 03.09.2025Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (5/25)
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Folge vom 03.09.2025Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (6/25)Eifersucht und Eitelkeit haben den jungen venezianischen Grafen Collalto ins Verderben gestürzt. Bei einem Ball hatte den Baron Juranic wegen seines ungehobelten Tanzstils lächerlich gemacht. Der Baron hat ihn zum Duell gefordert, Collalto hat verloren. Und um sein Leben zu retten, verlangt der Baron nun von ihm, eine Sarabande zu tanzen - durch alle Gassen Prags, ohne Pause bis zum Morgen. Doch die Musikanten des Barons fallen vor jedem Kruzifix und jeder Marienstatue, an der sie vorbeikommen, auf die Knie und beten. Der Graf kann atemschöpfen, was den Baron verdrießt. Kurzerhand dirigiert er die Gruppe in die Judenstadt. Collalto tanzt zu Tode erschöpft am Haus von Rabbi Löw vorbei und fleht ihn um ein Christusbild an. Der Rabbi zaubert jedoch ein „Ecce homo“ an die gegenüberliegende Hauswand – ein Bild des verfolgten Judentums. Das rührt das steinerne Herz des Barons und bringt ihn von der grausamen Strafe ab. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.
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Folge vom 03.09.2025Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (7/25)Rudolf der Zweite, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und König von Böhmen, hat schlechte Nächte und beunruhigende Gedanken. Er glaubt sich von den Toten verfolgt und fürchtet ihre Rache. Manchmal erscheinen sie ihm als Krähe, Kuckuck oder Hummel und reden gotteslästerliches Zeug, manchmal schlüpfen sie in die Gestalt eines neuen Dieners oder eines unbekannten Gastes. Das macht die Audienzen beim Kaiser mitunter zu bizarren Veranstaltungen. Eben ist der marokkanische Gesandte - von Venedig kommend - in Prag abgestiegen. Er soll Rudolf ein Freundschafts-Schreiben des Herrschers von Marokko überreichen. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.
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Folge vom 03.09.2025Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (8/25)Und wieder springen wir in der Zeit. Wir haben den alten Kaiser Rudolf erlebt, der nachts wach liegt und um die schöne Jüdin Esther trauert. Wir haben vom reichen Juden Meisl gehört, dessen weißer Pudel nach seinem Tod durch die Straßen streunt und fast am Galgen endet. Doch in dieser Novelle sind sie beide jung, der Kaiser und Meisl - und letzterer ist bettelarm. Hier treffen sie zum ersten Mal aufeinander. Rudolf - der noch kein Kaiser ist, sondern nur Erzherzog - hat sich im Wald verirrt und stößt auf zwei riesenhafte Männer, die einen Stapel Gold, einen Stapel Silbermünzen und einen Stapel Kupferpfennige vor sich aufgetürmt haben. Als Rudolf sie fragt, wer sie seien, antwortet der eine: „Die unter mir stehen, nennen mich den Großen und Mächtigen. Und mein Geselle heißt der Furchtbare und Starke.“ Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.