
Kultur & Gesellschaft
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litradio ist ein Internetportal, das sich ganz der Literatur in ihrer akustischen Form widmet: Ein Literaturradio mit Lesungen und Vorträgen, Gesprächen und Hörspielen, bei dem sich die Benutzer ihr jeweils eigenes Programm selbst zusammenstellen; wann und wo immer sie wollen. Online seit Anfang 2009 präsentiert Litradio Lesungen, Vorträge, Gespräche, Hörspiele etc. Litradio versteht sich nicht nur als ein Archiv für Literatur zum Hören, sondern vor allem auch als Resonanzraum gegenwärtigen literarischen und kulturellen Lebens. Litradio ist überdies ein Netzwerk, an dem sich Veranstalter und Institutionen, Autoren und Verlage gleichermaßen beteiligen – Ein literarisches Webradio mit dem Fokus auf originäres und authentisches Material. Die Redaktion von Litradio setzt sich aus Studierenden der Universität Hildesheim und insbesondere des renommierten Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus zusammen.
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Folge vom 05.11.2023Bee(ing) Part Of - Ein SchwarmworkshopChorisches Gelächter folgt auf chorisches Sprechen, besonders wenn die Teilnehmenden selbständig immer neue Wörter zu einem Dokument hinzufügen dürfen, aus dem alle vorlesen. Alles, was dafür benötigt wird, sind ein Laptop, ein offenes Schreib-Dokument und eine Leinwand, auf der stetig neue Wortkombinationen erscheinen. Vier Studierende des Literaturinstituts Hildesheim, namentlich Lena Hawemann, Felix Herrmann, Angelina Klempert und Meret Stühmer haben auf dem Prosanova Festival den "Bee(ing) part of" Schwarmworkshop veranstaltet um herauszufinden was passiert, wenn kollektiv geschrieben und auch gesprochen wird, ein gemeinsamer Rhythmus gefunden wird. Welche Rolle spielt der Inhalt bei dieser Übung, der Klang oder doch nur das Gefühl, eine gemeinsame Stimme zu haben? Fast schon rituell oder gebetsähnlich werden Aneinanderreihungen mal mehr mal weniger sinnstiftender Sätze vom Schwarm vorgetragen, beruhigend monoton und dennoch sehr amüsant zum zuhören. Welche Rolle spielt der Inhalt bei dieser Übung, der Klang oder doch nur das Gefühl, eine gemeinsame Stimme zu haben? Fast schon rituell oder gebetsähnlich werden Aneinanderreihungen mal mehr mal weniger sinnstiftender Sätze vom Schwarm vorgetragen, beruhigend monoton und dennoch sehr amüsant zum zuhören.
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Folge vom 30.07.2023Geben was fehlt – Julia Friese„Mal sehen was passiert, wenn ich eine Stunde lang ununterbrochen lese.“ Julia Friese (*1985) studierte Geschichte, Germanistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaft in Bochum und Berlin. Ihre Kolumne “Gedanken zum Gegenwärtigen” wurde 2021 mit dem International Music Journalism ausgezeichnet. 2022 erschien ihr Debütroman „MTTR“ im Wallstein Verlag, der 2023 für den Clemens-Brentano-Preis nominiert wurde. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Der Buchtitel MTTR steht nicht etwa für Mutter, sondern für Meantime to Recover und meint damit die gemittelte Reparaturzeit nach einem Systemcrash. Teresa Borsig ist eine junge Selbständige um die Dreißig, die heimlich Folsäure nimmt und immer wieder Schwangerschaftstests macht, obwohl sie, jedenfalls redet sie sich das ein, keine Kinder will. Dann passiert es doch, sie ist schwanger. Obwohl ihr Freund Erk der Idee eines Kindes nicht abgeneigt zu sein scheint, entschließt sie sich dagegen aus Angst, die Fehler ihrer eigenen Nachkriegseltern zu wiederholen. In der Abtreibungsklinik zum Schlucken der Tablette gedrängt, geht Teresa in den Widerstand: Sie will doch Mutter werden. Was Schwangerschaft mit dem Selbstverständnis einer jungen Frau innerhalb ihrer Lebensrealität zwischen Job, sozialem Leben und eigenen Eltern macht, welche Erdverschiebungen in dieser Zeit vor, während und nach der Geburt stattfinden, das beschreibt das Buch minutiös und mit sezierendem Blick. Julia Friese fegt eine Stunde lang durch ihr Buch, hämmert die Wörter in den vollbesetzten Saal wie die Kickdrum eines unsichtbaren Schlagzeugs. Das Experiment ist gelungen.
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Folge vom 30.07.2023was vor und hinter ë stehtAuf dem Prosanova 2023 unterhalte ich mit der Autorin Jehona Kicaj über ihr Romanprojekt ë. Darin verhandelt sie in Prosa-Fragmenten Sprachlosigkeit als Folge des Kosovo-Kriegs. Auf dem Hof des Festivalgeländes kommen wir darauf zu sprechen, wie sich eine solche Sprachlosigkeit im Schreiben eines autofiktionalen Romans äußern kann. Jehona Kicaj berichtet von Mehrsprachigkeit, Emotionalität in der Recherchearbeit und darüber, was ë mit einem Wort machen kann. Ihre Lesung fand im Rahmen der Veranstaltung Werkvorschau am dritten Festivaltag statt. In der Dunkelkammer las sie einen Ausschnitt aus ë vor, während ein Video aus dem Jahr 1999 graue und ziegelrote Trümmer im Kosovo abbildet. Ein Teil der Lesung ist im Anschluss an das Gespräch zu hören. Jehona Kicaj, 1991 in Suhareka, Kosovo geboren, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Aktuell arbeitet sie als Lektorin für einen internationalen Wissenschaftsverlag und ist zudem Mitherausgeberin der literarischen Zeitschrift Echo&Narziss. Zuletzt veröffentlichte sie in der Literaturzeitschrift die horen die Texte Schatten der Diaspora (2020) und I also was a refugee (2021). 2022 erhielt sie das SchreibZeit-Stipendium der Stiftung Niedersachsen. Quelle: https://prosanova.net Foto: © Julia Fiederer Content Note: Erwähnung von sexualisierter Gewalt, Krieg und Gewalt
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Folge vom 26.07.2023Schlechte Wörter - Schlechte ZahlenSchlechte Wörter - Schlechte Zahlen by Litradio