Stille Bilder kann ich nicht malen

Im Dialog mit der Radiomacherin Marina Farschid reflektiert Bernhard Heisig sein Leben, das durchweg von Konflikten und Gegensätzen geprägt war. Als Jugendlicher von 16 Jahren tritt er in Breslau aus eigenem Antrieb der SS-Panzerdivision "Hitlerjugend" bei, während er viele Jahre später Kriegsgegner-Bilder malt, sich der SED anschließt und als widerständiger Rektor der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst aus seinem Amt entfernt wird.

Heisig wird als eigenwilliger Vizepräsident des Künstlerverbands angesehen und ist einer der ersten Maler der DDR, die im westlichen Teil Deutschlands zur Schau gestellt werden, neben Sitte, Mattheuer und Tübke. Innerhalb der sozialistischen Kulturpolitik agiert er als gerissener Stratege, der die Spielregeln der Obrigkeit befolgt, aber gelegentlich austrickst.

Im privaten Raum seiner Kunstwerkstatt und auf seinen Gemälden kommt sein moralischer Kompass zum Vorschein, und er zeigt sich als pessimistischer Visionär des Fortschritts, für den die Malerei das einzige echte Lebensgleichgewicht bietet. Seine Protagonisten sind oftmals die Besiegten, die Verletzten, die Lauten und die Unvernünftigen, die alle, ähnlich wie Heisig, einen Teil ihres Wesens im Verborgenen halten. Wenn dieser Schöpfer von Figuren vor seinem facettenreichen Weltentheater steht und seine Erzählungen zu Persönlichkeiten wie Friedrich II, zu mythischen Erzählungen wie dem Ikarus-Flug, dem blauen Schiff, dem Tod des Weißclowns, zur Pariser Kommune und dem Geiger mit Gasmaske entfaltet, wird deutlich, dass hinter jedem Bild auch ein Kapitel seiner eigenen Lebensgeschichte verborgen ist.

Zusätzlich zu Bernhard Heisig kommen auch seine Ehefrau, die Malerin Gudrun Brüne, seine Söhne Johannes und Walter sowie Freunde und Kritiker zu Wort.

Zum Autor

Marina Farschid ist vielseitig als Dokumentarfilmerin, Journalistin und Radiomacherin für verschiedene ARD-Programme tätig.