
Hörspiel
Trans-Sister Radio - Vom Schwanken der Geschlechtsidentität und vom Spiel damit
"Trans-Sister Radio" beleuchtet das Thema "Transgender" und setzt sich mit der Fluidität der Geschlechtsidentität auseinander. Dieses Spektrum reicht von einfacher Travestie und Cross-Dressing bis hin zu transsexuellen und intersexuellen Identitäten. In ihrer Vielfalt geben Betroffene, Beobachter und Kommentatoren aus Ländern wie Japan, Deutschland und den USA Einblicke in die Welt der "Transgender".
Erzählt werden Erlebnisse von öffentlichen Bekenntnissen oder Auseinandersetzungen im New Yorker Underground, von Geständnissen in Fernsehsendungen bis zu Reisen oder chirurgischen Veränderungen. "Trans-Sister Radio" experimentiert mit narrativen und musikalischen Möglichkeiten, überschreitet Identitäts- und Genregrenzen, lotet das Spannungsfeld zwischen Mann und Frau aus und kombiniert Elemente aus "Fake, Facts und Fiction", Originalton-Features, Ars Acustica, Pop-Hörspiel, Stand-up-Comedy und schonungsloser autobiografischer Literatur.
Dabei wird die rigide Interpretation von "political correctness" sogar im sogenannten "Minderheitendiskurs" kritisch hinterfragt. Terre Thaemlitz, selbst Transgender, behandelt die scheinbare Klarheit dieser Diskurse mit feinem Humor und subtiler Kritik und wendet sich gegen jede Form des "Essentialismus". Während die Theorie von Thaemlitz komplex sein mag, besticht seine Kunst durch eine reizvolle und verwirrende Offenheit: Akustische Elemente aus der Avantgarde begegnen sinnlich-poetischen und eingängigen Passagen, wobei der Zuhörer stets unsicher bleibt, ob die klar erscheinenden Zuweisungen womöglich ironisch gebrochen sind.
So unterwandert Thaemlitz den Diskurs um die Diskriminierung von Transgender-Personen bei Flugreisen und den Klischees von Attentätern in Frauenkleidern in der anscheinend klassisch-investigativen Episode "Trans-Portation"; die Botschaft verläuft jedoch ins Leere. Stattdessen regt er den Zuhörer an, seine Wahrnehmung zu hinterfragen, und macht auf die Wahrheit zwischen den Zeilen aufmerksam. Thaemlitz hat sein erstes Hörspiel so gestaltet, dass es in einer zweisprachigen Version präsentiert wird, bei der die englisch-japanische Umsetzung im Vordergrund steht und die deutsche Synchronisation vornehmlich die Inhalte vermittelt. Der Zuhörer kann zusätzlich seine Erfahrung durch die Einstellung des Stereobalance-Reglers individualisieren: Auf der rechten Seite befindet sich die deutsche Synchronisation, hauptsächlich links sind die englisch-japanischen Originalstimmen zu vernehmen.
Zum Autor
Terre Thaemlitz absolvierte bis 1986 ein Kunststudium in New York und wurde in den 1990er Jahren zu einem gefragten DJ an der 42. Straße und 1991 war er als DJ Sprinkles der "beste Underground-DJ". Kürzlich gestaltete er zahlreiche Multimedia-Performances in Deutschland. Zu seinen CDs gehören unter anderem: "Means from an End" (1998), "Lovebomb" (2003). Er lebt in Kawasaki, Japan, und gilt als ein führender Konzept-Musiker der New Electronica. Die Ästhetik des Electro-Pop verknüpft er mit theoretischen Erörterungen, bearbeitet sein akustisches Material—bestehend aus Klängen, Readymades, Radiosender-Stimmen und privaten Gesprächsfetzen—zu einem Mosaik unterschiedlicher Ebenen, das zwischen Dance-Floor, Deep House und "Hörspiel" angesiedelt ist.
"Trans-Sister Radio - Vom Schwanken der Geschlechtsidentität und vom Spiel damit" im Überblick
Trans-Sister Radio - Vom Schwanken der Geschlechtsidentität und vom Spiel damit
von Terre Thaemlitz
Mit Terre Thaemlitz, Saki, Viktoria Mayer, Daniel Christensen
Produktion: 2004
Sendezeit | Sa, 17.05.2025 | 19:04 - 20:00 Uhr |
Sendung | WDR 3 "Hörspiel" |