Die Bilder aus München, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Bonn, Köln, Erfurt und vielen, vielen anderen Städten waren beeindruckend. Nach den Enthüllungen um rechte Deportationspläne war das Erschrecken in breiten Teilen der Bevölkerung so groß, dass mehr als eine Million Menschen spontan auf die Straße gegangen sind. Was wird davon bleiben, wenn die erste Welle der Demonstrationen abgeflaut ist?
Der Journalist und Autor Mohamed Amjahid ist skeptisch: “Für deutsche Verhältnisse ist es erstaunlich, dass überhaupt so viele Menschen auf die Straße gehen." Gerade in Cottbus, in Luckenwalde, aber auch in Baden-Württemberg, wo die AfD auch sehr stark ist, ist das gut. Aber ich würde nicht sagen, es ist fünf vor zwölf, sondern eher viertel nach drei.”
Gut, dass es diese Protestwelle gibt, sagt Amjahid. “Aber wir müssen auch mal abwarten, was in den nächsten Wochen passiert.” Denn im Gegensatz zu rechtsextremen Gruppen seien progressive Bevölkerungsschichten schlecht organisiert. Eine wirklich breite Bewegung sei auch deshalb so schwierig auf die Beine zu stellen, weil rechtes Gedankengut mittlerweile normalisiert sei, unterstreicht der Journalist.
“Ich bin jetzt der Party Pooper: Die AfD auf null Prozent zu drücken, wird nicht klappen.” Aber eine Sache hätten die Großdemonstrationen: Es gebe eine Nachfrage nach antifaschistischer Politik. “Das Potenzial dafür zu erkennen, ist eine politische Aufgabe.”
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Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
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Folge vom 26.01.2024Eine Million gegen rechts: Wie macht man Antifaschismus nachhaltig?
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Folge vom 12.01.2024Klimakleber und Bauern stören den Verkehr: Wann ist Protest legitim?Sie sind sich eigentlich ziemlich ähnlich, die Klima-Aktivist*innen und die Bauern: Beide Gruppen blockieren den Verkehr, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Während die Letzte Generation aber auf Unverständnis und viel Wut trifft, erhalten die Landwirt*innen breite Unterstützung in der Bevölkerung. Wenn es also nicht an den Formen des Protests liegt, woran dann? Wann empfinden wir Protest als legitim und unterstützenswert? Und wann wollen wir uns nicht solidarisch zeigen, auch wenn die Forderungen vielleicht richtig sind? Darüber debattieren wir mit dem Konfliktforscher Felix Anderl, der meint: Wer über gesellschaftliche Macht verfügt, dessen Forderungen erscheinen uns legitimer. Und wir sollten uns dringend dagegen wehren, dass Rechtsextreme solche Proteste vereinnahmen. Was denkt ihr: Nerven euch Straßenblockaden, egal von wem? Wann unterstützt ihr Protest? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak Showrunner: Philine Sauvageot
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Folge vom 22.12.2023Wir machen Winterschlaf!Zumindest einen kurzen: Am 12. Januar sind wir dann mit neuen Debatten aus Kultur und Gesellschaft wieder für euch da. Abonniert "Was geht was bleibt", dann seid ihr immer auf dem Laufenden. Und schreibt uns gern mit Themen, über die wir mit unseren Gästen sprechen solletn! Feedback und Anregungen könnt ihr an kulturpodcast@swr.de schicken. Wir freuen uns auf euch!
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Folge vom 15.12.2023Endzeit oder Erlösung: Warum wir kurz vor der Apokalypse kurz Luft holen solltenWir haben nur noch 90 Sekunden bis zum Weltuntergang, hat zumindest das Bulletin of the Atomic Scientists im März festgestellt. Jedes Jahr stellen sie die Doomsday Clock neu. Jetzt also nur noch 90 Sekunden und damit näher an der Apokalypse als je zuvor. Wen wundert’s: Krieg in der Ukraine inklusive Drohung mit dem Atomschlag, Krieg im Nahen Osten, Künstliche Intelligenz, das heißeste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen und trotzdem scheinbar keine Fortschritte auf der Klimakonferenz. „Krisenmodus“ hat es wenig überraschend zum Wort des Jahres 2023 geschafft. Also alles Apokalypse? Oder doch mal lieber kurz Luft holen, weil uns die Panik auch nicht weiterhilft? Host Pia versucht mit dem Autor und Endzeit-Fachmann Christian Jakob eine gute Zukunft zu denken. Keine leichte Aufgabe im Sturm der aktuellen Berichterstattung. „Ich finde, dass der Blick auf unsere Gegenwart sehr alarmistisch geprägt ist und der Gedanke daran, dass die Zukunft eben doch beeinflussbar und gestaltbar ist, abhandenkommt,“ sagt Jakob. Sich die Apokalypse vorstellen übersteigt zwar einerseits das tatsächliche Vorstellungsvermögen des Menschen, zugleich sind die Bilder dafür lang tradiert. „Vieles, was man an Schuld, Buße und Umkehr im religiösen Kontext hatte, das findet man so auch in der Klimadiskussion heute wieder. Der Mensch hat sich durch seine Wirtschaftsweise gegen die Natur versündigt, die Natur schlägt zurück, die Natur bestraft uns, weil wir eben nicht umkehren, weil wir nicht Buße tun, weil wir an dieser sündhaften Technologie und Wirtschaftsweise festhalten.“ Demgegenüber, so Jakob, wird übersehen, dass etwa Klimaklagen und die zugehörigen, teils sehr progressiven Urteile tatsächlich Fortschritt darstellen. Sie sind Ausdruck für eine „stark gewachsenen sozialen Bewegung weltweit für Klimaschutz, die es über Jahrzehnte – obwohl das Wissen um den Klimawandel da war – so nicht gab. Das ist nicht Nichts!“ Auch die Kipppunktvokabel aus der Klimadiskussion findet Christan Jakob nicht zwingend produktiv: „Das überfrachtet natürlich die Erwartungen an zum Beispiel Ereignisse wie eine Klimakonferenz oder auch politische Mobilisierung. Die Vorstellung, dass man sich auf etwas sehr Mühsames, etwas sehr Kleinteiliges und auch Langfristiges einstellen muss, ist nicht populär.“ Den Medien empfiehlt Christian Jakob deshalb ein Nebeneinander von Risikokommunikation und Lösungskommunikation: „Man muss den Leuten schon sagen, wie schlimm es ist, aber auch immer dazu sagen, was man tun kann.“ Das werden kleine Schritte sein. Groß zu denken, kann trotzdem nicht schaden: „Es gibt einen Mangel darin, sich das Ende konkret vorstellen zu können. Aber was es natürlich auch gibt, ist ein großer Mangel an Phantasie, an Vision, an Utopien, wie es besser und anders sein kann.“ Welche Endzeit-Erzählung fasziniert euch? Und woraus schöpft ihr Hoffnung, dass da doch noch was geht, um unsere Zukunft zu gestalten? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de! Host: Pia Masurzcak Showrunner: Stephanie Metzger Links zur Sendung: Christian Jakobs Buch “Endzeit” ist beim Ch. Links Verlag erschienen: https://www.aufbau-verlage.de/ch-links-verlag/endzeit/978-3-96289-206-7 Und wenn ihr wissen wollt, ob die KI uns vernichten wird, weil wir es ihr in unseren Science Fiction-Filmen so gezeigt haben, dann hört in diese Folge von WGWB rein! https://www.ardaudiothek.de/episode/was-geht-was-bleibt-zeitgeist-debatten-kultur/duestere-science-fiction-fuehrt-uns-die-ki-wirklich-in-die-apokalypse/swr2/94609538/ Mehr zum Thema Apokalypse gibt’s außerdem hier: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/151302/kurze-geschichte-der-apokalyptik/ https://www.fluter.de/heft34 Unser Podcast-Tipp: This Band is Tocotronic https://www.ardaudiothek.de/sendung/this-band-is-tocotronic/12819381/