NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 02.12.2023Mit einer Rakete zu den PlanetenDer Flug zu den Planeten mittels einer Rakete war in der Literatur schon angekommen, lange bevor irgendein Land ein Raumfahrtprogramm aufgesetzt hatte. Auch der Film hat einen solchen Flug bereits mehrfach dargestellt: ganz prominent Georges Méliès und seine “La voyage dans la lune” von 1902. Im Jahre 1929 drehte Fritz Lang den Klassiker “Frau im Mond”, der die meiste Zeit in der Rakete und auf dem Mond spielt. Dabei wurde Lang vom Pionier der Raumfahrttechnik Hermann Oberth beraten. Also: Wo befanden sich 1923 technisch die Ingenieure und Naturwissenschaftler auf dem Weg zur bemannten Raumfahrt? Die Antwort gibt die Deutsche Allgemeine Zeitung vom 2. Dezember, die vor allem im Rückgriff auf das Werk “Die Rakete zu den Planetenräumen” des bereits erwähnten Oberth künftige Möglichkeiten für Raketenflüge auslotet – und dies zu den astronomisch hohen Kosten von 250 Milliarden für die Ausgabe preisgibt. Uns informiert Frank Riede wie sich Oberth die Weltraumflüge vorstellte, nach dem heute der Oberth-Effekt für treibsstoffsparende Flugmanöver benannt ist.
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Folge vom 01.12.2023Vor dem Empfänger: Die BBCSeit Ende Oktober 1923 der erste Unterhaltungsrundfunk Deutschlands aus dem Berliner Vox-Haus seinen Betrieb aufnahm, finden sich nun regelmäßig und gehäuft Artikel zum Radio in den Zeitungen, die zunächst auch damit konfrontiert sind, dass es noch keine professionelle Radio-Kritik gibt. Als eine der ersten reagierte die BZ am Mittag und richtete eine neue Zeitungsseite „Radio – BZ“ ein. In ihrer Ausgabe vom 1. Dezember, die für 100 Milliarden zu erwerben war, sehen wir, dass die Aufmerksamkeit für das neue „Massen“-Medium schnell zu der Feststellung führte, wie sehr die Nachbarn, konkret England, Deutschland auf dem Gebiet voraus waren. Die BBC hatte bereits ein Jahr zuvor ihre regelmäßigen Übertragungen begonnen und sendete weit mehr als nur eine Stunde täglich. Paula Rosa Leu schlägt die BZ am Mittag auf und hört sich für uns durch die englischen Programme.
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Folge vom 30.11.2023Das Kabinett Wilhelm MarxEs war mal wieder soweit: Die Regierung Stresemann war Ende November 1923 wegen einer abweichenden Haltung der SPD zu den zurückliegenden Vorgängen in Sachsen und Bayern am Ende, und die Republik suchte bereits zum zehnten Mal in nur fünf Jahren nach einer neuen Regierung. Nachdem verschiedene Kandidaten bei deren Bildung gescheitert waren, gelang es schließlich dem Zentrums-Vorsitzenden Wilhelm Marx ein Minderheitenkabinett zu schmieden, welches aus Mitgliedern seiner Partei, der Deutschen Volkspartei Stresemanns, der Bayerischen Volkspartei sowie der Deutschen Demokratischen Partei bestand. Für Letztere saß seinerzeit u.a. Hermann Pachnicke im Reichstag, der die großen Herausforderungen, vor denen die neue Reichsregierung stand, im 8-Uhr-Abendblatt vom 30. November prägnant skizzierte. Der Preis, den diese Zeitung hatte, versinnbildlicht den Ernst der Lage: 120 Milliarden Mark. Das Wort hat Frank Riede.
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Folge vom 29.11.2023Kirchner und Pechstein bei CassirerWer am 29. November 1923 eine Abendausgabe des Berliner Tageblatts erwerben wollte, musste dafür auch weiterhin 100 Milliarden Mark berappen. Wieviel eines der Gemälde von Ernst-Ludwig Kirchner oder von Max Pechstein, die damals in der renommierten Galerie Cassirer zum Verkauf standen, kostete und welche Währung hier überhaupt akzeptiert worden wäre, verrät der Artikel über diese Schau im Inneren der Zeitung nicht. Rezensent Fritz Stahl beschränkt sich in seiner Betrachtung auf die ästhetischen Aspekte der Exponate und findet dabei zu den für ihn typischen klaren, aber doch differenzierten Urteilen. Die Rückkehr der Künstler zur ‘Landschaft‘ bewertet er auf alle Fälle positiv, verrät seinem zeitgenössischen Publikum wie uns Nachgeborenen indes leider nicht, welche Bilder damals konkret zu sehen waren. Alle Pinselstriche seiner ergo eher ins Grundsätzliche zielenden Argumentation vermittelt uns: Frank Riede.