NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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Folge vom 25.10.2023Der kommunistische Aufstand in HamburgErst vor drei Tagen waren wir mit dem Podcast in Hamburg, um uns dort ins wilde maritime Nachtleben der 1920er Jahre zu stürzen. Nun kehren wir aus sehr politischen Gründen an den Ort des Geschehens zurück, denn seit dem 23. Oktober 1923 tobte vor allem im Stadtteil Barmbek der sogenannte „Hamburger Aufstand“. Während an anderen Schauplätzen im Reich rechte Paramilitärs und separatistische Gruppen Druck auf die wunde Republik ausübten, ging die Revolte hier von linken, kommunistischen Kräften aus (unter ihnen der noch weithin unbekannte Ernst Thälmann), die in der prekären ökonomischen Lage des Landes die Chance für einen bewaffneten Umsturz erblickten. Wie dramatisch sich diese Situation zuspitzte, ist auch an der Preisentwicklung am Zeitungsmarkt ablesbar: Wo die Berliner Morgenpost vor Wochenfrist noch für 50 Millionen Mark zu haben war, musste bereits 500 Millionen hinblättern, wer am 25. Oktober erfahren wollte, dass der Aufstand – an dem sich von ca. 14.000 Hamburger KP-Mitgliedern übrigens wohl nur 300 beteiligten – relativ schnell niedergeschlagen war. Unsere Korrespondentin an der Elbe ist Paula Rosa Leu.
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Folge vom 24.10.2023Wasserburg am InnOb das Anwachsen des Preises der Vossischen im Vergleich zum Vortag um 200 Millionen auf ganze 500 Millionen Mark nur dem geschuldet war, dass die Ausgabe vom 24. Oktober auch die wöchentliche Beilage: „Für Reise und Wanderung“ enthielt, bezweifeln wir, können es aber nicht belegen. Zumindest hielt die Beilage, was sie versprach - mit einem Ausflug in das malerische Wasserburg am Inn. Diese Stadt 25 Kilometer nördlich von Rosenheim zeichnet sich durch die Lage der Altstadt auf der zu 7/8 vom Inn umflossenen Halbinsel aus. Alles weitere zu Wasserburg liefert uns nun Paula Rosa Leu auf ihrem Rundgang durch die Stadt.
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Folge vom 23.10.2023Die Putschisten von AachenUnser Podcast dürfte mittlerweile deutlich gezeigt haben mit welch existenziellen Gefahren die Weimarer Republik im Oktober 1923 konfrontiert war. Zahlreiche separatistische Bewegungen entstanden quer durchs Reich, wobei natürlich die konstante Drohung Bayerns, sich unabhängig zu machen, am schwersten wog. Die Vossische Zeitung vom 23. Oktober berichtete von den Abspaltungstendenzen im Rehinland. Die Idee eines rheinländischen Pufferstaates war ja auch schon früher durch diesen Podcast gegeistert. Am 21. Oktober hatten bewaffnete Separatisten in Aachen einen neuen Staat proklamiert: die Rheinische Republik, wobei sie von den belgischen und französischen Besatzungstruppen wohl unterstützt, jedenfalls nicht gehindert wurden. Nach mehreren Wochen mit teils gewaltsamen Auseinandersetzungen und nach dem Verlust des Rückhalts der Besatzungstruppen, brach diese kurzlebige Republik zusammen. Doch davon weiß der Artikel, den Frank Riede aus der 300 Millionen teuren Zeitung verliest, noch nichts.
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Folge vom 22.10.2023Babylon HamburgGlaubt man einer populären zeitgenössischen TV-Serie, so lag Babylon in den 1920er Jahren an der Spree. Das an der Spree erscheinende 12-Uhr-Blatt meint es hingegen an der Elbe gefunden zu haben. In Hamburg, genauer gesagt: im damals noch zwischen der Freien und Hansestadt und dem preußischen Altona geteilten St. Pauli stürzt sich die Ausgabe vom 22. Oktober 1923 – Kostenpunkt: 200 Millionen Mark – ins pralle Nachtleben und wirbelt dort jede Menge Kolorit auf. Aufgrund der schlechten Valuta sind es, mehr noch als sonst in der Hafenmetropole, internationale Gäste, die sich hier vergnügen, verführen und zum Teil auch ausrauben lassen – da hilft es auch nichts, dass Autor Fritz Löwe von einem waschechten Kriminalkommissar durch sein Großstadtrevier begleitet wird. Trotz einiger heute nicht mehr üblicher, da als diskriminierend empfundener Begriffe hat sich für uns Paula Rosa Leu den beiden angeschlossen.