NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 01.11.2023Rudolf von Laban: Das TanztheaterZweifelsfrei war Rudolf von Laban einer der großen Tänzer und Tanztheoretiker des 20. Jahrhunderts. Mit seinem lebensreformatorischen Ansatz, wie er ihn etwa am legendären Treffpunkt von Pazifisten, Künstlern und Lebensreformern, dem „Monte Veritá“ im Tessin praktizierte, war er auf der Suche nach einem neuen Körperempfinden und einem neuen körperlichen Ausdruck im Tanz. Heute kommt er in unserem Podcast zu Wort, dank der Vossischen Zeitung vom 1. November 1923, die genau wie das Berliner Tageblatt am Tage zuvor 2,5 Milliarden Mark kostete und seine tanztheoretischen Gedanken abdruckte. Zum Glück tanzt Paula Rosa Leu den Artikel nicht vor, sondern liest ihn.
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Folge vom 31.10.2023Der innere Zweifronten-KriegHugo Preuß, 1860 in eine jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, wurde nach seinem Jura-Studium und seiner Habilitation als Staatsrechtler Hochschullehrer, begann aber auch eine politische Karriere als Berliner Stadtrat. 1918 war er Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei und wurde zugleich nach der Novemberrevolution mit einem Entwurf einer Reichsverfassung beauftragt – und tatsächlich stammen weite Teile der Weimarer Verfassung aus seiner Feder. Daher verwundert es nicht, dass er sich in einer Krisenzeit, die die Weimarer Republik zu zerreißen drohte, im Berliner Tageblatt vom 31. Oktober 1923 zu Wort meldete. Der ehemals erste Innenminister der Republik sieht das Land in einem inneren Zweifronten-Krieg zerrieben. Während die politische Mitte nicht genug Kraft zu haben scheint, die Republik zu verteidigen, werde sie von rechts und links angegriffen. Urteilen Sie selbst, ob uns Preuß auch für die heutige Zeit interessante Einblicke bietet. Die Ausgabe kostete 2,5 Milliarden und es liest aus ihr Frank Riede.
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Folge vom 30.10.2023Erste Unterhaltungssendung im RadioHeute können wir nochmal der Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland aus der Sicht des damals unangefochtenen Nachrichten-Mediums, der Zeitung, beiwohnen. Am 29. Oktober 1923 wurde die erste Unterhaltungssendung aus dem Vox-Haus, ein nahe dem Potsdamer Platz gelegenes Bürogebäude, das wegen zu großer Nähe zur Mauer im Jahr 1971 gesprengt wurde, gesendet. Es überrascht wenig, dass die Zeitungen die Übertragung damals nicht als Schlüsselereignis begriffen, konnten sie ja auch nicht ahnen, zu welch einem Konkurrenten sich das Radio rasch auswachsen würde. Der BZ am Mittag vom 30. Oktober war es aber einen durchaus begeisterten Sendebericht wert, in dem diejenigen, die noch keinen Radioempfänger hatten und die 2 Milliarden für die Zeitungsausgabe berappen konnten, erfuhren, was es zu hören gab. Uns informiert über die Auf den Tag genau-Welle Frank Riede.
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Folge vom 29.10.2023Von Austern in Zeiten der HyperinflationAm 29. Oktober 1923 spricht in Deutschland alle Welt über Hyperinflation, Verelendung, Arbeiteraufstände und Putschgerüchte. Nur der Berliner Lokal-Anzeiger, und wir mit bzw. für uns Paula Rosa Leu, sprechen über ... Austern. Allerdings schießt Autor Adolf von Wilke gleich voraus, dass es auch für ihn aktuell beim „über Austern sprechen“, sie im Schaufenster betrachten und in Erinnerung schwelgen leider bleibe. Das allerdings tut er dann ausgiebig, und so erfahren wir nicht nur, wie vielfältig die Austernküche vor einhundert Jahren bereits war, sondern auch davon, dass noch während des Ersten Weltkriegs dank der neutralen Niederlande in Deutschland eine gewisse Grundversorgung mit dem edlen Schalentier bestand. Fünf Jahre nach dessen Ende gab es Austern in Berliner Delikatessgeschäften hingegen nur noch gegen internationale Valuta – und selbst für einen Berliner Lokal-Anzeiger musste man an einem ganz ordinären Montag 2 Milliarden Mark hinblättern.