
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 17.03.2025Mit einem Schmugglerschiff in SkandinavienDass Prohibition nicht die Volksgesundheit, sondern langfristig vor allem den Schmuggel aufblühen lässt, zählt heute weithin zu den gesicherten empirischen Erkenntnissen. In den 1920er Jahren befanden sich nicht nur die USA noch mitten in diesem Experiment; auch in Nordeuropa galten damals vielerorts drakonische Alkoholgesetze. Diese zu umgehen, erfahren wir aus einem Artikel in den Altonaer Neuesten Nachrichten vom 17. März 1925, hatten sich in benachbarten Ländern ganze Industrien ausgebildet, die offenbar zahlreiche Menschen ernährten. Wegen seines großen Hafens und seiner geographischen Nähe spielte Hamburg bei der illegalen Versorgung Skandinaviens mit Spirituosen eine besonders wichtige Rolle. Zahllose Schiffe liefen hier ständig zu diesem Zweck aus und nahmen undercover in Ausnahmefällen offensichtlich auch mal abenteuerlustige Journalisten mit. Deren Seenmannsgarn spinnt für uns Frank Riede.
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Folge vom 16.03.2025Wie man vor einhundert Jahren in die Zukunft blicktePrognosen seien immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft beträfen, lautet ein bekanntes Bonmot, das in der Regel dem dänischen Atomphysiker Niels Bohr zugeschrieben wird. Dennoch versuchten sich die Zeitungen in den 1920er Jahren auffallend häufig und gerne an diesem Genre; im besten Fall reflektieren sie dabei die Bedingtheit des eigenen Standpunktes, wie es die Harburger Anzeigen und Nachrichten vom 16. März 1925 taten. Ihr Eindruck, dass die Wirklichkeit die Voraussage zumeist noch übertreffe, mag stimmen oder auch nicht; manche Entwicklungen, die der Artikel für die nächsten fünfzig Jahre prophezeit, soviel sei gespoilert, sind auf jeden Fall auch weitere fünfzig Jahre später noch nicht realisiert. Es liest Rosa Leu.
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Folge vom 15.03.2025Vom Aufstand der Kurden in der TürkeiDie Kurden gelten vielen Studien als die weltweit größte Ethnie ohne eigenes unabhängiges Staatsgebiet. Nachrichten über ihre Unterdrückung insbesondere in der Türkei und ihr Aufbegehren dagegen kennen die meisten von uns, seitdem sie politisch sozialisiert sind. Dass dieser Konflikt mindestens bis an den Anfang der Türkischen Republik zurückreicht, belegt unser heutiger Artikel aus dem Hamburger Echo vom 15. März 1925, der zwar durchaus einige Klischees ventiliert, die vermutlich noch von Karl May inspiriert sind, sich insgesamt aber um eine ausgewogene Berichterstattung über die ausgebrochenen Kämpfe in Südostanatolien bemüht. Aus welchen Quellen der namentlich nicht genannte Autor seine Informationen bezog und wie seriös diese waren, lässt sich nicht wirklich ermitteln. Dass, wie er glauben macht, manche Positionen in Bezug auf Fragen von politischer Kultur und Religion in den letzten Jahrhunderten, eher die Seiten gewechselt haben, macht ihn in jeden Fall zu einem interessanten Fundstück. Frank Riede hat es sich für uns angesehen.
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Folge vom 14.03.2025Präsidentschaftswahlkampf als Zeichen einer ZersplitterungEs ist bereits mehrfach bei Auf den Tag genau angeklungen: Die politischen Beobachter*innen der 20er Jahre befürchteten eine unnötige Zersplitterung der politischen Landschaft. Damit waren dann oft Parteien gemeint, die nur von einer und für eine spezielle Gruppe von Menschen geschaffen wurden: Wirtshausbetreiber, Hausbesitzer etc. In der Wilhelmsburger Zeitung vom 14. März 1925 wird dieser Begriff auf die zahlreichen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen bezogen. Gegenüber der Erwartung, die Parteien würden sich auf einen Kandidaten der Mitte einigen, der praktisch konkurrenzlos die Wahl dominieren würde, nominierte beinahe jede Partei einen eigenen Kandidaten. Rosa Leu stellt uns dieses Kandidatentableau vor.