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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 28.03.2025Gabriele D’Annunzio annektiert eine Villa am GardaseeLiterat, Avantgardist, Irredentist, Proto-Faschist – Gabriele D’Annunzio zählt zu den schillerndsten Figuren des frühen 20. Jahrhunderts und war entsprechend regelmäßig in den vergangenen Jahren bereits auch hier im Podcast „zu Gast“. Nachdem sein Versuch gescheitert war, mit Freischärlern die Stadt Fiume alias Rijeka dauerhaft in seine Gewalt zu bringen, vollzog er einen Rückzug ins Private – allerdings nicht ohne sich dabei von der Regierung Mussolini großzügig alimentieren zu lassen. Rückzugsort war eine großzügige, später unter dem Namen Vittoriale degli Italiani bekannt gewordene Villa am Gardasee, die eigentlich jemand anderem gehörte, nämlich dem deutschen Kunsthistoriker Henry Thode, die nach dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg allerdings beschlagnahmt worden war. Eigentlich hätte das Anwesen Thode bzw. nach seinem Tod 1920 seiner Witwe Hertha restituiert werden müssen, aber im Italien des seine Herrschaft absichernden Faschismus kam es, wie wir dem Hamburger Anzeiger vom 28. März 1925 entnehmen können, anders. Wie, weiß Rosa Leu.
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Folge vom 27.03.2025Beim ReichswahlleiterDass demokratische deutschlandweite Wahlen nicht nur ein politisches Großereignis darstellen, sondern zu ihrer Durchführung auch erhebliche logistische Herausforderungen zu meistern sind, weiß man nicht erst seit den Berliner Pannen bei der Bundestagswahl 2021. Zwar kannte man vor einhundert Jahren in Deutschland noch keine Briefwahl – und auch Marathonläufe, die den Zugang zu Wahllokalen behinderten, konnten einem seinerzeit am Wahltag eher nicht in die Quere kommen. Sehr gut vorbereitet wollte ein Urnengang aber auch damals werden, erst recht wenn er so kurzfristig anberaumt war wie die Reichspräsidentenwahl nach dem plötzlichen Tod Friedrich Eberts 1925. Grund genug, für das Pinneberger Tageblatt, einmal beim Reichswahlleiter vorbeizuschauen und seinem Publikum zu erläutern, was es bei den Wahlvorbereitungen so alles zu bedenken galt. Alle wichtigen Informationen für uns hat Frank Riede.
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Folge vom 26.03.2025Adenauer contra JarresBei einigen Namen, über die wir bei unserem Quellenstudium so stoßen, schaut man unweigerlich genauer hin. Konrad Adenauer war während der Weimarer Jahre, als Oberbürgermeister von Köln, streng genommen eher ein Kommunalpolitiker, meldete sich jedoch in dieser Eigenschaft sowie in seiner Nebenfunktion als Präsident des preußischen Staatsrats auch immer wieder zu reichsweiten politischen Themen zu Wort und wurde immer wieder sogar als potentieller Reichskanzlerkandidat gehandelt. Auch im Wahlkampf um die Reichspräsidentschaft 1925 mischte er mit, wobei seine Fehde mit dem Rechts-Kandidaten Karl Jarres sich an der Frage entzündete, wie sich beide hinter verschlossenen Türen zur Zukunft des französisch besetzten Rheinlandes geäußert hätten. Die Schiffbeker Zeitung versuchte am 26. März Licht ins Dunkel dieser Angelegenheit zu bringen bzw. gab jedenfalls den widersprüchlichen Versionen beider Politiker Raum. Es liest Rosa Leu.
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Folge vom 25.03.2025Ein sozialdemokratisches Frühlingsgedicht für Karl JarresLangjährige Hörerinnen und Hörer werden sich vielleicht erinnern, dass vor allem in der Anfangszeit gelegentlich auch lyrische Töne bei Auf den Tag genau erklangen. Die Neigung der Zeitungen zum Gedicht, so unser Eindruck, hat im Laufe der 1920er Jahre eher etwas abgenommen; von Zeit zu Zeit stoßen wir aber immer noch auf Gereimtes, und das sogar manchmal aus ganz tagespolitischem Anlass. Bestimmendes Thema war in den letzten Märztagen 1925 die bevorstehende Reichspräsidentenwahl. Der Wahlkampf wurde teilweise mit schrillen Tönen und harten Bandagen geführt, und so wundert es auch nicht, dass die Verse, die das sozialdemokratische Hamburger Echo vom 25.3. auf den Kandidaten der Rechten, Dr. Karl Jarres, dichtete, nicht allzu feinsinnig-poetisch ausfielen. Es skandiert Frank Riede.