
NachrichtenKultur & Gesellschaft
Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 13.04.2025Ostern in NorwegenDie Kompassnadel deutscher Frühjahrsurlauber zeigt traditionell nicht unbedingt in den skandinavischen Norden. Eben dorthin verschlägt es jedoch den Hamburger Anzeiger in seiner Osterausgabe des Jahres 1925, in dem die „Auferstehung des Herren“ am 12./13. April begangen wurde. Um genau zu sein war es das norwegische Gudbrandsdal, das der Autor Hermann Rößler besucht und in dem er sich offensichtlich sehr wohl gefühlt hatte. Nordische Sonne, Luft und Schnee preist er genauso wie norwegische Gemütlichkeit und Gastfreundschaft im Quartier, nächtliches Gebäck nebst Tee am Ofen inklusive. Dass Nationalheros Peer Gynt in dieser Gegend heimisch war, erwähnt der Artikel erstaunlicherweise nicht; dass im sieben Jahrzehnte später zu olympischen Ehren gelangten Lillehammer schon damals ausgiebig Wintersport betrieben wurde, malt der Text dagegen in den hellsten und leuchtendsten Farben aus. Wer noch keine Urlaubspläne für die dieses Jahr etwas später liegenden Ostertage hat, lasse sich also von Rosa Leu inspirieren. Die Anreise per Bahn gestaltet sich einer kurzen Internetrecherche zufolge heute allerdings deutlich umständlicher als vor einhundert Jahren ...
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Folge vom 12.04.2025WeltuntergangsproblemeJa, wann wird die Welt untergehen? Diese Frage stellen sich die Menschen wohl seit Urzeiten und beantworten sie immer wieder aufs Neue – sei es mit terminlich vagen religiösen Endzeitbetrachtungen, sei es mit ganz konkreten Daten, an denen es vorbei sein sollte. Das Pinneberger Tageblatt nutzte die letzte Ausgabe vor Ostern 1925, um einen Gang durch verschiedene vergangene und aktuelle Endzeitvoraussagen zu präsentieren, der mit einem naturwissenschaftlichen Blick auf diese Thematik endet. Bei all diesen befürchteten oder auch ersehnten „Enden“ der Welt ist ein Faktor noch nicht präsent, der die Prognostik durcheinanderwirbeln sollte. Dass der Mensch selbst für den Untergang der Welt sorgen könnte, kam damals noch niemandem in den Sinn. Für uns liest heute, am 12. April, Rosa Leu.
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Folge vom 11.04.2025Make Multilateralismus great (again)!Beim Samstag vor Ostern handelt es sich streng genommen um den Karsamstag und damit um den letzten Tag der Karwoche. Der Hamburger Anzeiger nutzte selbigen, nämlich den 11. April im Jahr 1925 jedoch bereits, um sich auf der Titelseite vorausschauend „Ostergedanken“ zu machen – wissend darum, dass an den Folge-, den eigentlichen Ostertagen keine neuen Ausgaben erscheinen würden. Ostergedanken, das klingt nach einem gewichtigen Leitartikel, und diese große Erwartung soll der mit dem Kürzel „ho“ zeichnende Autor auch nicht enttäuschen. Tatsächlich geht es um die fundamentalen Fragen der Weltpolitik, des gedeihlichen Zusammenlebens der Völker auf diesem Planeten und, ja, ganz ohne Metaphysik, auch um die Auferstehung des einzelnen Menschen in einem größeren Ganzen. Frank Riede liest diesen flammenden Appell wider den Hass, an dem vieles wieder bedrückend dringlich und aktuell klingt.
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Folge vom 10.04.2025Internationale Reaktionen auf HindenburgDie Katze war aus dem Sack: Statt des im ersten Wahlgang führenden Ex-Ministers und Duisburger Oberbürgermeisters Karl Jarres schickte die Rechte im zweiten Durchgang den Weltkriegs-Veteran Paul von Hindenburg ins Rennen um das Reichspräsidentenamt. Wie reagierte das republikanische Lager? Es präsentierte sich sichtlich überrascht von dieser Volte – und trotzig optimistisch, dass das deutsche Wahlvolk dem reaktionären Schwenk eine Absage erteilen würde. So ganz sicher war man sich dessen zumindest in sozialdemokratischen Kreisen aber offensichtlich nicht, weshalb sich das Hamburger Echo in seiner Ausgabe vom 10. April ausgiebig im europäischen Ausland rückversicherte, dass die dortige Öffentlichkeit diese Kandidatur ziemlich durchweg negativ beurteilte. Frank Riede liest für uns die Presseschau, die dabei herauskam und die eindeutig solche Wähler als Zielgruppe adressierte, die mit einem Votum für den kommunistischen Bewerber Ernst Thälmann liebäugelten.