Blumenjunge von Ralf Thenior

Personen, die in den 1950ern aus Schlesien nach Hamburg-Niendorf übersiedelten, galten als "Quiddje", also als Fremde, jedoch nicht als entwurzelt. Die neue Heimat formiert sich schrittweise, vergleichbar mit den Pflanzen, die in der Gärtnerei gedeihen, die hier vom Vater gegründet wurde.

Diese neue Heimat entwickelt sich durch die Nachbarn und ihre Geschichten. Da ist die "Hundeolsche", die eines Tages von ihren zwölf Bulldogs tödlich verletzt wird, dort ist der ständig betrunkene "Friseur Malör", und da sind die neuen, entgegenkommenden Kunden, die der Fahrradjunge beliefert. Man hört die Geräuschkulisse der Zeit vor dem Fernsehen – die Welt der Radios und die unvertraute Region im Süden, die der Dreizehnjährige auf einer ausgedehnten Fahrradtour allein erkundet.

Zum Autor

Ralf Thenior, 1945 im schlesischen Bad Kudowa geboren, begann 1969 mit literarischen Arbeiten. Inspiriert von seinen Reisen durch Asien und Osteuropa, kreierte er in Kooperation mit dem Musiker Ralf Werner Projekte, die Literatur und Klang verbinden. Ralf Thenior schreibt Poesie, Kurzgeschichten, Romane, Essays sowie Bücher für junge Leser und erhielt für seine Arbeit etliche Auszeichnungen und Stipendien.