«Mr. Goebbels Jazz Band» erzählt die Geschichte einer Swing-Bigband, die im Zweiten Weltkrieg von den Nazis gegründet wurde, um Propaganda-Jazz für einen Radiosender gegen England zu produzieren.
Im Dritten Reich wurden Juden, Polen und Homosexuelle verfolgt und ermordet, doch zu Propagandazwecken mussten einige von ihnen als «Charlie and His Orchestra» US-amerikanische Swing-Songs fürs Radio spielen, versetzt mit neuen, pro-nationalsozialistischen Texten. Ausgerechnet Swing, jene Musikrichtung, die unter den Nazis weitgehend verboten wurde. Demian Lienhards neuer Roman zeigt den Zynismus des Nazi-Regimesan diesem Beispiel aus der realen Geschichte in aller Deutlichkeit. Für Host Simon Leuthold ausserdem ein Buch, das zum Nachdenken über das Verhältnis von Wahrheit und Erfindung in der Propaganda anregt – und über ein spannendes Kapitel in der Geschichte des Jazz.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Demian Lienhard. Mr. Goebbels Jazz Band. 320 Seiten. Frankfurter Verlagsanstalt, 2023.
Im Podcast zu hören sind:
* Demian Lienhard, Buchautor
* Annina Salis, Musikredaktorin SRF
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Kultur & Gesellschaft
Literaturclub: Zwei mit Buch Folgen
Ein Podcast über Bücher und die Welten, die sie uns eröffnen. Alle zwei Wochen tauchen wir im Duo in eine Neuerscheinung ein, spüren Themen, Figuren und Sprache nach und folgen den Gedanken, welche die Lektüre auslöst. Dazu sprechen wir mit der Autorin oder dem Autor und holen zusätzliche Stimmen zu den Fragen ein, die uns beim Lesen umgetrieben haben. Lesen heisst entdecken. Mit den Hosts Franziska Hirsbrunner/Katja Schönherr, Jennifer Khakshouri/Michael Luisier und Felix Münger/Simon Leuthold. Mehr Infos: www.srf.ch/literatur Kontakt: literatur@srf.ch
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97 Folgen
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Folge vom 05.05.2023Nazi-Swing für britische Ohren – Demian Lienhards neuer Roman
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Folge vom 21.04.2023Odessa, ferne Stadt: «Sommer in Odessa» von Irina KilimnikIrina Kilimnik setzt in ihrem Roman-Debut «Sommer in Odessa» ihrer Heimatstadt ein Denkmal. Das Buch spielt im Sommer 2014, auf die vor Schönheit und Lebendigkeit und Hitze flirrende Stadt legt sich bereits der Schatten der Krim-Annexion. Im Zentrum dieses Familienromans steht die Ich-Erzählerin Olga, die (gegen ihren Willen) Medizin studiert und mit ihrer Mutter, deren beiden Schwestern und ihren Cousinen in einem Frauenhaushalt lebt – wäre da nicht der Grossvater, der leicht despotisch alle Fäden in der Hand hat und seine Geheimnisse dabei gern für sich behält. Eine «typisch osteuropäische» Coming-of-age-Geschichte, wie Irina Kilimnik sagt, die in einer Stadt spielt, die es so nicht mehr gibt. Nicola Steiner hat mit der Autorin gesprochen und erkundet gemeinsam mit Franziska Hirsbrunner dieses Odessa von 2014. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Irina Kilimnik. Sommer in Odessa. 288 Seiten. Kein & Aber, 2023. Im Podcast zu hören ist: * Irina Kilimnik, Schriftstellerin Weitere erwähnte Bücher: * Isaak Babel. Mein Taubenschlag. Sämtliche Erzählungen. 864 Seiten. Carl Hanser, 2014. * Szczepan Twardoch. Der Boxer. Rowohlt, 2018. * Szczepan Twardoch. Morphin. Rowohlt, 2015. «Panzerkreuzer Potemkin»: Sergei Eisensteins Stummfilm von 1925 mit englischen Untertiteln Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur
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Folge vom 07.04.2023Die Jagd nach Einsteins Genialität: Franzobels neuer RomanEin Arzt stiehlt nach Einsteins Tod 1955 dessen Gehirn, um der Genialität des Jahrhundert-Physikers auf die Spur zu kommen. Auf dieser wahren Geschichte beruht Franzobels Buch «Einsteins Hirn». «Zwei mit Buch»-Host Felix Münger ist fasziniert vom Sprachwitz und den grotesken Verzerrungen des Buchs. Einsteins Hirn brachte der Hauptfigur keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse. Im Gegenzug führte sie der Diebstahl in den beruflichen und persönlichen Abgrund. Weshalb? Und: Woher kam die Besessenheit, in der Hirnstruktur die Genialität nachweisen zu können? Aus heutiger Sicht sei das Unterfangen von Anfang an aussichtslos gewesen, sagt der Hirnforscher Fritjof Helmchen. Intelligenz lasse sich nicht an der Form des Gehirns ablesen, sondern daran, wie Hirnzellen untereinander kommunizieren. Und darüber wisse die Forschung bis heute nur wenig. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Franzobel: Einsteins Hirn. 543 Seiten. Zsolnay Verlag, 2023. Das Hörbuch, gelesen von David Nathan, ist bei Lübbe Audio erschienen. Im Podcast zu hören sind: * Franzobel, Buchautor * Fritjof Helmchen, Professor für Neurowissenschaft, Uni Zürich Weiter erwähnte Bücher: * Franzobel. Das Floss der Medusa. Zsolnay, 2017. (592 Seiten) * Tilman Spengler. Lenins Hirn. Berlin Verlag, 2003. (350 Seiten) Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur
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Folge vom 24.03.2023Pauken und gamen: Tonio Schachinger kreuzt in «Echtzeitalter» WeltenNach Fussball («Nicht wie ihr») nimmt sich der 31jährige österreichische Autor Tonio Schachinger nun ein Elitegymnasium in Wien vor. Für «Zwei mit Buch»-Host Franziska Hirsbrunner kommt dieses Gymnasium wie ein Wimmelbild daher. Es ist ein Mikrokosmos, in dem sich der Makrokosmos spiegelt. Das Marianum ist eine traditionsreiche Schule für den Nachwuchs von Reichen und Einflussreichen. Und die Kinder wissen schon mit zehn, was sie einmal studieren wollen (oder sollen): «Jura, Wirtschaft oder Medizin». Es sind Kinder, findet Nicola Steiner, die weich landen werden, was immer sie tun. Till fällt da etwas aus dem Rahmen. Seine Eltern sind nicht so reich wie andere. Und er selbst gehört, von seinem Umfeld unbemerkt, zu den zehn besten Spielern weltweit des 1997 lancierten Echtzeitstrategiespiels «Age of Empires 2». Das Gamen ist eine Möglichkeit, den Terror des Klassenlehrers zu puffern und wird mit der Zeit auch ein Mittel zur Emanzipation. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: Tonio Schachinger. Echtzeitalter. 364 Seiten. Rowohlt Verlag Im Podcast zu hören sind: * Tonio Schachinger, Schriftsteller * Jürgen Oelkers, Erziehungswissenschaftler Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur