«Messer, Zungen» erzählt eine Geschichte der südafrikanischen «Cape Coloured»-Community, von der Apartheid in Südafrika bis ins Deutschland der Gegenwart. «Zwei mit Buch»-Host Simon Leuthold ist fasziniert von diesem Roman, der Teile der südafrikanischen Geschichtsschreibung in Frage stellt.
Anhand zahlloser Erfahrungen und Geschichten von einzelnen Personen setzt sich nach und nach ein Bild der «Cape Coloured»-Community zusammen: Gewalt, rassistische Ausgrenzung, ein Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit – aber auch grosser Stolz und viel Durchhaltewillen gehören dazu. Warum die bruchstückhafte Form dieses Debütromans für das Erzählen von dieser Community genau angemessen ist, und wie sich die Rolle von Überlieferungen und Erzählungen in der Geschichtsforschung verändert, dem gehen wir in dieser Episode zusammen mit der Autorin Simoné Goldschmidt-Lechner nach.
Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:
* Simoné Goldschmidt-Lechner: Messer, Zungen. 190 Seiten. Matthes & Seitz Berlin, 2022.
Im Podcast zu hören sind:
* Simoné Goldschmidt-Lechner, Buchautorin
* Ulrike Kistner, Professorin für Literatur und Philosophie in Südafrika
Weitere erwähnte Bücher:
* Kenneth Bonert: Der Löwensucher. 800 Seiten. Diogenes 2016.
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Kultur & Gesellschaft
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Ein Podcast über Bücher und die Welten, die sie uns eröffnen. Alle zwei Wochen tauchen wir im Duo in eine Neuerscheinung ein, spüren Themen, Figuren und Sprache nach und folgen den Gedanken, welche die Lektüre auslöst. Dazu sprechen wir mit der Autorin oder dem Autor und holen zusätzliche Stimmen zu den Fragen ein, die uns beim Lesen umgetrieben haben. Lesen heisst entdecken. Mit den Hosts Franziska Hirsbrunner/Katja Schönherr, Jennifer Khakshouri/Michael Luisier und Felix Münger/Simon Leuthold. Mehr Infos: www.srf.ch/literatur Kontakt: literatur@srf.ch
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88 Folgen
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Folge vom 26.08.2022Eine Stimme für die Ungehörten: Simoné Goldschmidt-Lechners Roman über Südafrika
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Folge vom 12.08.2022«Von einem Sohn dieses Landes» von James BaldwinWer hat in den USA einen Platz? Der afroamerikanische Schriftsteller und Bürgerrechtsaktivist James Baldwin stellte die Frage 1955 in einer bahnbrechenden Essaysammlung. Als er «Von einem Sohn dieses Landes» veröffentlichte, war er gerade mal 31, und das Buch ist bis heute Kult. Woran liegt es? An Baldwins einzigartiger Mischung aus Klugheit und Wärme, meint Franziska Hirsbrunner. An seinem Mut, Klischees anzugehen, findet Nicola Steiner. An seiner gnadenlosen Ehrlichkeit, auch mit sich selbst, schreibt die Autorin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal in ihrem berührenden Vorwort zur Neuübersetzung von «Notes of a Native Son». Was Baldwins Analysen von Rassismus und Identitätsfragen so besonders macht und warum man ihn nicht lesen kann, ohne zu weinen – darüber sprechen wir in diesem Podcast. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * James Baldwin. Von einem Sohn dieses Landes. Deutsch von Miriam Mandelkow. Mit einem Vorwort von Mithu Sanyal. 240 Seiten. dtv, 2022. Im Podcast zu hören sind: * Mithu Sanyal, Autorin und Kulturwissenschaftlerin * James Baldwin, Schriftsteller, in zwei kurzen Ausschnitten aus der Debatte mit dem damals führenden US-Konservativen William Buckley 1965 in Cambridge zum Thema «The American Dream: Is it at the expense of the American Negro?». Für Baldwin hatten die USA massiv von der Sklaverei profitiert. Legendär seine Aussage: «I picked the cotton, and I carried it to market, and I built the railroad under someone else's whip for nothing.» Ausschnitt auf Youtube Weitere erwähnte Bücher: * Yaa Gyasi. Heimkehren. Deutsch von Annette Grube. 416 Seiten. Dumont, 2017. * Achille Mbembe. Kritik der schwarzen Vernunft. Deutsch von Michael Bischoff. 332 Seiten. Suhrkamp, 2013. * Mithu Sanyal. Identitti. 432 Seiten. Hanser, 2021. * Alice Walker. Die Farbe Lila. Deutsch von Cornelia Holfelder-von der Tann. 288 Seiten. Ecco, 2021 (Neuübersetzung). * Colson Whitehead. Z. B. Underground Railroad. Deutsch von Nikolaus Stingl. 352 Seiten. Hanser, 2017. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter www.srf.ch/literatur
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Folge vom 29.07.2022Der Nazi unter meinem Dach: «Der Aufgang» von Stefan HertmansAls der flämische Autor Stefan Hertmans erfährt, dass in seinem Haus ein SS-Mann lebte, beginnt er, zutiefst erschüttert, zu recherchieren. Und schreibt mit «Der Aufgang» einen Roman, der für «Zwei mit Buch»-Host Felix Münger einen packenden historischen Stoff gekonnt mit der Gegenwart verbindet. Diese Podcast-Episode spürt der originellen Konstruktion des Romans nach. Sie erlaubt es, beim Lesen schwebend zwischen verschiedenen Erzählsträngen zu wechseln. Da ist zum einen die Geschichte des vormaligen Hausbesitzers mit Namen Willem Verhulst, der sich er während der deutschen Besatzung Belgiens im Zweiten Weltkrieg als skrupelloser Nazi-Kollaborateur erwies. Und zum anderen begleiten wir Stefan Hertmans bei seiner Suche nach den Hintergründen dieser Geschichte - wie er alte Tagebücher, Fotografien und Gerichtsakten zu Verhulst studiert. Oder die Schauplätze von Verhulsts Leben aufsucht. Und je mehr sich das Bild zusammensetzt, desto deutlicher wird, wie sehr die Geschichte des längst verstorbenen SS-Mannes mit unserer Gegenwart heute zusammenhängt. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Stefan Hertmans. Der Aufgang. Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. 472 Seiten. Diogenes, 2022. Im Podcast zu hören sind: * Stefan Hertmans, Schriftsteller * Charles Liebherr, SRF-Korrespondent in Brüssel Weitere erwähnte Bücher: * Sacha Batthyany. Und was hat das mit mir zu tun? Ein Verbrechen im März 1945. Die Geschichte meiner Familie, Kiepenheuer und Witsch, 2016. * Stefan Hertmans. Der Himmel meines Grossvaters. Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. Hanser Berlin, 2014. (als Taschenbuch: Krieg und Terpentin. Diogenes 2018.) * Stefan Hertmans. Die Fremde. Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. Hanser Berlin, 2017. * W.G. Sebald. Austerlitz. Fischer Taschenbuch, 2003. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter www.srf.ch/literatur
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Folge vom 15.07.2022«Kummer aller Art» – neue Geschichten von Mariana LekyUm Liebeskummer, Konfliktängste, Abschiedsschmerz und peinliche Erlebnisse in der Kindheit geht es in den Geschichten von Mariana Leky. Für «Zwei mit Buch»-Host Nicola Steiner ist klar: Das Buch voller Kummer ist gleichzeitig sehr tröstlich. Weil es eine Form findet für den Kummer. Schon Mariana Lekys Bestseller «Was man von hier aus sehen kann» hat Nicola Steiner vor einigen Jahren hellauf begeistert. Nun sind ihre Kolumnen aus der Zeitschrift «Psychologie heute» in überarbeiteter Form als Buch erschienen: Es geht um «Kummer aller Art». Für Nicola Steiner zeigt sich Leky hier wieder auf der Höhe ihrer Kunst: Die Geschichten sprühen nur so von augenzwinkerndem Humor, auch wenn die Ich-Erzählerin die Sorgen und Ängste der Figuren immer ernst nimmt. Wie findet die Autorin diesen typischen «Leky-Sound»? Und warum ist das Buch, das voll von Kummer ist, dennoch tröstlich? Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Mariana Leky. Kummer aller Art. 176 Seiten. DuMont, 2022. Im Podcast zu hören sind: * Mariana Leky, Schriftstellerin * Frederik Schröer, Historiker am Fachbereich für die Geschichte der Gefühle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin Weitere erwähnte Bücher: * William Maxwell. Also dann bis morgen. Zsolnay Verlag. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter www.srf.ch/literatur