Die burundische Künstlerin betina quest mag bei ihrem Namen die Kleinschreibung bevorzugen – musikalisch jedoch tritt sie in große Fußstapfen: Nichts weniger als die Neuinterpretation eines Nina Simone-Songs bietet sie mit ihrer aktuellen Single "Four African Women" an. Für das "Update" des ursprünglich 1966 als "Four Women" erschienenen Liedes ging sie dabei gewissermaßen einen Umweg, und griff auf eine textlich überarbeitete Fassung zurück, welche die afroamerikanische Jazz- und Pop-Sängerin Somi 2014 veröffentlichte. Als eine "Hommage an Nina Simone und Somi und auch eine Hommage an jede schwarze Frau, deren Identität und Geschichte die Welt, in der wir heute leben, prägt" versteht betina quest nun ihre ganz eigene Version des Stücks. Diese fügt dem ausdrucksstarken Text über "die vielschichtigen Erfahrungen afrikanischer Frauen, ihre Geschichten und ihre Widerstandskraft gegenüber Unterdrückung" ein neues, kongeniales musikalisches Fundament aus Afro-Soul und elektronischen Elementen hinzu. Ihrem (Künstlerinnen?-)Nachnamen entsprechend, sieht sie sich dabei als Fragende, Suchende, mit einer klaren Aufgabe: "Ich finde, dass Black Womanhood mit einer Verantwortung verbunden ist. Und zwar mit der Verantwortung unsere Geschichten zu erzählen, generationsübergreifendes Trauma zu heilen und uns gegenseitig zu feiern."

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Folge vom 12.11.2024betina quest
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Folge vom 08.11.2024So SoonHinter So Soon verbergen sich David Stöbener und Marco Braun. Die beiden Multiinstrumentalisten, Songwriter und Produzenten spielen gekonnt mit Versatzstücken unterschiedlichster Genres wie Pop, Folk, Electronica und Post-Rock und erschaffen so fesselnde Songs, die sie nun am 22. November 2024 gesammelt auf ihrem Debütalbum "Whether You Like It Or Not" veröffentlichen. Darauf vertonen die beiden Jugendfreunde nach eigener Aussage "autobiografische Snapshots", thematisieren Dinge wie "das Aufwachsen in einer Welt, die viel bietet, aber auch viel verlangt, neblige Hoffnung, schwebende Melancholie." Dass die beiden Protagonisten sich bereits lange kennen, Vertrautheit und gemeinsame Erfahrungen teilen, und auch schon lange gemeinsam musizieren, ist "Whether You Like It Or Not" anzuhören. So können groß angelegte, frei atmende Songs entstehen wie die im Oktober erschienene, dritte Vorabsingle "Tie My Shoes": Mit sphärischem Gesang, verspielten Gitarren, verschleppten Beats und eingestreuten Samples wird den unwiederbringlich vergangenen unbeschwerten Kindheitssommertagen ein melancholisches klangliches Denkmal gesetzt. Heute sind So Soon zu Gast im studioeins, um sich im Interview vorzustellen und mit ein paar live gespielten Stücken Appetit auf mehr zu machen – zum Beispiel bei ihrem Konzert in der Kantine am Berghain am 12. Dezember 2024.
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Folge vom 04.11.2024Simone TangDie dänische Singer-Songwriterin setzt für ihr Solo-Debütalbum auf die Kraft der leisen Töne und persönlichen Texte. Mit "Things I Remember" möchte sie in die Fußstapfen solch illustrer Vorbilder wie Elizabeth Cotten, Édith Piaf, Nick Drake oder Paul Simon treten. Die aus dem dänischen Svendborg stammende Simone Tang hat sich nicht nur bereits als gefragte Session- und Live-Gitarristin für anderer Leute Projekte und Bands einen Namen gemacht. Auch kann die studierte Musikerin auf diverse Soundtrack-Arbeiten zurückblicken und ist sogar schon erfolgreich als Schauspielerin in Erscheinung getreten. Nun wagt die 34-Jährige den vielleicht größten Schritt und veröffentlicht dieser Tage ihr erstes Album unter eigenem Namen. Gemeinsam mit ihrem engen Freund Søren Manscher, der Gitarre und Backing Vocals beisteuerte, spielte sie die Songs für "Things I Remember" weitestgehend live und mit dem Mut zum Unperfekten, Direkten ein. Dazu passt, dass sich viele der Lieder mit persönlichen Erfahrungen und dem Leben (und mitunter Sterben) enger Angehöriger befassen, denen Tang musikalische Hommagen widmet. Mehr erfahren wir von Simone Tag selbst, wenn sie heute zu Gast im studioeins ist.
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Folge vom 28.10.2024MusketeerDem etwas martialischen Künstlernamen zum Trotz, greift Musketeer lieber zur akustischen Gitarre statt zum Vorderladergewehr und kämpft entsprechend mehr im übertragenen Sinne. Zum Beispiel um die Aufmerksamkeit eines vorbeieilenden Publikums: Als wettertrotzender "Folk-Troubardour" hat der Australier Joseph Daniel Pogson sein Handwerk auf den Straßen Europas gelernt, die ihn im vergangenen Jahr dann auch nach Berlin geführt haben – wo er sein Debütalbum "Glorious Light" aufnahm. Dieses und sich selbst stellt er heute im studioeins im Bikini vor. Dabei wird er sicherlich einiges Interessantes zu berichten haben, behandelt das in einer einstigen Stasi-Zentrale im Osten der Stadt eingespielte Album doch "Themen wie Krieg und Hoffnung, erforscht das Christentum, streift die römische und germanische Mythologie und zieht Referenzen zu Dante, Dylan und Hemingway." Alles verpackt in melancholisch-folkige Songs, die oft in mitreißenden Höhepunkten gipfeln. Und als wäre all das nicht genug, war der sprichwörtliche Weg zum Werk sogar wortwörtlich ein abenteuerlicher: 2022 nämlich begab sich Musketeer auf einen Road-Trip von Oslo nach Istanbul, spielte unterwegs mit diversen anderen Musikern auf öffentlichen Plätzen, in Konzerthallen und auf Festivals in 15 verschiedenen Ländern. All dies floss nicht nur in die Lieder von "Glorious Light" ein, sondern wurde auch filmisch festgehalten und soll, begleitet von einem Album unterwegs aufgenommener Musik, demnächst als Doku-Streifen veröffentlicht werden.