Vater Mutter Zuckerstreuer von Patricia Görg

Das erwachsene Kind nimmt die Wohnung der betagten Eltern auseinander, wodurch sie mit allem Drum und Dran auf einem improvisierten Floß durch die Gegend treiben. Die gesamte Einrichtung sowie die kleinen Wellensittiche sind selbstverständlich mit von der Partie, während der Zuckerstreuer seinen Kommentar abgibt.

"Eines Tages war es so weit. Die Eltern mussten weg. Meine Mutter mit ihren schwächer werdenden Geisteskräften, mein Vater und seine Sammlung von Werkzeugen." Das erwachsene Kind trennte die Wohnung der Eltern ab und sie stießen mit ihrem ganzen Hab und Gut, als wäre es ein Floß, ins Ungewisse vor. Kuckucksuhr, Wellensittiche, Zuckerstreuer und eine Vielzahl von Küchengeräten und Lebensweisheiten gleiten unter dem Lachen der Möwen durch die Unsicherheit. Das Komische geht nie unter. "Ihre altersgezeichneten Gesichter sind längst zu Masken erstarrt, aber ihre Seelen bewegten sich unaufhaltsam weiter."

Zum Autor

Patricia Görg, die 1960 in Frankfurt am Main zur Welt gekommen ist, ist bekannt für ihre Essays, Romane und Hörspiele. 1994 erhielt sie den Hörspielpreis "Lautsprecher" der Akademie der Künste Berlin für das Stück "Zoo", das vom SWF/RB produziert wurde. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen auch der Schubart-Literaturförderpreis der Stadt Aalen (2013) sowie der Italo-Svevo-Preis (2019). Für Deutschlandfunk Kultur hat sie viele "Wurfsendungen" geschaffen, darunter auch die Hörspiele "Kunckels Kunst" (2017) und "Die Gesänge der Raumfahrer. Ein Fernlehrgang" (2019).