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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 24.01.2023Bauunglück im MossehausHin und wieder dokumentieren wir in diesem Podcast auch traurige Unfälle und Katastrophen, die sich vor 100 Jahren ereigneten. Auch haben wir immer die Artikel im Blick, die sich mit den Entwicklungen des Verlagswesens beschäftigen, die also von unseren Quellen und ihrer Entstehung erzählen. In der heutigen Folge verschmelzen diese beide Themenspektren, denn es ereignete sich am 24. Januar 1923 vormittags ein Bauunglück in einem Verlagshaus. Betroffen war das berühmte Mossehaus in der Schützenstraße, in dem u.a. das Berliner Tageblatt produziert wurde. Das von dem Verleger Rudolf Mosse erbaute Gebäude hatte 1919, während der Spartakusaufstände, Schäden erlitten und wurde 1921 bis 1923 im Stile der Neuen Sachlichkeit umgebaut und dabei um 2 Etagen aufgestockt. Nach der Fertigstellung dieser Aufstockung erwies sich die Decke als nicht genügend tragfähig und stürzte ein. In ihrer Abendausgabe berichtete also das Berliner Tageblatt von den Toten und Verletzten im eigenen Hause. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 23.01.2023Die DamenradrennmaschineZu den Dingen, die es schon länger gibt, also man vielleicht denken würde, zählt auch der Hometrainer. Bereits um 1900 sollen die beiden deutschen Sportmediziner Zuntz und Voigt in Berlin einen ersten sogenannten Fahrradergometer entwickelt haben, mit dem man in der heimischen Stube Kilometer machen und die eigene Fitness stählen konnte, ohne sich einen Zentimeter fortzubewegen. In Serie gegangen ist das Patent damals aber offensichtlich nicht; jedenfalls hatte ein sehr ähnliches Gerät ein knappes Vierteljahrhundert noch immer das Zeug zur Attraktion, über die sich ein namenloser Autor in der Vossischen Zeitung vm 23. Januar 1923 durchaus rege amüsierte. Begegnungsort war nicht etwa ein frühes Gym oder eine anderweitig typische Stätte sportlicher Betätigung, sondern, nun ja, ein Varieté, in dem sich junge Damen zur Freude eines mutmaßlich überwiegend männlichen Publikums um die Wette abstrampeln mussten. Bei den finanziellen Zuwendungen, die sie darüber generierten, zählte, wie man sich denken kann, offensichtlich nicht allein die sportliche Leistung. Frank Riede fährt ohnehin auf der Straße Rennrad, wenn er nicht gerade, wie hier, für uns liest.
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Folge vom 22.01.2023Segelflugwettbewerb in der RhönDass die Entwicklung der motorisierten Luftfahrt in Deutschland durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags gehemmt war, kam in diesem Podcast bereits das eine oder andere Mal zu Gehör. Doch worauf wichen die legal arbeitenden Ingenieure aus, wenn sie fliegen wollten: auf das Segelfliegen. Und tatsächlich etablierte sich ein rege Verbands- und Vereinsszene rund um den motorlosen Gleitflug, die sich ab 1920 jedes Jahr in der Rhön auf der Wasserkuppe zu einer Leistungsschau und einem Wettbewerb um den längsten, höchsten und weitesten Segelflug traf. Am 22.1. 1923 lieferte der Vorwärts einen Bericht vom Rhöntreffen des Vorjahres nach, bei dem die akademischen Segelflugforscher, zumindest im Vergleich mit den Heimwerkern, eine Bruchlandung erleben. Mit den Erben des Ikarus segelt für uns Paula Leu.
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Folge vom 21.01.2023“Märtyrer” Fritz ThyssenDie Besatzer des Ruhrgebiets stießen bei ihren Bemühungen, die als geschuldete Reparationen angesehene Kohle direkt von den Zechen nach Frankreich und Belgien zu verfrachten, auf den passiven Widerstand der Bevölkerung, zu dem diese ja von der politischen Führung aufgerufen worden war. Besonders der Streik der Eisenbahner war da relevant, aber auch die Führung der Montanindustrie, angeführt durch Fritz Thyssen, weigerte sich, den französischen Kommissaren Zugriff auf den Abbau zu gewähren. Die Besatzungsbehörden entschieden sich für eine harte Gangart und ließen Thyssen und fünf weitere Industrielle verhaften und vor ein Militärgericht stellen. Dass sie damit Märtyrer schufen, dessen war sich die Vossische Zeitung sicher, die am 21. Januar von den Verhaftungen selbst und von der Verteidigungsstrategie der Verhafteten berichtete. Frank Riede liest.