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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 01.04.2020Berlins SelbstmörderfriedhofHeute wie vor einhundert Jahren findet sich weit draußen im Jagen 135 des Grunewalds, nahe des Schildhornwegs, ein abgelegener kleiner Waldfriedhof, für den sich im Volksmund der Name „Friedhof der Namenlosen“ oder „Selbstmörderfriedhof“ eingebürgert hat. Nach den lärmenden Wochen des Kapp-Putsches nimmt sich die Berliner Morgenpost vom 2. April 1920 die Muße, diesem in der Karwoche einen stillen Besuch abzustatten. Und appelliert an Staat und Gemeinde – im Tod seien schließlich alle Menschen gleich –, ihm die gleiche Pflege wie anderen Friedhöfen zukommen zu lassen. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 31.03.2020Ossietzky: Die demokratische Parole!Zwei Wochen nach dem sogenannten Kapp-Putsch sind Einigkeit und Zusammenhalt von demokratischen Parteien und Zivilgesellschaft gegen Rechts beinahe schon Geschichte. Die alten Streitigkeiten brechen wieder auf. In der Berliner Volkszeitung vom 1.4.1920 analysiert der spätere Herausgeber der Weltbühne und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky die Lage und fordert eine neue demokratische Parole, eine offene, wahrhafte Politik der Eindeutigkeit, um den Herausforderungen der kommenden Zeit gewachsen zu sein. Es liest Paula Leu.
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Folge vom 30.03.2020Wenn der Kaiser nicht mehr kommt…Das beschauliche oberösterreichische Städtchen Ischl war zu k.u.k.-Zeiten so etwas wie die heimliche Sommer-Hauptstadt Österreich-Ungarns. Alljährlich residierte Franz Josef I. hier mit seinem gesamten Hofstaat zur Sommerfrische und ließ ganz Ischl wochenlang in Kaisergelb erstrahlen. Mit diesem imperialen Glanz war es nach der Abdankung des Kaisers und dem Zerfall der Doppelmonarchie naturgemäß vorbei, und Ischl über Nacht ein profaner Ort im Salzkammergut. Wie sehr die kaiserliche Vergangenheit freilich immer noch hinter jeder Ecke hervorlugte und der daraus resultierende Phantomschmerz die Atmosphäre an der Traun prägte, weiß der große Feuilletonist Alfred Polgar in seinem vorösterlichen Reisebericht im Berliner Tageblatt vom 31. März 1920 zu beschreiben. Es liest Frank Riede.
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Folge vom 29.03.2020Wagner-Comeback in New YorkDer Erste Weltkrieg mit seiner abschließenden militärischen Niederlage hatte Deutschland nicht nur politisch und wirtschaftlich isoliert. Die Ächtung vor allem in der sogenannten westlichen Welt erstreckte sich vielerorts auch auf die deutsche Kultur, die sich – erklärt oder unerklärt – gerade in Amerika jahrelang ausgeprägter Boykottmaßnahmen ausgesetzt sah. Von dem zarten Pflänzchen einer vorsichtigen Rückkehr deutscher Komponisten in das Konzertleben berichtet am 30. März 1920 aus New York der Korrespondent der B.Z. am Mittag – und auch von feinen Unterschieden, die dabei zwischen einzelnen Künstlern vorerst gemacht wurden. Gelesen von Paula Leu.