Wenn die Welt aus den Fugen gerät, dann können gute Bücher weiterhelfen. In Amerika sorgt Zach Williams mit Kurzgeschichten für Furore und in der Schweiz begeistert Lukas Maisel mit einer wahren Geschichte, die Hoffnung macht, dass doch noch alles gut kommen könnte.
Der Schweizer Autor Lukas Maisel erzählt in seinem aktuellen Buch «Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete» eine atemberaubende wahre Geschichte: 1983 ging in einem sowjetischen Zentrum für Raketenabwehr der Alarm los: Der Computer zeigte einen nuklearen Angriff der USA an.
Der diensthabende Offizier Stanislaw Petrow behielt kühlen Kopf. Statt den Gegenangriff auszulösen, tat er das einzig Richtige: Er tat nichts – und bewahrte damit die Menschheit vor dem Atomkrieg. Der Angriff entpuppte sich als Fehlalarm. Der Roman zeige «hautnah einen Menschen in einer Ausnahmesituation», sagt Felix Münger – «und einen realen Helden».
Ein Debüt, das letzten Sommer in den USA Furore machte: «Es werden schöne Tage kommen» von Zach Williams. Die zehn Erzählungen haben es tatsächlich in sich. In einer schönen, ruhigen Sprache schildern sie, wie heile Welt plötzlich fremd und bedrohlich werden kann. Das Buch ist so nah an der Realität, dass einem das Unheimliche hinterrücks überfällt beim Lesen – und zu denken gibt. Eine echte Entdeckung!
Buchhinweise:
Lukas Maisel. Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete. 128 Seiten. Rowohlt, 2025.
Zach Williams. Es werden schöne Tage kommen. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Clemens J. Setz. 272 Seiten. dtv, 2025.

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Folge vom 25.03.2025Aktuelle Buchempfehlungen: Zach Williams und Lukas Maisel
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Folge vom 18.03.2025Aktuelle Buchempfehlungen: Schweizer KrimiliteraturAm Tag des Schweizer Krimis widmet sich auch die Literaturstammtischrunde klassischen und aktuellen Krimis. Darunter sind «Das Versprechen» von Friedrich Dürrenmatt und Michael Fehrs «Simeliberg». «Das Versprechen» von Friedrich Dürrenmatt ist zwar schon über ein halbes Jahrhundert alt, aber er sei bis heute einer der besten Krimis der Schweizer Literatur, findet Felix Münger. Im 1958 erschienenen Roman geht es um ein Sexualdelikt an einem kleinen Mädchen. Der scharfsinnige Kommissar Matthäi ermittelt den Täter. Doch kurz vor dessen Überführung grätscht der Zufall ins Geschehen – und der Fall bleibt ungelöst. Dürrenmatt führt mit seinem Krimi vor, dass der Wirklichkeit mit Logik nur bedingt beizukommen ist. Philipp Gurt zählt zu den derzeit erfolgreichsten Krimischriftstellern der Schweiz. Sein neuester Fall «Todesengel» ist in vielem typisch für den Autor: packender Plot, brutalste Gewalttaten vor idyllischer Bünder Kulisse, Abstecher in die Schweizer Historie, dieses Mal zu den Anfängen von AIDS in den 1980ern. Das Buch sei ein Pageturner, sagt Felix Münger. Allerdings habe auf ihn die Auflösung des Falls am Ende zu konstruiert gewirkt, was dessen Glaubwürdigkeit unterlaufe. In Michael Fehrs Krimi «Simeliberg» wird Bauer Schwarz verdächtigt, seine Frau umgebracht zu haben. Gemeindeverwalter Griese, der ihn abholen muss, findet auf dem abgelegenen Hof Tausendernoten und Maschinengewehre. Als eine wilde Jugendbande auftaucht, wird es für ihn immer brenzliger. «Simeliberg» steht in der Tradition der Spoken-Word-Literatur: Die rhythmisierte Kunstsprache zwischen Hochdeutsch und Mundart sei ein mitreissendes Leseabenteuer, findet Markus Gasser. Was im Titel wie ein Heimatroman klinge, beschreibe eine düstere Schweiz mit freudlosen, bösen Menschen. Die Geschichte «Gommer Herbst» beginnt mit zwei toten Jägern im Goms und einer ominösen «IG Wolf». Das Ermittlerteam um den frühpensionierten Kriminalpolizisten «Chutz» Walpen gerät zwischen die Fronten von Wolfshassern und Wolfsverherrlichern, aber auch in alte Gommer Familienverstrickungen und Auswanderungsgeschichten aus dem 19. Jahrhundert. Am Ende spielt auf unvorhersehbare Weise die frühere Militärdiktatur in Argentinien mit hinein. Markus Gasser, der das Buch vorstellt, sagt, das Historische sei profund recherchiert und die Geschichte atmosphärisch tief im Oberwallis verankert. Buchhinweise: Friedrich Dürrenmatt. Das Versprechen. 160 Seiten. Diogenes, 1996. (diverse Auflagen) Philipp Gurt. Todesengel. Ein Fall für Giulia de Medici. 384 Seiten. Kampa, 2025. Michael Fehr. Simeliberg. 144 Seiten. Der gesunde Menschenversand, 2015. Kaspar Wolfensberger. Gommer Herbst. 496 Seiten. Bilger, 2019.
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Folge vom 11.03.2025Aktuelle Buchempfehlungen: Neues von jungen Schweizer AutorinnenMeral Kureyshi erzählt in ihrem neuen Roman «Im Meer waren wir nie» unter anderem die Geschichte einer Freundschaft zwischen den Generationen. Und Nora Osagiobare thematisiert in ihrem Debüt «Daily Soap» den Alltagsrassismus in der Schweiz. Meral Kureyshis namenlose Ich-Erzählerin zieht mit ihrer besten Freundin aus der Schulzeit deren Sohn auf. Gleichzeitig kümmert sie sich um Lili, die ins Altersheim gezogen ist. Care-Arbeit und doch ist da auch so etwas wie Nähe zwischen den beiden. In einzelnen Szenen erzählt die Schweizer Autorin aus dem Alltag ihrer Protagonistin, von Beziehungen, die sich verändern und nicht so recht in Schemata passen wollen, vom Altern und von Abschieden. «Im Meer waren wir nie» sei ein kluges und feinsinniges Buch, in dem man sich gerne verliere, sagt Valentin Schneider. Nora Osagiobare, 1992 in Zürich geboren, nimmt in «Daily Soap» so ziemlich alles auf die Schippe, was an Themen auf Schweizer Strassen liegt. Seien es die Sorgen reicher Frauen, reicher Männer und reicher Söhne, seien es Pornos, sei es geschwurbeltes Nonsense-Gerede über Kunst. Vor allem aber geht es in diesem Debüt um Alltagsrassismus. Osagiobare habe einen ganz eigenen, entlarvenden Blick auf die Schweiz, findet SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr. Ein Buch voller bitterbösem Humor. Buchhinweise: · Meral Kureyshi. Im Meer waren wir nie. 213 Seiten. Limmat, 2025. · Nora Osagiobare. Daily Soap. 288 Seiten. Kein & Aber, 2025.
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Folge vom 04.03.2025Aktuelle Buchempfehlungen: Neues von Joël Dicker und Lucy FrickeEr ist zurück! Der Genfer Bestsellerautor Joël Dicker hat mit seinem neuesten Roman «Ein ungezähmtes Tier» zu seiner früheren Bestform zurückgefunden. Und die deutsche Autorin Lucy Fricke begeistert mit dem lebensbejahenden Roman «Das Fest». Der Genfer Krimi-Autor Joël Dicker erzählt in «Ein ungezähmtes Tier» eine trickreiche Meisterdieb-Geschichte, die mit grosser Raffinesse geschrieben ist. Sie beginnt in Genf. Etwas ausserhalb der Stadt lebt ein beruflich erfolgreiches Paar. Er ist Banker, sie Anwältin. Die beiden befreunden sich mit einem finanziell weniger gut gestellten Paar. Er Polizist, sie Verkäuferin. Das Leben der beiden Paare entwickelt sich zu einer Vier-Ecks-Beziehung aus Eifersucht und Begehren. Doch dann ereignet sich ein Juwelenraub, der alles verändert. Mit diesem Krimi laufe Joël Dicker endlich wieder einmal zur Hochform auf, meint Annette König, die das Buch mit an den Literaturstammtisch bringt. Ein Mann wird 50 und will nicht feiern. Er hat das Gefühl, im Leben nichts erreicht zu haben. Bestsellerautorin Lucy Fricke schreibt in «Das Fest» diesen Mann «aus der Krise». Sie stellt ihm eine beste Freundin an die Seite, die zum Geburtstag heimlich scheinbar zufällige Begegnungen mit Menschen organisiert, die dem Mann einmal wichtig waren. Ein Buch, das wie ein Slapstick daherkomme und voller überraschender Wendungen sei. Und ein Buch, das das Leben und die Liebe feiere, sagt Franziska Hirsbrunner. Sie empfiehlt es in der heutigen Sendung. Buchhinweise: · Joël Dicker. Ein ungezähmtes Tier. 432 Seiten. Aus dem Französischen von Michaela Messner und Amelie Thoma. Piper, 2025. · Lucy Fricke. Das Fest. 173 Seiten. Claassen, 2025. · Samantha Harvey. Umlaufbahnen. Aus dem Englischen von Julia Wolf. 224 Seiten. dtv, 2024.