Ein Leben im Ton von Frank Witzel | Teil 1 von 2

Teil 1/2 | Zum 100. Jahrestag von Gerhard Preßlers Geburt, einer zentralen Figur im Bereich des Hörspiels, gibt es eine akustische Reise quer durch Deutschland. Von den bahnbrechenden Beiträgen seines Vaters Heinrich bis zu seinen umstrittenen "Theorien der Verstörung" – die Frage bleibt, wie dieser oft missverstandene Erneuerer das Medium beeinflusst hat.

In der Welt der Hörspielkunst erscheint Gerhard Preßler als ein Virtuose der auditiven Erzählweise, dessen Werke über die Jahre hinweg wie ein vielstimmiger Nachhall wirken. Von der geheimnisvollen Selbstbefragung in "Wer war Gerhard Preßler?" bis zu dem bizarren Spektakel in "Flurtumult" reicht ein Spektrum menschlicher Erlebnisse. "Das falsche Brautgeschenk" ist eine feine Störung im gesellschaftlichen Porzellan und beleuchtet die Konventionen der Gesellschaft, während "Einblicke in das Kombinat Sindermann" den alltäglichen Ablauf in eine dokumentarische Liedkunst überführt. "Endlose Spiele des Misserfolgs" erklingen wie eine melancholische Komposition des Scheiterns und finden ihren tiefsten, persönlichsten Ausdruck in den "Bildern zeitgenössischer Todessehnsucht". Mit seinem geplanten Projekt "Das Zeitalter der Eigenschaftslosigkeit" versuchte Preßler, einen Übergang zwischen literarischem Erbe und modernen Erfahrungen zu schaffen – ein letzter Versuch, die Eigenschaftslosigkeit der jetzigen Zeit in Töne zu übersetzen. Seine Hörstücke sind wie akustische Kunstwerke, die das Echo der letzten Jahrzehnte bis heute bringen.

Zum Autor

Frank Witzel, der 1955 in Wiesbaden das Licht der Welt erblickte, ist ein vielseitiger Kreativer: Schriftsteller, Zeichner, Moderator im Radio und Musiker. Nachdem er eine musikalische Bildung erhalten hatte, begann er in den 70ern mit dem Schreiben von Gedichten, brachte 2001 seinen ersten erfolgreichen Roman "Bluemoon Baby" heraus und wurde 2015 mit dem Deutschen Buchpreis für "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" ausgezeichnet. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller produziert er Hörspiele und hält als Honorardozent in Offenbach Vorlesungen. Sein neustes Buch "Meine Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts" wurde 2024 publiziert.