Die Recherche nach den akustischen Dimensionen in Die Blendung begibt sich in Elias Canettis Klang- und Sprachräume und führt ein in seine "Schule des Hörens". Der Sinologe und Privatgelehrte Peter Kien will nichts mehr hören, nicht mehr zuhören, geschweige denn sprechen. Kien ist ein Mensch der Schrift, er liebt die Buchstaben und so wie er das Auge schließen kann, wünscht er sich ein Ohren-Lid, mittels dessen der Lärm der Welt auszusperren wäre. Einladungen zur Diskussion seiner wissenschaftlichen Arbeit nimmt er schon lange nicht mehr an, sondern schickt lieber sein Manuskript und lässt es von anderer Stimme verlesen. Hören und Sprechen sind also nicht die Sache des "Büchermenschen" Kien und doch ist der Roman Die Blendung ein klanglicher Kosmos; "Akustische Literatur", in der der auditive Sinn zu einem Thema wird, das im gesamten Werk und Denken Canettis eine zentrale Stellung einnimmt. "Bei jedem sitzt die Seele woanders: der hat sie in den Lungen, jener im Darm; die hat sie im Herzen und jene im Geschlecht; bei mir fühlte sie sich am wohlsten in den Ohren." (Elias Canetti ) // Mit Caroline Ebner, Sven Hussock, Stefan Merki u.a. // Realisation: Stephanie Metzger // BR 2013 // Aktuelle Hörspiel-Empfehlungen per Mail: www.hörspielpool.de/newsletter
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Folge vom 25.12.2019Zunge, Stimme, Ohr - Elias Canettis "Die Blendung" als "Schule des Hörens" von Stephanie Metzger
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Folge vom 19.12.2019Turner-Preisträger Lawrence Abu Hamdan im Gespräch über die Politik des HörensLawrence Abu Hamdan, der im Dezember 2019 mit dem Turner-Preis ausgezeichnet wurde, präsentierte 2018 im Rahmen von Public Art Munich in München sein forensisches Audio-Archiv. Veronika Süß sprach damals mit ihm über die Politik des Hörens und die Konstruktion von Wahrheit.
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Folge vom 13.12.2019Felix Guattari - das unbekannte Genie? Ein Gespräch mit Medienwissenschaftler Henning SchmidgenOhne den französischen Denker Felix Guattari, gestorben 1992 in Paris, könnten wir die Welt der heutigen Medien kaum verstehen. Dabei ist Guattari den meisten unbekannt, allenfalls kennt man ihn als Ko-Autoren von Gilles Deleuze. Henning Schmidgen von der Bauhaus-Universität Weimar will das ändern, er hat vor kurzem die "Guattari-Tapes" veröffentlicht. Ein Gespräch.
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Folge vom 09.12.2019"Küssende Fernseher" und zerspringendes Glas: Alexeij Sagerer, unmittelbares Theater und weitere Performances - Das Artmix-Magazin im DezemberAlexeij Sagerer macht seit den 1980ern Videokunst. Mit "Küssende Fernseher" wurde er zur documenta 8 eingeladen. Jetzt feierte er seinen 75. Geburtstag. Wir gratulieren! Außerdem: Perfomances auf Instagram und Fernseh-Tonspuren als Podcast.