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Auf den Tag genau Folgen
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Folgen von Auf den Tag genau
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Folge vom 13.07.2023Das TheatrophonIn machen europäischen Ländern laufen im Fernsehen fremdsprachige Filme in der Regel im Original mit Untertiteln, die Mehrzahl erstellt aufwändige Synchronfassungen der Filme, bei denen Schauspieler:innen die Aussagen der Originalschauspieler:innen “nachspielend” einsprechen. In Polen hingegen las (oder liest immer noch?) eine männliche Stimme nüchtern, sachlich, monoton die Texte aller Filmfiguren hintereinander weg, wobei die Zuschauer:innen leise das Original im Hintergrund hörten. Wahrlich eine sehr interessante Seh- und Hörerfahrung. Eine dem polnischen Synchronisierungsmodell geistesverwandte Erfindung stellte am 13. Juli 1923 das 12 Uhr-Blatt vor: das Theatrophon. Wer etwa in der Oper den Text nicht verstand, konnte zu einem Hörer greifen und den Wortlaut der Arie trocken und monoton vorgelesen bekommen. Frank Riede liest den Zeitungstext für uns in gewohnter Lebhaftigkeit und Dynamik.
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Folge vom 12.07.2023Der Damenhut mit der RadiostationHeutzutage kenn jeder überall, auch unterwegs, dank seines Mobiltelefons und kabellosen Kopfhörern ganz bequem Podcasts, wie etwa diesen hier, hören – über Streams natürlich auch Radiosender. Die heutige Folge ist ein Beleg dafür, dass schon vor 100 Jahren Erfinder:innen sich daran gemacht haben, einen Radio-Hut zu entwickeln, bei dem ein Radioempfänger und Kopfhörer in einen Hut integriert waren, so dass, in diesem Fall, frau auch bei einem Spaziergang ihre Lieblingsradiosendung nicht verpasste. Die BZ am Mittag vom 12.7. berichtete von diesen technischen Innovationen in Amerika, sie wusste aber noch nicht, dass sich dieser Radiohut nicht kommerziell durchsetzen würde. Erst Ende der 1940er Jahre entwickelte sich der „Man From Mars Radio Hat“ für ein paar Jahre zu einem Verkaufsschlager. Von den Anfänger der Kopfbedeckung mit Radio liest Paula Rosa Leu.
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Folge vom 11.07.2023Mit Goethe, Faust und Helena in GriechenlandTheodor Däubler kam in der Welt viel herum. 1876 im damals noch österreichischen Triest geboren, lebte er später an verschiedenen Orten in Italien, aber auch in Paris, Berlin und Dresden sowie seit 1921 für einige Jahre in Griechenland, von wo er mehrere Reisen in den Orient unternahm und uns zuletzt am Neujahrstag einen Gruß von den Kykladen in den Podcast übersandte. In seinem Artikel aus dem Berliner Börsen-Courier vom 11. Juli 1923 hatte er indes wieder Festlandsboden unter den Füßen. In die byzantinische Ruinenstadt Mystras auf der Peloponnes, nordwestlich des antiken Sparta, begab er sich, um Goethe, Faust und Helena mit der Seele zu suchen – und wurde, scheint’s, durchaus fündig. Mit von der Partie für uns ist Frank Riede.
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Folge vom 10.07.2023Spannungen im amerikanisch-chinesischen VerhältnisDas amerikanisch-chinesische Verhältnis, zur Zeit bekanntlich in aller Munde, war dem Berliner Tageblatt auch schon am 10. Juli 1923 einen eigenen Artikel wert. Der weltpolitische Kontext war seinerzeit natürlich noch ein ganz anderer. Der Weltmächte gab es mehr als heute, und wahrscheinlich hätte man China damals nicht einmal dazu gezählt. Vielmehr verband die Vereinigten Staaten und das ‘Reich der Mitte‘ neben der Größe ihrer Staatsgebilde und dem daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Potential ihr Gegensatz gegenüber den großen europäischen Kolonialmächten, wie auch gegenüber der sich zunehmend imperial gerierenden pazifischen Macht Japan, der sie – so entnehmen wir dem Artikel – in gewisser Weise zu natürlichen Bundesgenossen machte. Frank Riede weiß für uns aber auch bereits über Risse in diesem Bündnis zu berichten.